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Online Meisterschule im Arbeitsfeld Bauten-und Korrosionsschutz

Keine Angst vor Dreck, aber sauber arbeiten
Online Meisterschule im Arbeitsfeld Bauten-und Korrosionsschutz

Im Interview mit dem Malerblatt berichtet Heinrich Schmid, Standortleiter der HS Stahl- und Bautenschutz-Niederlassung in Linkenheim-Hochstetten, über die Ausbildung und die Entwicklung im Arbeitsfeld Bauten-und Korrosionsschutz.

Malerblatt: Herr Schmid, als vor zwei Jahren die Online Meisterschule Bauten- und Korrosionsschutzmeister startete, sprachen die Dozenten Hans Schühle und Jörg Holzwarth von einem enormen Potenzial. Wie ist der Status heute? Heinrich Schmid: Wir befinden uns nach wie vor in einem sehr stark wachsenden Markt. Man kann sagen, in den 70er- und 80er-Jahren wurden viele Bausünden begangen, die Bautenschützern heute Arbeit bescheren. Aus dem Bestand heraus werden in den kommenden Jahren viele Aufträge kommen. Auch vonseiten der Industrie besteht großer Bedarf. In den großen Industrieanlagen, wie zum Beispiel in denen hier entlang der Rheinschiene, sind kontinuierlich Erhaltungsarbeiten durchzuführen. Die Entwicklung dieses HS-Standortes ist ebenfalls ein Beleg für die hohe Nachfrage. Die Zahl der Aufträge hat sich in den vergangenen drei Jahren nahezu verdoppelt.

Korrosionsschutz, Betonsanierung und Bodenbeschichtung, hierbei handelt es sich um sehr anspruchsvolle Aufgaben. Welche Voraussetzungen muss ein Maler mitbringen, der die Meisterausbildung zum Bauten- und Korrosionsschutzmeister absolvieren möchte? Wie schon gesagt, sollte großes technisches Interesse vorhanden sein, genauer gesagt, der Wunsch, sich bis in die Tiefe mit den Abläufen in Werkstoffen auseinanderzusetzen. Außerdem muss man als Bautenschützer immer den Spagat schaffen, einerseits keine Angst vor Dreck zu haben, aber trotzdem sehr sauber zu arbeiten. Wenn ich in einer Tiefgarage an beschädigten Stahlbetonstützen arbeite, deren Beton bis unter die Bewehrung abgeplatzt ist, sollte ich wissen, was ich tue. Das notwendige Wissen bekomme ich in der Ausbildung zum Bauten- und Korrosionsschutzmeister vermittelt. Damit bin ich in der Praxis auf der sicheren Seite. Ein Unterschied zum klassischen Maler besteht darin, dass das Gefährdungspotenzial wesentlich höher sein kann. Ein Beispiel: Ist nach dem Anstrich einer Innenwandfarbe das Ergebnis nicht wie gewünscht, ist das meist mit ein wenig Nacharbeit und einer Schachtel Pralinen für die Auftraggeberin erledigt. Platzt die Beschichtung in einem Trinkwasserbehälter ab, können die Konsequenzen erheblich sein.
Sie selbst waren ja Teilnehmer, als der Online-Ausbildungsgang zum ersten Mal durchgeführt wurde. Heute sind Sie selber Dozent. Welche Erfahrungen haben Sie in den vergangenen Jahren gewonnen? Neben der technischen Seite ermöglichte mir die Ausbildung, ein wirklich nützliches Netzwerk aufzubauen, mit den anderen Teilnehmern ebenso wie mit Dozenten und Partnern aus der Industrie. Wenn bei mir im Betrieb heute Fragestellungen auftauchen, kann ich mir leicht weitere Meinungen einholen. Das hilft mir dabei, die jeweils beste Lösung für das Problem zu entwickeln.
Wie ist die Meisterausbildung zum Bauten- und Korrosionsschutzmeister aufgebaut? Die Meisterausbildung orientiert sich in den kaufmännischen und wirtschaftlichen Teilen am Maler, die technischen Inhalte sind auf die Aufgaben im Bautenschutz zugeschnitten und decken die Themen Korrosionsschutz, Rissinjektionen, Betonsanierung und Bodenbeschichtungen ab. Der Vorteil: Es handelt sich nicht nur um theoretisches Wissen, sondern die Arbeiten werden auch in der Praxis geübt. Damit bekommt man ein Gefühl für die einzelnen Baustoffe und die unterschiedlichen Fragestellungen.
Wie sorgen Sie dafür, dass Sie in der Ausbildung immer auf aktuellem Stand bleiben? Permanente Weiterbildung ist ein entscheidender Faktor. Die Forschung bleibt auch hier nicht stehen. Normen ändern sich und Verfahren werden weiterentwickelt. Ich selber bin pro Jahr zwei bis dreimal auf einer Weiterbildung. Der Erwerb aktueller Scheine und Zertifikate ist auch eine Aufwertung für den Arbeiter selber. Schon als ich die Ausbildung gemacht habe, wurde von den Dozenten immer geprüft, ob sich Situationen praxisnäher darstellen lassen oder ein spezieller Aufbau für ein Meisterstück herausfordernder wäre. Das halten wir heute genauso. Die Möglichkeit, neue Beschichtungssysteme in die Ausbildung zu integrieren, prüfen wir eigentlich permanent.
Wie sieht so ein Meisterstück aus? Das Meisterstück ist ganz anders aufgebaut als beim klassischen Maler. Bei der letzten Prüfung bestand es aus einer Bodenplatte mit aufgehender Wand und einem Stück Decke. Hier wurde dann der Boden beschichtet und ein Sockelbereich ausgebildet. Ein Stahlträger, der integriert war, musste gesandstrahlt werden. An einem „Balkon“ waren Tropfkanten auszubilden und die Ecken neu zu modellieren.
Wie viele Teilnehmer haben Sie pro Jahr? Für den kommenden Ausbildungsbeginn im Herbst rechnen wir mit acht Teilnehmern.
Das erscheint recht wenig, wenn man das Marktpotenzial betrachtet. Die Online Meisterschule mit Schwerpunkt Bauten- und Korrosionsschutz steht jedem offen, nicht nur HS-Mitarbeitern. Ist das noch nicht in die Köpfe vorgedrungen? Mittlerweile gab es schon Teilnehmer von außerhalb, auch von Mitwettbewerbern. Das Problem ist eher: Wo kein Geselle, da kein Meister. Es wird nicht flächendeckend ausgebildet. Im Moment findet man in diesem Bereich viele angelernte Kräfte aus unterschiedlichen Gewerken. In Erfurt befindet sich die einzige Schule, diese ist übrigens hervorragend, die Maler mit Schwerpunkt Bauten- und Korrosionsschutz ausbildet. Dorthin schicken wir auch HS-Auszubildende im 3. Lehrjahr, die die Ausbildung zum Maler im Bauten- und Korrosionsschutz wählen.
Das Interview führte Martin Mansel

praxisplus
Wer sich für die Online Meisterschule in der Fachrichtung Bauten- und Korrosionsschutz interessiert, findet mehr Informationen unter folgender Internetadresse:
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