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Vom Lager- zum Wohnraum

Technik
Vom Lager- zum Wohnraum

Die Nutzbarkeit eines Gebäudes ist bei durchfeuchtetem Mauerwerk und feuchtem Keller stark eingeschränkt. Verfahren zur Behebung der Kellerfeuchtigkeit gibt es viele – doch welches eignet sich für den jeweiligen Anwendungsfall?

Susanne Sachsenmaier

Vorbei sind die Zeiten, in denen der Keller ausschießlich als Lagerraum, Waschküche oder Kohlenkeller diente. Das täglich große Angebot an frischen Lebensmitteln macht ein Einlagern derselben heutzutage fast überflüssig, die Heizanlagen beanspruchen immer weniger Platz und moderne Haushaltsgeräte, wie Wäschetrockner, machen eine große Waschküche überflüssig. Statt dessen wünscht man sich heute immer größere Wohnflächen, private Fitnessbereiche oder ein zusätzliches Heimbüro. Angesichts der hohen Grundstückskosten werden diese zusätzlichen Wohnflächen gerne in den – ohnehin vorhandenen, aber häufig ungenutzten – Kellerbereich verlegt. Durch diese veränderte Nutzung des Kellers kommt es aber häufig zu Problemen, vor allem in älteren Gebäuden. Feuchte Wände lassen die Behaglichkeit in den umgebauten Untergeschossräumen vermissen, Feuchtigkeitsschäden, wie abplatzender Putz, Salzausblühungen und Schimmelflecken zerstören zusätzlich die Optik der neu geschaffenen Wohnflächen und können zudem die Gesundheit der Bewohner gefährden. Spätestens jetzt – am besten aber bereits vor der Umbaumaßnahme – müssen Maßnahmen zur Reduzierung der Kellerfeuchtigkeit ergriffen werden.
Schadensanalyse
Die Palette der Verfahren zur Behebung von Kellerfeuchtigkeit ist groß. Die „Kellertrockenlegung“ bereitet also aus technischer Sicht heute kaum noch Probleme. Die Schwierigkeiten liegen vielmehr in der Auswahl des für den jeweiligen Anwendungsfall geeigneten Abdichtungsverfahrens. Was sind die Ursachen für die Kellerfeuchtigkeit? Handelt es sich um aufsteigende Feuchtigkeit, bildet sich Kondensat aus der Luftfeuchtigkeit auf Grund eines ungünstigen Raumklimas oder sind hygroskopische Effekte bei hoher Salzbelastung der Kellerwände für deren Durchfeuchtung verantwortlich? Diese Fragen lassen sich zuverlässig nur durch eine gründliche Schadensanalyse vor Ort beantworten. Neben der Untersuchung der Feuchtebelastung und des Salzgehaltes kann auch die Überprüfung der Konstruktion Erkenntnisse über die Entstehung der Mauerfeuchtigkeit liefern. Daneben sollte auch die Wirtschaftlichkeit der Sanierungsmaßnahme nicht vergessen werden. Rechtfertigen der Zugewinn an höherwertigen Nutzflächen und die zukünftige Einsparung an Reparaturkosten den Aufwand für die Abdichtungsmaßnahme? Um all diese Fragen beantworten zu können ist es notwendig, die Wirkungsweisen der einzelnen Abdichtungsmaßnahmen zu kennen und zu wissen, was diese leisten bzw. nicht leisten können. Im folgenden werden daher die gängigsten Verfahren vorgestellt.
Vertikale Abdichtung
Häufig wird das Fehlen einer senkrechten äußeren Abdichtung als die entscheidende Ursache für Kellerfeuchtigkeit angesehen. Und oftmals führt das Aufbringen einer vertikalen Dichtschicht, gegebenenfalls in Verbindung mit einer Dränung, tatsächlich zum Erfolg – nämlich dann, wenn die Feuchtebelastung aus dem anstehenden Erdreich herrührt.
Vertikale Abdichtungen können sowohl an der Außen- als auch an der Innenseite der Wand angebracht werden. Die Außenabdichtung ist, bauphysikalisch gesehen, die bessere Lösung zur vertikalen Abdichtung. Feuchtigkeit kann nicht mehr in das Mauerwerk eindringen, und die Wand kann austrocknen. Auch die Begleiterscheinungen des kapillaren Feuchtetransports, wie z.B. das Auskristallisieren wasserlöslicher Salze an der Wandoberfläche, werden dadurch unterbunden.
Allerdings ist eine nachträgliche Außenabdichtung nicht nur sehr kostenintensiv (das Erdreich muss abgegraben werden), sondern manchmal auch schlichtweg unmöglich (z.B. wenn die Wandaußenseite durch Anbauten, Terrassen, Treppen oder Verkehrswege unzugänglich ist).
Mögliche Systeme für die Außenabdichtung sind Sperrputze, zementgebundene Dichtungsschlämmen, Bitumenbahnen, Kunststoffbahnen oder -folien und Bitumendickbeschichtungen. Letztere werden am häufigsten eingesetzt, was nicht nur auf ihre einfache Verarbeitbarkeit zurückzuführen ist. Bitumen-Dickbeschichtungen sind hoch flexibel und rissüberbrückend. Bitu- menemulsionen auf wässriger Basis können zudem auch auf feuchten Untergründen eingesetzt werden.
Wesentlich preiswerter als die Außenabdichtung ist eine Innenabdichtung, da die Ausschachtung entfällt. Allerdings stellt die Innenabdichtung immer nur eine Kompromisslösung dar, da die eigentliche Schadensursache durch sie nicht behoben werden kann. Ohne eine zusätzliche Horizontalsperre unter der Kellerdecke kann eine Innenabdichtung unter Umständen mehr Schaden anrichten, als sie beseitigt. Die in das Mauerwerk eindringende Feuchtigkeit wird sich nämlich neue Verdunstungsflächen suchen, wenn diejenigen im Keller abgedichtet wurden. So kann die Feuchtigkeit in bisher schadenfreie Bereiche, z.B. in das Erdgeschoss, wandern. Und selbst wenn zusätzlich eine Horizontalabdichtung erfolgt, ist mit einem Restrisiko zu rechnen, weil einbindende Innenwände die Feuchtigkeit nach innen leiten können. Folglich müssten auch sämtliche Innenwände abgetrennt werden, um die Feuchtigkeit am Eindringen zu hindern. Da die Oberflächentemperatur der feuchten Außenwand aber immer niedriger bleibt als die Innentemperatur, ist die Gefahr einer Kondenswasserbildung groß.
Für die Ausführung von Innenabdichtungen kommen in der Regel mineralische oder kunststoffmodifizierte Dichtungsschlämmen zum Einsatz.
Horizontale Abdichtung
Die Horizontalabdichtung hat das Ziel, den kapillaren Feuchtetransport im Mauerwerk in vertikaler Richtung zu unterbrechen. Üblich ist neben den mechanischen Verfahren (Mauertrennung von Hand oder durch Aufsägen und Einbau von Dichtungsbahnen oder Einrammen von Edelstahlblechen) immer häufiger die Injektion von flüssigen Subs-tanzen in das Mauerwerk. Dies liegt in erster Linie daran, dass eine Bohrlochinjektion einen Preisvorteil gegenüber den mechanischen Verfahren bietet. Daneben spricht für die Injektion, dass sowohl von außen als auch von innen gearbeitet werden kann.
Die eingebrachten Wirkstoffe müssen sich im Mauerwerk so verteilen, dass eine durchgängige Sperrschicht aufgebaut wird. Die Wirkungsweisen der Sperrschichten sind unterschiedlich. Entweder die Wirkstoffe verschließen oder verengen die Kapillaren, oder die Kapillarwände werden hydrophobiert, so dass sie nicht mehr mit Wasser benetzbar sind. In beiden Fällen ist ein kapillarer Feuchtigkeitstransport nicht mehr möglich.
Das Injektionsmittel wird über Bohrlöcher mit oder ohne Druck in das Mauerwerk eingebracht. Die Wirkungsweise der Injektionsmittel ist unterschiedlich. Alkalisilikat-/Alkalimethylsilikonatlösungen beruhen auf Kapillarverdichtung und -hydrophobierung. Sie können in der Regel nur bis zu einem Durchfeuchtungsgrad von ca. 50 Prozent angewendet werden, da sie zur Reaktion Kohlendioxid aus der Luft benötigen. Sind die Poren mit Wasser gesättigt, kann das zur Reaktion benötigte Kohlendioxid nicht mehr in ausreichendem Maße in das Mauerwerk eindringen. Nachteilig ist bei diesen Wirkstoffen, dass sich bei der Reaktion wasserlösliche Salze bilden und es dadurch später eventuell zu Feuchtigkeitsschäden durch Hygroskopizität kommen kann. Sie sollten daher nicht angewendet werden, wenn das Mauerwerk ohnehin schon salzbelastet ist.
Injektionsmittel auf der Basis von Silanen /Siloxanen sind lösemittelhaltig und heben durch Hydrophobierung die Kapillarität des Baustoffs auf. Nachteilig ist, dass bei der Injektion mit diesen Wirkstoffen große Mengen Lösemittel in das Gebäude eingebracht werden. Dies bringt nicht nur eine Geruchsbelästigung mit sich, sondern auch die Gefahr einer Explosion, insbesondere in schlecht belüfteten Kellerräumen. Unter toxikologischen, ökologischen und sicherheitsrelevanten Gesichtspunkten ist von derartigen Injektionsmitteln daher abzuraten.
Um die Lösemittelproblematik zu umgehen, wurden in den 90er Jahren die Silicon-Mikroemulsions-Konzentrate (SMK) entwickelt. Für SMK werden spezielle Silicone verwendet, die ein Injektionsmittel mit 100 Prozent Wirkstoff ermöglichen, das sich in wässriger Phase selbst emulgiert. Durch die Feinteiligkeit wird eine besonders gute Verteilung in den Mauerwerksporen erreicht. Da SMK alkalifrei formuliert sind, wird jegliche Salzbildung unterbunden. Die Konzentrate werden auf der Baustelle in Wasser eingerührt, und es bilden sich stabile Silicon-Mikroemulsionen. SMK können auch bei hohen Durchfeuchtungsgraden angewendet werden. Ein Aufheizen oder Vortrocknen des Mauerwerks kann entfallen.
Unbedingt notwendig ist ein Aufheizen des Mauerwerks dagegen bei der Paraffininjektion. Hierfür werden in die Bohrlöcher Heizstäbe eingeführt. Nun wird das Mauerwerk so lange beheizt, bis im Bereich der Bohrlöcher keine nennenswerte Feuchtigkeit mehr vorhanden ist. Das ebenfalls erwärmte Paraffin wird sofort nach der Trocknung des Mauerwerks in die Bohrlöcher injiziert. Dabei werden die Poren mit Paraffin gefüllt. Beim Abkühlen der Wand geht das Paraffin wieder in den festen Aggregatzustand über und verstopft dabei die Poren für aufsteigende Feuchtigkeit. Von Vorteil ist bei der Paraffininjektion, dass der Porenverschluss und somit die Wirkung ausschließlich von der Temperatur abhängt und dadurch Risiken weitgehend ausgeschlossen werden können. Zudem kann das Paraffin das Baustoffgefüge verfestigen. Nachteilig ist, dass das Mauerwerk auch bei geringem Duchfeuchtungsgrad vorgeheizt werden muss. Gelegentlich kann es im Bereich der Bohrlöcher durch ausgetretenes Paraffin zu Haftungsproblemen bei anschließenden Arbeiten (z.B. Aufbringen eines Sanierputzes) kommen, wenn die Mauerwerksoberfläche nach der Injektion nicht gründlich gereinigt wurde.
Flankierende Maßnahmen
Mit der Abdichtungmaßnahme allein ist es oft nicht getan, um ein befriedigendes Ergebnis zu erhalten. So kann das Aufbringen eines Sanierputzes nach einer nachträglichen Horizontal- oder außenliegenden Vertikalabdichtung notwendig sein. Die im Mauerwerk vorhandene Feuchtigkeit verdunstet nämlich auch nach der Abdichtungsmaßnahme noch über längere Zeit. Dabei kristalliesieren die im Mauerwerk vorhandenen Salze aus und zerstören herkömmliche Putze und Anstriche. Sanierputze zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Luftporen aus. Die bei der Trocknung des Mauerwerks austretenden Salze können in diesen Poren schadenfrei auskristallisieren.
Damit es beim Beheizen der als Wohnraum genutzten Kellerräume nicht zur Kondenswasserbildung kommt, müssen sie außerdem mit einer Wärmedämmung versehen werden. Wird das Mauerwerk zum Anbringen einer Außenabdichtung ohnehin freigeschachtet, bietet sich diese Maßnahme als Ergänzung an. Die Wärmedämmung schützt, insbesondere auch im Sommer, vor Kondenswasserbildung. Ungedämmte Außenwände nehmen die Temperatur des umliegenden Erdreiches an und sind im Sommer somit wesentlich kühler als die Raumluft selbst, die dann an den kühlen Wänden auskondensiert.
Innendämmungen, insbesondere in vertikal abgedichteten Kellerräumen, sind problematisch. Eine absolut dichte Dampfsperre zur Rauminnenseite hin wäre für eine schadenfreie Funktion notwendig. Bereits durch kleinste Schadstellen könnte Wasserdampf in den Wandquerschnitt eindringen, der wegen der Abdichtung auf der Außenseite nicht entweichen kann. Der Wasserdampf würde also auf der Außenseite der Wärmedämmung bzw. der Innenseite der Außenwand kondensieren und zu einer Durchfeuchtung der Dämmung und/oder der Wand führen.
Wenn eine Außendämmung unter keinen Umständen möglich, eine Wärmedämmung aber notwendig ist, können Dämmplatten, die ohne Dampfsperren aufgebracht werden können, ein Lösungsansatz sein. Diese Platten, die aus Calciumsilikat bestehen, sind äußerst porös, wodurch sie zum einen über eine geringe Wärmeleitfähigkeit verfügen, zum anderen überschüssige Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen, speichern und wieder abgeben können, sobald die Luftfeuchtigkeit absinkt. Auf diese Weise kann die Bildung von Kondenswasser und, damit verbunden, ein Schimmelpilzbefall vermieden werden.
Umfangreiche Produktsortimente zur Keller- sanierung bieten z.B. folgende Firmen an: Colfirmit Rajasil GmbH & Co. KG Tel.: (09231) 802-0/Fax: -205 www.colfirmit.de Epasit GmbH Tel.: (07032) 2015-0 /Fax: -21 www.colfirmit.de Isotec Franchise-Systeme GmbH Tel.: (02202) 93692-0/Fax: -20 www.colfirmit.de Remmers Baustofftechnik GmbH Tel.: (05432) 83- 0/Fax: 3985 www.colfirmit.de
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