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Geschüttelt, nicht gerührt

Technik
Geschüttelt, nicht gerührt

Herkömmliche Wärmedämm-Verbundsysteme werden mit mineralischen Pulver- klebern, die man mit Wasser anrührt, verklebt. Nicht nur schneller und einfacher, sondern auch exakter lassen sich Dämmplatten – dank ein paar kleiner Hilfsmittel – mit einem PU-Kleber aus der Kartusche befestigen, die vor Gebrauch lediglich geschüttelt werden muss.

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Die Idee, Hartschaum-Dämmplatten mit einem Klebeschaum auf Polyure-than-Basis auf Fassaden zu verkleben, ist zwar nicht neu. Neu ist aber, dass neben dem neuen Klebemittel nun auch ein spezielles Zubehör entwickelt wurde, mit dem sich die Dämmplatten einfach und exakt anbringen lassen – und das ohne großen Aufwand.
Aus der Dose statt dem Eimer
Die Vorteile einer Plattenverklebung mit PU-Klebeschaum liegen auf der Hand. Da der Kleber nicht angerührt werden muss, ist kein elektrischer Strom notwendig. Die Dose wird einfach auf die Pistole geschraubt und das Klebemittel auf die Plattenrückseite gesprüht. Auch das Schleppen schwerer Klebereimer entfällt dadurch. Statt dessen wird vor Arbeitsbeginn einfach ein Karton mit Schaumkartuschen auf das Gerüst geschafft. Je nach Kleberschichtdicke reicht der Inhalt einer 750 ml-Dose für vier bis fünf Quadratmeter WDVS aus. Das entspricht etwa 25 Kilogramm eines konventionellen mineralischen Klebers.
Die leeren Dosen können auch gleich wieder im Karton gesammelt werden – so bleibt die Baustelle sauber. Apropos sauber: weil der Kleber nicht angerührt wird, entsteht ohnehin weniger Schmutz. Nicht nur, weil die Staubentwicklung beim Anrühren der Sackware entfällt, sondern auch, weil kein Rührwerkzeug gesäubert werden muss.
Auch die Entsorgung der leeren Klebeschaum-Dosen erfolgt unkompliziert. Auf jeder Dose befindet sich eine Hotline-Nummer des PDR-Systems (PDR = Polyurethan Dosen Recycling). Entweder der Verarbeiter wählt diese Nummer und lässt die gesammelten Dosen abholen oder er gibt sie in einer der Niederlassungen des WDVS-Herstellers ab und dieser übernimmt die Entsorgung.
Auf den Winkel kommt es an
Leider haben PU-Schäume jedoch die Eigenschaft nach dem Aufsprühen ihr Volumen zu vergrößern. Nach Austreten aus der Kartusche benötigen sie dann kurze Zeit, bis sie ihre endgültige Größe und schließlich auch ihre Festigkeit erreicht haben. Für die Verklebung von Dämmplatten bedeutet dies, dass die Platten während dieser Zeitspanne – bis der Kleber seine Festigkeit erreicht hat – immer wieder nachjustiert werden müssen, weil sie sich durch die Volumenvergrößerung des Schaums verschieben. Dies kann beispielsweise durch mehrmaliges Nachdrücken mithilfe einer Wasserwaage geschehen. Allerdings kostet dies zum einen eine Menge Zeit, zum anderen ist fraglich, ob sich die Platte so tatsächlich in die gewünschte Position bringen lässt. Ohne Nachjustierung ist eine ebene Fassadenfläche aber fast nicht zu erzielen. Oder etwa doch? Kleine Kunststoffwinkel, die die Platte von Anfang an in der gewünschten Position halten, könnten des Rätsels Lösung sein.
Diese Winkel sind auf der einen Schenkelseite mit einem hochviskosen Spezialkleber versehen. Die hohe Kleberschichtdicke von 2,5 Millimetern sorgt auch auf strukturierten Untergründen für eine hohe Haftung. Der selbstklebende Winkel bietet dabei noch einen kleinen Zusatznutzen: Sollte er nämlich einmal nicht am Untergrund haften, so ist das für den Verarbeiter ein eindeutiger Hinweis darauf, dass der Untergrund verfestigt werden muss, um den Halt des WDVS sicher gewährleisten zu können. Der andere Schenkel ist mit zwei Lochreihen ausgerüstet, in die Fixierungsnägel eingesteckt werden können. Zudem verfügt er über eine Sollbruchstelle. Werden dünne Platten angebracht, knickt man die vordere Lochreihe einfach ab.
Die Dämmplatten selbst sind mit umlaufender Nut und Feder ausgestattet. Dies ermöglicht ein einfaches Ausrichten der Platten zu einer ebenen Oberfläche. Der gleich bleibende Abstand von Nut und Feder zur Plattenvorderseite ermöglicht dabei auch die Kombination unterschiedlicher Plattenstärken, falls ein unebener Untergrund ausgeglichen werden muss. Zusätzlich zu Nut und Feder sind die Platten zur Aufnahme der Fixierungswinkel an der Plattenrückseite noch einmal horizontal hinterfräst.
Lieferbar sind die EPS-Hartschaumdämmplatten in Plattendicken von 50 bis 300 Millimetern und drei Dämmqualitäten: WLG 040, WLG 035 (12 Prozent höherer Dämmwert) und WLG 032 (20 Prozent höherer Dämmwert). Die in der Vergangenheit bei diesen hochdämmenden (dunklen) Platten aufgetretenen Schwierigkeiten sind bei diesem System wesentlich unwahrscheinlicher, erklärt der Hersteller. Der Grund: durch die wesentlich schnellere Trocknung des Klebeschaums bleibt den Platten weniger Zeit zum „Schüsseln“, also dem Aufstellen der Plattenränder. Dennoch empfiehlt der Hersteller die hochdämmenden Platten weder in der Sonne zu lagern und möglichst auch nicht in der prallen Sonne zu verarbeiten.
Andrücken und fixieren
Zunächst wird der Klebeschaum auf die Plattenrückseite aufgetragen. Außerdem empfiehlt der Hersteller einen weiteren Wulst in der Plattenmitte in horizontaler Richtung. So ist die Wahrscheinlichkeit, bei eventueller zusätzlicher Verdübelung den Kleber zu treffen, am größten.
Die besprühte Dämmplatte wird an die Wand angesetzt und leicht angedrückt. Dabei ist darauf zu achten, dass durch zu festes Andrücken die Kleberstruktur nicht zerstört wird. Nun kommen die Fixierungswinkel ins Spiel. Sie werden so an den Untergrund geklebt, dass der horizontale Schenkel auf der Fräskante der Platte aufsitzt. Bevor die Fixierungsnägel in die Platte gesteckt werden, muss diese jedoch ausgerichtet werden. Auch hierfür hat sich der Hersteller eine kleine Besonderheit einfallen lassen. Die zum System gehörende kurze Wasserwaage verfügt am oberen Ende über einen Haken, mit dem die Wasserwaage in die Plattenkante eingehängt werden kann. So bleiben beide Hände frei für die Fixierung der Platte. Sobald die Platte mithilfe der Wasserwaage in die richtige Position gebracht worden ist, steckt man die Kunststoffnägel durch die Löcher des Winkels. Die Platte ist nun fixiert und kann vom Schaum nicht mehr verschoben werden. Die Expansion des Klebers erfolgt ausschließlich in die Breite, wodurch die Klebefläche vergrößert wird. Damit beim Anbringen der Fixierungswinkel eine Hand zum Abstützen an der Platte bleiben kann, bietet der Hersteller für die Aufbewahrung von Winkeln und Nägeln eine praktische Gürteltasche an.
Außer zum Fixieren der Dämmplatten erweisen sich die Fixierungswinkel auch für andere Einsatzzwecke als äußerst praktisch. So können sie etwa zum Abstützen der Dämmplatte im Sturzbereich von Öffnungen (z.B. Fenstern und Türen) eingesetzt werden. In diesem Fall dient der horizontale Schenkel als Auflagefläche. Nach der Trocknung des Klebeschaums kann dieser Schenkel einfach abgeknickt werden. Auch die Verwendung der Winkel anstelle eines Sockelprofils ist denkbar.
Um die Ecke gedacht
Damit die Dämmplatten in den Leibungen von Öffnungen bis zum Erhärten des Klebeschaums an der gewünschten Stelle bleiben, wurde auch hierfür ein Hilfsmittel entwickelt. Das eine der beiden spitz zulaufenden Enden einer speziellen Kunststoffklammer wird einfach in die Leibungsplatte, das andere Ende in die anschließende Dämmplatte gesteckt. Am Fenster- oder Türrahmen wird die Leibungsplatte durch das Leibungsprofil an der gewünschten Stelle gehalten. Die korrekte Positionierung der Leibungsplatte ist so bis zum Erhärten des Klebeschaums ebenfalls gewährleistet.
Wirtschaftliches System
Für die Armierung empfiehlt der Hersteller eine zementfreie Armierungsmasse, als Schlussbeschichtung einen Siliconharzputz bzw. einen organisch gebundenen Oberputz.
Gegenüber konventionellen WDV-Systemen mit mineralischen Klebern liegen die Materialkosten für das neue Klebeschaum-System selbstverständlich höher. Auf Grund der Zeiteinsparung bei der Verarbeitung dürfte sich dieser „Nachteil“ jedoch im Nu ausgleichen.
Das beschriebene Wärmedämm-Verbundsystem wird unter dem Namen „Qju“ von Brillux angeboten. Weitere Informationen zum System erhalten Sie bei Brillux Tel.: (0251) 7188-0/Fax: -439 www.brillux.de
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