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Farbempfinden im Alter

Innenfarben
Farbempfinden im Alter

Das Thema Farbe und die Gestaltung mit Farbe in den eigenen vier Wänden hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.

Die Wirkung von Farbe auf den Menschen verändert sich im Laufe des Lebens.  Die Raumgestaltung entfernt sich immer weiter von den rein weiß gestrichenen Wandflächen. Alltag und Umwelt werden immer hektischer und anspruchsvoller, so dass vor allem im reiferen Alter die Sehnsucht nach Ruhe und Erholung immer stärker wird. Die Wohnung ist das persönliche Lebensumfeld, in dem Energie und Ruhe geschöpft werden soll, um das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Die Wohnraumgestaltung hat nicht nur mit Repräsentation der Person bzw. Status zu tun, sondern auch mit dem Wohlbefinden und der Gesundheit. Wohnen und Wohlfühlen gehören unabdingbar zueinander.

„Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Farbe den menschlichen Organismus im positiven und negativen Sinn beeinflussen kann. Durch Farben lassen sich Stimmungen zum Ausdruck bringen, kanalisieren und verstärken. Sie können unsere seelischen Verfassungen verändern oder sogar erzeugen. „Farben habe eine enge Beziehung zu Gefühlen. Jeder, der Farben wahrzunehmen vermag, kann das intuitiv feststellen. Wissenschaftliche Untersuchungen und Messungen haben den Zusammenhang von Farbe und Gefühlen bestätigt: Beispielsweise lässt Rot, anders als Blau und Grün, den Blutdruck ansteigen, das Herz schneller schlagen, den Atem rascher werden und die Zeit scheinbar schneller vergehen. Rote Gegenstände erscheinen gegenüber blauen oder grünen größer, schwerer und näher.” (Verbesserung der Wohnatmosphäre im Heim, Kuratorium deutsche Altershilfe). Somit kann eine unausgewogene Wohnatmosphäre, die nicht den Bedürfnissen entspricht, den Körper mit Reizungen reagieren lassen. Die Beeinflussung des Körpers durch Farbe ist so sensibel, dass sogar deren Wirkung in der Medizin eingesetzt wird, beispielsweise in der Lichttherapie. An Arbeitsplätzen ist dies bereits wissenschaftlich erwiesen. Nun dringt dieses Wissen immer stärker in das Bewusstsein der Menschen und lässt diese das persönliche Umfeld ebenfalls farblich gestalten.


Beim Einsatz von Farbe im reiferen Alter ist jedoch zu beachten, dass sich die Wirkung auf den Menschen im Laufe des Lebens verändert. In erster Linie geht es darum, dass man sich in seinen eigenen vier Wänden wohlfühlt. Jedoch muss der Gestalter das Alter des Kunden mit in Betracht ziehen, so unterscheidet sich die Gestaltung in Altenwohnungen und -heimen von Wohnungen jüngerer Menschen. Eine Studie von Prof. Dr. Diether Höger hat bewiesen, dass sich das Farbempfinden von älteren Menschen wesentlich von den jüngeren unterscheidet.
„Demnach favorisieren alte Menschen im Gegensatz zu jüngeren auffällig hellere Farben und warme Pastelltöne, also dezente Farben, die in Richtung freundliche Ruhe und Sanftheit tendieren. An der Universität Freiburg führte ein Psychologenteam unter der Leitung von Prof. Dr. Diether Höger wissenschaftliche Untersuchungsreihen mit 50 Testpersonen durch, die zwischen 65 und 85 Jahre alt waren. Zum Vergleich beurteilte auch eine Gruppe von 50 jüngeren Studenten verschiedene Farbtöne, die darüber hinaus noch abgestuft waren in jeweils unterschiedliche Helligkeits- und Farbstärke-Werte.
Das Ergebnis überraschte. Erstmals wurden Besonderheiten des Farberlebens älterer Menschen nachgewiesen. Prof. Höger stellte fest: „Auch alte Menschen empfinden zunehmende Farbstärke als erregender, zunehmende Helligkeit als weniger mächtig, aber sie bevorzugen, anders als junge Menschen, deutlich hellere Farben sowie sanfte Brauntöne, also Farben, die in ihrer Gefühlswirkung freundliche Ruhe und Zartheit vermitteln.”


Während von Farben im Blaubereich eine auffällig angenehme und beruhigende Wirkung ausging, erwiesen sich Violett- und Gelbgrüntöne als kritische Farbbereiche. Diese wirkten nämlich auf ältere Menschen eher beunruhigend und unangenehm. Wichtiger allerdings als der Farbton als solcher – also etwa Rot, Gelb oder Grün – erwies sich die Farbsättigung. Entgegen der landläufigen Erwartung stellte sich etwa heraus, dass so verschiedene Farbtöne wie Rot oder Grün bei gleichem Sättigungs- oder Stärkegrad ähnlich anregend auf das Wohlbefinden Älterer wirkten. (http://www.kda.de/news-detail/items/archiv_70.html). Demzufolge werden Farbtöne weniger als solches wahrgenommen, sondern mehr über ihre Sättigung definiert.
Die bevorzugten Farbtöne der Alterklasse 65–85 Jahre sind laut der Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Diether Höger: Sandgrau, Weinrot, Terrakotta, Maisgelb, Basilikumgrün, Türkis, Rauchblau und Hyazinth.
In Heimen und altersgerechten Wohnungen dient Farbe zusätzlich der Orientierung. Durch die veränderte Farbwahrnehmung älter werdender Menschen, die teilweise auf Seheinschränkungen beruht, ist es wichtig, deutliche Farben und Formen zu verwenden. Man sollte auf starke Kontraste achten da sich, wie schon beschrieben, das Farbempfinden im höheren Alter verändert. Für Menschen ab 65 Jahren kann man also zusammenfassend sagen, dass die Farbauswahl intensiver ausfallen sollte, mit einem Spektrum, das Lebensfreude und Wärme ausstrahlt, ohne dabei jedoch aufdringlich und bunt zu wirken.
In den letzten Jahren änderte sich das Bewusstsein der Bedeutung von Farbe im eigenen Umfeld. Das Wohnen an sich steht mit an erster Stelle. Somit ist nicht mehr das neueste Auto oder die teure Uhr das Vorzeigeobjekt, sondern die eigenen vier Wände. Das Zuhause wird immer mehr Wohlfühloase und Rückzugsort für Familie und Treffpunkt von Freunden.
Die Wirkung der Farbe wird noch zusätzlich durch ihre Struktur, ihre Art und Weise der Aufbringung unterstützt. Farbe kann zum einen vollflächig gestrichen werden auf glatten Wänden und entwickelt somit eine kompaktere Wirkung. Andererseits kann man mit Lasurtechniken arbeiten, dadurch hat die Farbe an sich eine lebendigere Wirkung rein aufgrund ihrer changierenden Fläche. Der Art der Aufbringung sind nahezu keine Grenzen gesetzt.
„Denn: Grau in Grau sollte das Leben auch im Alter nicht sein. Leben hat Farbe. Und: Die richtigen Farben schaffen mehr Wohlbefinden!” (KDA)

Fotos + Skizze:Angelika Mohr
Angelika Mohr
Quelle: Malerblatt 12/2012
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