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Injektion stoppt Wasser

Technik
Injektion stoppt Wasser

Erdberührte Bauteile, wie Sockel und Kellerwände, weisen häufig Feuchtigkeitsbelastungen auf, die durch konventionelle Abdichtungsmaßnahmen nicht beseitigt werden können. Der Einsatz von Mauerwerksinjektionen spielt bei der Sanierung solcher Schäden eine wichtige Rolle.

Dipl. Ing. Martin Gies, Webac Chemie

Die anstrichtechnische Überarbeitung von Feuchtigkeitsschäden birgt für den ausführenden Malerbetrieb ein hohes Risiko. Ist der Durchfeuchtungsgrad der Wand zu hoch oder dringt weiter Feuchtigkeit in das Bauteil ein, kommt es zwangsläufig zu Anstrichschäden. Abdichtende Maßnahmen sind daher häufig unumgänglich. Eine Abdichtung auf der Bauteilinnenseite (Negativabdichtung) ist jedoch nicht vorteilhaft, da die Wand feucht (und damit kalt) bleibt und somit die Gefahr von zusätzlichen Feuchteschäden durch Kondensatbildung besteht. Ist eine Erneuerung der Außenabdichtung nicht oder nur mit großem Aufwand möglich, bietet sich eine Injektion von der Bauteilinnenseite aus an. Ziel der Sanierung muss es sein, die Schadensursache zu beheben und durch flankierende Maßnahmen, wie zum Beispiel durch diffusionsoffene Sanierputze und Anstriche, ein Austrocknen der Wand zu begünstigen und Salzausblühungen zu verhindern.
Besonders bei erdberührten Bauteilen können durch Risse oder durch die unsachgemäße Ausbildung von Fugen oder Rohrdurchführungen erhebliche Wassermengen in die Wände eindringen. Häufigster Schwachpunkt: die Fuge an dem Übergang zwischen Bodenplatte und aufgehender Außenwand. Dort kommt es zu Durchfeuchtungen, wenn die Außenwandabdichtung im Bereich der Hohlkehle schadhaft ist. Durch die kapillare Saugfähigkeit der Baustoffe verteilt sich die eindringende Feuchtigkeit wie in einem Schwamm innerhalb des Wandquerschnittes.
Durch die Kapillarität kann bei älteren Gebäuden auch Feuchtigkeit aus den Fundamenten in der Wand aufsteigen. Fehlen die erforderlichen Horizontalabdichtungen, oder sind sie schadhaft, kann es durch den ständigen Kontakt mit dem feuchten Erdreich zu hohen Durchfeuchtungsgraden in der Wand kommen.
Das Injektionsmittel
Als Injektionsmaterial für abdichtende Injektionen werden z.B. feuchtigkeitsreaktive PUR-Injektionsharze eingesetzt. Bei Feuchtigkeitskontakt bilden sich kleine Luftblasen, durch die die Elastizität und Dehnfähigkeit des Materials verbessert werden. Der Wärmehaushalt der Wand wird dadurch positiv beeinflusst, die Gefahr von Wärmebrücken vermieden. Bei größeren Hohlräumen und bei drückendem Wasser kann eine Vorinjektion mit einem schnellschäumenden PUR-Injektionsschaumharz erfolgen. Diese Materialien vergrößern ihr Volumen bis zu 40-fach und sind in der Lage unter Druck wasserführende Risse innerhalb weniger Sekunden zu verschließen.
Für den Einsatz als nachträgliche Horizontalsperre gibt es extrem niedrigviskose PUR-Injektionsharze, die bis in die Kapillarporen der Wand eindringen. Bei der Verpressung verteilt sich das Harz dabei primär in den Mauerwerksfugen, die eine größere Porosität aufweisen als die Mauerwerkssteine. Auf diese Weise ist es möglich im Bereich der Lagerfugen eine durchgehende wasserundurchlässige Sperre zu erzielen. Durch die Kapillarverstopfung wird ein weiteres Aufsteigen von Feuchtigkeit dauerhaft verhindert.
Die Verarbeitung
Die Verarbeitung von Injektionsharzen erfolgt durch Druckinjektion. Hierzu wird der Sanierungsbereich in einem zuvor festgelegten Raster angebohrt. Schadhafte Risse oder Arbeitsfugen werden in der Regel seitlich schräg angebohrt, so dass diese etwa in der Bauteilmitte gekreuzt werden. Der Bohrlochabstand soll der halben Bauteildicke entsprechen. Bei der Herstellung von nachträglichen Horizontalsperren werden die Lagerfugen in einem Winkel von 30 – 45° angebohrt. Ein Bohrlochabstand von 10 – 12,5 cm hat sich dabei bewährt. Bei größeren Bauteilstärken werden die Bohrlöcher zwei- oder mehrreihig angeordnet.
In die Bohrlöcher werden Injektionspacker (Einfüllstutzen) eingeschraubt, die durch eine Gummidichtung im Bohrloch fest verspannt werden. Als Verbindung zu der Injektionspumpe dienen Kegelkopfnippel, die mit einem Kugelventil ausgestattet sind und auf den Injektionspacker aufgesetzt werden.
Die Verarbeitung der Injektionsharze erfolgt mit elektrischen Membranpumpen (Airlesspumpen), wie sie auch zur Lackverarbeitung eingesetzt werden. Die Pumpen sind mit speziellen Injektionspeitschen versehen, die auf die Kegelkopfnippel aufgesetzt werden.
Die beiden Einzelkomponenten des Harzes werden vor der Verarbeitung in einem separatem Gefäß gemischt und müssen innerhalb der Topfzeit verarbeitet werden. An den einzelnen Packern wird so lange injiziert, bis sich ein Gegendruck im Bauteil aufbaut und ein Harzaustritt im Bereich der Fugen und Risse feststellbar ist bzw. bis an dem benachbarten Packer Harz austritt. Auf diese Weise ist eine optische Kontrolle über das Injektionsergebnis möglich.
Ist das Harz ausgehärtet, in der Regel nach Trocknung über Nacht, können die Injektionspacker demontiert und die Bohrlöcher mit einem geeigneten Mörtel verschlossen werden.
Nach einer erfolgten Injektion ist zu beachten, dass durchfeuchtetes Mauerwerk noch über einen längeren Zeitraum Feuchtigkeit an die Umgebung abgeben kann. Daher können zusätzliche Trocknungsmaßnahmen erforderlich sein, bevor mit der Oberflächenbearbeitung begonnen wird.
Vorschriften und Normen
Der Einsatz von PUR-Injektionsharzen für die Sanierung von Betonbauteilen ist in den Regelwerken der ZTV-ING bzw. des DAfStB geregelt. PUR-Injektionsharze werden zum Schließen und Abdichten von feuchten und wasserführenden Rissen eingesetzt. Durch die Verpressung wird eine abdichtende und gleichzeitig dehnfähige Verbindung erzielt. Für die Verpressung von Mauerwerk gibt es keine verbindlichen Normen, die Arbeitsweise ist jedoch ähnlich. Anwendungshinweise finden sich in den WTA Merkblättern Merkblatt 4–6–98/D „Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile“ und 4–4–03/D „Mauerwerksinjektion gegen kapillare Feuchtigkeit“.
PUR-Injektionsharze für die Verpressung von Rissen und Arbeitsfugen bzw. für Horizontalsperren werden z.B. von der Webac Chemie angeboten. Weitere Informationen: Webac Chemie Tel.: (040) 670-570/Fax: -3227 www.webac.de
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