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Ausdruck der Persönlichkeit

Bodenbeläge
Ausdruck der Persönlichkeit

Die Produkte auf der Bodenbelagsmesse Domotex in Hannover spiegelten Tendenzen wie Tradition, Nachhaltigkeit und Individualisierung wider. Bodenbeläge sollen dazu auch noch vielseitig einsetzbar und langlebig sein. Eine Frage stellten sich Besucher wie Aussteller: Wie sieht der Boden der Zukunft aus? Einige Antworten gibt es hier.

Autorin: Bärbel Bosch

Wer bin ich – und wie viele Exemplare gibt es von mir?“, dürften sich einige der Besucher gefragt haben, die das Kaleidoskop in Halle 9 der Domotex 2018 betreten haben. Der mit quadratischen Spiegeln ausgekleidete Raum mit dem Titel „Endless Uniqueness“ forderte dazu auf, sich dem Leitthema der Messe „Unique Youniverse“ zu widmen: Durch das eigene Spiegelbild und der dort angeregten Interaktion mit drehbaren Quadraten, auf denen unterschiedliche Bodenbeläge angebracht waren, konnte man sich selbst in einer Art Unendlichkeit wahrnehmen – und sah sich dadurch im übertragenen Sinne mit dem Wunsch nach Einzigartigkeit und personalisierten Produkten in einer zunehmend globalisierten Welt konfrontiert.

Unique Youniverse greift den Trend der Individualisierung auf und zeigt, wie Produkte und Dienstleistungen auf Bedürfnisse und Lebensstile der Kunden zugeschnitten werden können – und was das für die Bodenbelagsbranche bedeutet. Die Besucher konnten das Leitthema insbesondere auf der Sonderfläche „Framing Trends“ erleben, wo sich Aussteller, Künstler und Nachwuchsdesigner in 20 Räumen kreativ mit dem Thema Individualität auseinandergesetzt hatten.

Neue Gestaltungsmöglichkeiten

Insbesondere die neuen Möglichkeiten der Digitaldruck-Technologie veranlasste Anbieter wie Amorim, Beaulieu International Group oder Classen dazu, täuschend echte Fotomotive auf Designboden und Laminat zu bannen – schier unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten lassen sich umsetzen. Und das sowohl in besonders großen Formaten von bis zu vier Metern Breite (Rollenware) und in kleinen Losgrößen. Etwa für Boutique-Hotels, so heißt es bei Beaulieu International Group, seien diese individuellen großformatigen Prints spannend und gefragt.

Gerade im Zuge eines ganzheitlichen Gestaltungsansatzes haben sich einige Anbieter vom Boden an die Wand gewagt. Ob bei Beaulieu International Group, Tisca aus der Schweiz oder Objectflor: Spezielle Systeme, Kleber und Grundierungen machen es nun möglich, Designbeläge und Teppichboden an die Wand zu bringen. Beim Teppichspezialisten Tisca können Kunden Farbe, Material und Struktur eines Tufting- oder Rips-Teppichbodens nach persönlichen Präferenzen komponieren. So lassen sich unter anderem Reliefs und damit zum Beispiel Firmenlogos durch unterschiedlich hohe Schlingen gestalten.

Natürliche Holzoptik

Holzoptiken sind nach wie vor Lieblinge der Branche. Ob bei Designboden, Laminat oder gar Parkett – übergreifend zeigt sich, dass Used-Look und Rustikalität einer puren Natürlichkeit weichen. Bei Ter Hürne war Parkett in handgehobelter Oberfläche zu sehen. Zu den großformatigen Dielen, die in den vergangenen Saisons im Trend lagen, gesellen sich jetzt kleinteilige Muster wie Fischgrät, Mosaike oder die Verlegung von unterschiedlichen Beizungen, die an einen Boden aus Schiffsplanken erinnern – zu sehen unter anderem bei Ter Hürne (Parkett) oder Swiss Krono (Laminat). Objectflor bietet an, für alle seine Designbeläge Mosaike und Intarsien mittels Wasserstrahltechnologie nach individuellen Maßen zuzuschneiden. Viel Aufmerksamkeit wurde den neuen starren Designböden geschenkt – so launchte nicht nur Unilin ein innovatives „Rigid Board“, das zwar nur eine Aufbauhöhe von fünf Millimetern besitzt, dank seiner vier Schichten aber ein Durchdrücken des Untergrundes verhindert. Diese sogenannten Telegraphier-Effekte kommen auch bei Egger nicht vor. Zwei Korkschichten umschließen die Trägerplatte wie ein Sandwich, sodass es sich darauf besonders weich gehen lässt.

Die Sehnsucht in den Wohnzimmern nach Gemütlichkeit bricht auch 2018 nicht ab: Besonders deutlich konnte man dies am Stand von Tisca aus Österreich nachvollziehen. Dort hatte die schwedische Stylistin Lotta Agaton ein ganzes Raumszenario in Wollweiß geschaffen: mit Möbeln aus hellem Holz, soften Polsterungen und den Handwebteppichen der Linie „Olbia“ von Tisca.

Verlegetechnik

Für die flexibel gestalteten Shop-, Büro- und Wohnwelten müssen Bodenbeläge schneller ausgetauscht werden. Schnell abbindende Lösungen waren daher die Highlights im Bereich der Anwendungs- und Verlegetechnik. So stellte Uzin Utz mehrere Spachtelmassen vor, die aufgrund einer neuartigen, reaktiven Bindemittelkombination und einer innovativen Additivierung schneller trocknen. Aber auch das Abdichten von Designbodenbelägen in Nassräumen steht weiterhin im Fokus: Mapei beantwortet dies mit einem ganzheitlichen System, bestehend aus einer Abdichtungsbahn und einem einkomponentigen Silan-Kleber.

Wohngesundheit

Wohngesundheit ist ein Schlagwort, das an vielen Ständen oft zitiert wurde, und so forcieren einige Anbieter nachhaltige Materialien und Verfahren. Die Rezepte dafür fallen allerdings sehr unterschiedlich aus: Windmöller ist mit seinem Produkt Wineo Bioboden so erfolgreich, dass das Unternehmen dem Polyurethan, das aus nachhaltig erzeugtem Rizinus- und Rapsöl stammt, den Markennamen Ecuran verliehen hat. Was Nachhaltigkeit und Natürlichkeit angeht, haben Parkett und Korkböden naturgemäß eine Vorreiterrolle. Amorim wurde nun für seine Korkbeläge unter dem Label Wicanders deshalb gleich mehrfach mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet. „Wir veröffentlichen seit vielen Jahren jährliche Nachhaltigkeitsberichte, die dokumentieren, wie Amorim sein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept weltweit umsetzt. Alle Produkte sind recycelbar; von den Bodenbelägen bis zu den industriellen Anwendungen“, erklärt Tomas Cordes, Geschäftsführung Amorim Deutschland GmbH. Und Claudia
Kunath, Leiterin Entwicklung und Marketing Aspecta BV: „Aspecta verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Im Juli 2016 wurde in den USA die Stelle des Chief Sustainability Officer eingeführt, um die gesamte Unternehmenskultur entsprechend nachhaltiger Prinzipien auszurichten. Dieser analysiert und kontrolliert unter anderem den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte.“

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Ardex: „Wir erweitern unser Sortiment stetig um emissionsarme, umweltschonende Produkte. Denn die Gesundheit der Verarbeiter und natürlich der späteren Bewohner steht für uns ganz klar im Mittelpunkt“, sagt Dr. Julia Soldat, Referentin für nachhaltiges Bauen. Um den Beratungsservice im nachhaltigen Bauen weiter auszubauen, hat die Nachhaltigkeitsexpertin bereits im vergangenen Jahr die Ausbildung als DGNB Consultant der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erfolgreich abgeschlossen. Doch obwohl das Interesse nach Nachhaltigkeit immer größer wird, ist Handwerkern und Verbrauchern nicht immer klar, was Nachhaltigkeit bei Produkten oder beim Bauen genau bedeutet. „Welche Anforderungen sich hinter dem Begriff nachhaltiges Bauen verbergen, wird durch die Verwendung von Gebäudezertifizierungssystemen messbar und bewertbar. Und einen umfassenden Überblick über unsere nachhaltigen Bauprodukte liefern unsere Nachhaltigkeitsblätter, die wir seit vergangenem Jahr anbieten.“

Zukunftsvisionen

Wie werden die Menschen in Zukunft wohnen? Welchen Boden wird es geben? Welche Funktion wird er haben und was wird bei der Innenraumgestaltung für den Boden relevant sein? Annika Windmöller, Gesellschafterin und Leiterin der Unternehmenskommunikation, sieht etwa das Thema nachhaltigkeit als Zukunftsthema: „Der Mega-Trend Nachhaltig leben und konsumieren wird auch im Bereich der Bodenbeläge immer dominanter und spürbarer. Verbraucher erwarten von den Anbietern Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung über die gesamte Prozesskette hinweg – angefangen bei der Beschaffung, über die Produktion bis hin zum fertigen Produkt. Erneuerbare Materialien, nachwachsende Rohstoffe, eine positive Öko-Bilanz und das grundsätzliche Thema Wohngesundheit spielen eine zentrale Rolle beim Kauf von Bodenbelägen. Im gewerblichen Bereich wird diese Entwicklung durch internationale Normenentwicklung und Ausschreibungsvorgaben (u.a. Leed-, Breeam-, cradletocradle-Zertifizierungen etc.) forciert und von Entscheidern gefordert.“ Und weiter: „Ein weiterer großer Einflussfaktor für den Bodenmarkt heißt Komfort. Komfort beschreibt dabei die allumfassende Klammer, die sowohl eine einfache und zeitsparende Verlegeform einschließt, als auch den Geh- und akustischen Komfort, die Materialbelastbarkeit und nicht zuletzt die Einfachheit von Pflege und Sparsamkeit bei den Unterhaltskosten über den gesamten Lebenszyklus.

Der Münchner Industriedesigner Konstantin Landuris und der Hersteller Classen zeigten in einem Zukunftsmodell einen digitalbedruckten Designboden in Marmoroptik, eingebettet in einer futuristischen Installation. „In einem immer härter umkämpften Markt muss man sich klar positionieren. Da wir als Industrieunternehmen auf individuelle Kundenwünsche eingehen, haben wir hier ein Alleinstellungsmerkmal. Unsere individualisierbaren Designböden haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie ökologisch sind, frei von PVC und Weichmachern“, erklärt Heinz Dieter Gras, Marketingleiter der Classen Gruppe.

Und Annika Windmöller ergänzt: „In nahezu allen Belagsarten spielt der Digitaldruck zur Herstellung individueller, einzigartiger Designs eine wichtige Rolle. Kundenindividuelle Designlösungen spielen gerade im Objektsegment eine ausschlaggebende Rolle.“

Mit floorCODES begleitet die Uzin Utz AG ein neues Projekt zur Zukunft des Bodens. Ziel ist es, einen interdisziplinären Dialog mit Experten der Architektur, der Gestaltung und des Handwerks in Gang zu setzen, der gleichzeitig gestalterische Impulse für den Boden der Zukunft gibt. Die Zukunftsstudie wird in Kooperation mit dem Institute International Trendscouting (IIT) an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim, der MEGA eG und der Deutschen Messe AG durchgeführt. Die Analyse von Form, Farbe, Oberfläche und Material in der Gesellschaft von 1950 bis 2017 soll Ideen für zukünftige Denkmodelle liefern. Erste Eindrücke dazu gab eine Impulsausstellung auf dem Stand der HAWK auf der Domotex 2018.

Weitere Informationen:
www.domotex.de


Tomas Cordes, Geschäftsführung AMORIM Deutschland GmbH

Wir veröffentlichen seit vielen Jahren jährliche Nachhaltigkeitsberichte, die dokumentieren, wie Amorim sein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept weltweit umsetzt. Alle Produkte sind recycelbar; von den Bodenbelägen bis zu den industriellen Anwendungen.


Claudia Kunath, Leiterin Entwicklung und Marketing Aspecta

Im Juli 2016 wurde in den USA die Stelle des Chief Sustainability Officer eingeführt, um die gesamte Unternehmenskultur entsprechend nachhaltiger Prinzipien auszurichten.

 
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