Startseite » Allgemein »

Altes neu entdecken

Allgemein
Altes neu entdecken

In den eigenen vier Wänden will man sich wohlfühlen und sich nicht noch zusätzlichen Gefahren aussetzen. Immer mehr Bauherren verlangen deshalb ökologische und baubiologisch unbedenkliche Baustoffe. Kalk- und Lehmputze erfüllen diese Ansprüche in hohem Maße.

Häufig wird der Begriff ökologischer Baustoff gleichgesetzt mit Begriffen wie „gesund wohnen“, „baubiologisch wertvoll“ und andere mehr. Dabei sind dies zwei grundsätzlich verschiedene Themen. Ökologisch herausragende Baustoffe zeichnen sich durch besondere Umwelt und Ressourcen schonende Eigenschaften bezüglich Rohstoffabbau, Produktherstellung, Verwendung und Entsorgung bzw. Recycling aus. Der ganze Lebenszyklus der Produkte muss hierbei betrachtet werden. Zweifelsohne spielen in Zeiten stark steigender Energiekosten ökologische Aspekte bei der Produktauswahl eine immer wichtigere Rolle – und das ist auch gut so.

Aber das sind nicht die alleinigen Gründe, warum immer kritischer auf alle am Bau verwendeten Materialien hinsichtlich ihrer Art und Zusammensetzung geachtet wird. Neben den heutzutage sehr individuellen Gestaltungswünschen stehen Produktzusammensetzung und Eigenschaften hinsichtlich ihrer baubiologischen Unbedenklichkeit mehr und mehr im Fokus. Allein schon, wenn ein Material auffällig riecht, genügt das, um Nachfragen hinsichtlich der Zusammensetzung beim Lieferanten oder Hersteller zu erzeugen. In den eigenen vier Wänden will man sich wohlfühlen und sich nicht noch zusätzlichen Gefahren aussetzen. Meldungen und Berichte über Wohngifte, Schimmel, gesundheitliche Folgen solcher Belastungssituationen schüren die Stimmung und öffnen den Markt nicht nur für Produkte oder Systeme, welche den Ansprüchen gerecht werden, sondern auch für vermeintlich wohngesunde Produkte oder Trittbrettfahrer, welche auf den in Fahrt gekommenen Zug aufspringen wollen.
Nachfolgend sollen zwei Produktsysteme näher beleuchtet werden, die im Ruf stehen, sowohl ökologischen als auch baubiologischen Höchstansprüchen zu genügen. Es handelt sich um Kalkputze und Lehmputze.
Kalkputze
Schon sehr früh verwendete der Mensch Kalk nicht nur als Werkstein, er lernte schnell, dass gebrannter Kalkstein zu Pulver verfällt und mit Wasser gemischt an der Luft wieder fest wird. Er verwendete ihn in der Folge als Mörtel, sowohl zum Mauern wie auch zum Verputzen. Eine wichtige Rolle spielt die „Reinheit“ des verwendeten Kalkes. Sobald tonhaltige Komponenten im Kalk-rohstoff vorhanden sind, entstehen so genannte Kalziumsilikate und -aluminate beim Brennprozess. Diese verändern die Eigenschaften des Mörtels.
Zwar benötigt man Energie vor allem beim Brennen des Kalkes, aber viele positive Eigenschaften rechtfertigen diesen Aufwand, der im Vergleich zu anderen Prozessen zur Herstellung von Baustoffen vergleichsweise gering ausfällt. Außerdem wird das beim Brennvorgang entstehende Kohlendioxid bei der späteren Reaktion des gebrannten Kalkes mit der Luft bei der Bildung des festen Kalkmörtels wieder verbraucht.
Welche Eigenschaften sind es nun, die den Kalkmörtel so hervorheben?
Eigenschaften von Kalkputzen
Je nach Zusammensetzung des Rohstoffes können die Festigkeiten variieren. Grundsätzlich sind Kalkputze im Gegensatz zu Gipsputzen feuchtebeständig. Sie eignen sich für den gesamten Wohnraum und sind in Nassräumen, auch gewerblicher Art, nicht wegzudenken. Auch im Außenbereich sind sie witterungsbeständig und von langer Lebensdauer. Gipsputze eignen sich für viele Anwendungszwecke eben nicht. Auch bezüglich hygienischer Eigenschaften tun sich die Kalkputze hervor. Durch ihre Alkalität wirken sie schimmelwidrig und desinfizierend. Ebenso sind sie antistatisch, was ihre Verschmutzungsneigung reduziert (verminderter Fogging-Effekt). Kalkputze werden als Unter- und Oberputze verwendet und bieten gestalterisch, von der Kalkglätte bis zu körnigen Putzstrukturen, eine große Vielfalt.
Lehmputze
Unübersehbar ist in den letzten Jahren ein Wertewandel, der nicht nur ökologische, sondern vor allem auch gesundheitliche Aspekte und individuellen Wohnraum mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt. Apropos Ökologie: Hier ist Lehmputz unschlagbar. Benötigt wird lediglich Energie zum Trocknen und Vermahlen – denn Abbau und Transport fällt bei anderen Rohstoffen auch an. Dann steht der Rohstoff als Bindemittel zur Verfügung.
Zurück zum Kunden. Der Kunde verlangt von der Industrie, den gesundheitlichen und gestalterischen Ansprüchen entgegenzukommen. Um so leichter wird es, nachgewiesenermaßen schadstofffreie Produkte, die überdies noch Luftqualität und Raumklima positiv beeinflussen, anzubieten und einzusetzen. Lehmputze gehören genau in dieses Umfeld. Warum also diese wertvollen Produkte dem Kunden vorenthalten, statt dem Kunden die Vorteile, den hohen Nutzen und nicht zuletzt die Schönheit und Natürlichkeit dieser Materialien anzubieten? Oberflächlich betrachtet scheint die Frage rein rhetorischer Natur zu sein. Die Praxis zeigt aber, dass bis jetzt viel zu wenige Fachfirmen diese Vorteile erkannt haben, um – letztlich auch zum Wohl der Firma – davon zu profitieren. Das bedarf natürlich einer Auseinandersetzung mit dem neuen Thema.
Eigenschaften von Lehmputzen
Hochwertige Lehmputze bestehen nur aus verschiedenen Lehmrohstoffen und Natursanden in ausgewählter Sieblinie. Sie sind frei von irgendwelchen weiteren Zusätzen oder Additiven. Das allein macht sie aber noch nicht zu dem, was sie wirklich können.
Lehmputze besitzen auf Grund ihrer mineralogischen Zusammensetzung Eigenschaften, die selbst Kalkputze, geschweige denn Gipsputze, bei weitem nicht bieten können. Die verschiedenen, tonigen Bestandteile sind das Geheimnis ihrer Wirkungsweise. Während sich Luftfeuchte nur in sehr geringem Umfang in einem Zement- oder Gips-putz lediglich durch Kapillarkondensation einlagern kann, nehmen die Tonpartikel eines Lehmputzes durch ihren ganz speziellen kristallinen Aufbau eine deutlich höhere Menge an Feuchte auf. Sie lagern das Wasser in bestimmten molekularen Zwischenschichten ein.
Entscheidend für das Raumklima ist auch die Geschwindigkeit, mit der die Feuchte aufgenommen wird. Denn eine schnelle Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Luft, gerade dann, wenn kurzfristig viel Feuchtigkeit anfällt (nasskalte Jahreszeit, Bad, Schlafzimmer, Küche u.a.), sorgt dafür, dass sich schnell wieder ein behagliches Raumklima einstellt. Zum Beispiel nimmt eine 1,5 Zentimeter dicke Lehmputzschicht bei einem plötzlichen Luftfeuchteanstieg von 50 Prozent relative Feuchte auf 80 Prozent relative Feuchte innerhalb einer Stunde ca. 70 Gramm Wasser pro Quadratmeter auf, ein Gipsputz der gleichen Dicke lediglich ca. 30 Gramm pro Quadratmeter.
Die gleichen merklichen Unterschiede bestehen in Bezug auf Schadstoffabsorption und Geruchstilgung. Tone werden beispielsweise in der Chemie (beispielsweise als Filterstoffe) und Medizin (etwa als Magenmittel) auf Grund dieser Eigenschaften ganz gezielt eingesetzt. Damit diese positiven Eigenschaften nicht verloren gehen oder geschmälert werden, sollten Lehmputze nicht mit anderen Bindemitteln vermischt werden (Kalk, Zement, Gips, Dispersionen, Additive etc.).
Lehmputze bringen weitere Vorteile mit sich: sie verfügen über eine bessere Wärmespeicherung, zeigen eine bessere Schall- und Strahlungsdämpfung (auf Grund der hohen Dichte), besitzen konservierende Eigenschaften, z.B. für Holz im Fachwerkbereich, sind problemlos recyclingfähig sowie im trockenen Zustand unbegrenzt haltbar. Da keine chemische Abbindung stattfindet und die Erhärtung nur durch Trocknung erfolgt, werden Lehmputze durch Wasserzugabe wieder verwendbar, was Reparaturen vereinfacht.
Haben Lehmputze nur Vorteile?
Natürlich nicht. Reine Lehmputze sind prädestiniert für den Innenraum. Da sie nur durch Trocknung erhärten, sind sie nicht witterungsbeständig. Auch auf feuchten und salzbelasteten Untergründen sollten sie nicht eingesetzt werden. Das gilt auch für den Spritzwasserbereich in Bädern. Ihre Festigkeit ist vergleichbar mit einer CS I-Putzmörtelgruppe. Höhere Abriebfestigkeiten kann man aber z.B. mit einem Finish auf Wasserglasbasis erreichen.
Natürlich ist der Einfluss eines Lehmputzes auf die raumklimatischen Bedingungen um so größer, je dicker der Lehmputz aufgetragen wird. Bei Neubauten, bei denen noch kein Putz an der Wand ist, wird das in den meisten Fällen problemlos möglich sein. Aber selbst in dünnlagiger Verarbeitung auf alten Putzen machen sich die positiven Auswir-kungen auf die Raumluft im Vergleich zum vorherigen Zustand deutlich bemerkbar. Hier gibt es selbst für die Beschichtung alter Gipsputze Möglichkeiten mit Lehmputzen zu arbeiten. Auch Beton als Untergrund stellt kein Hindernis dar. Nehmen wir das Beispiel Schlafzimmer mit Altputz: schon ein dünnschichtiger Lehmputzüberzug schafft eine merkliche Verbesserung des Feuchtehaushalts im Raum.
Das Anmischen moderner Werktrockenmörtel-Lehmputze geht ebenso maschinell (herkömmliche Putzmaschine) als auch von Hand, z.B. mit dem Quirl. Bei dünnlagigen Beschichtungen und kleinen Flächen erfolgt dies überwiegend per Handverarbeitung.
Die Farben der Natur
Eine Besonderheit stellen farbige Lehmputze dar. Ihre Farbe erhalten diese Putze durch die Verwendung verschiedenfarbiger, rein mineralischer, ungiftiger Pigmente. Die Basisfarbtöne der farbigen Lehmputze lassen sich uneinge-schränkt mischen, so dass eine breite Farbpalette zur Verfügung steht, die dem kreativen Fachbetrieb im Zusam-menspiel mit dem Kunden einen großen Handlungsspielraum eröffnet. In dieser Natürlichkeit und Lebendigkeit (nicht zu Verwechseln mit grellen, provozierenden Farbkompositionen) haben die farbigen Lehmputze eine sehr angenehme, entspannende Wirkung auf Körper und Geist. Unterstützt wird das durch das leicht wolkige Erscheinungsbild, welches durchaus charakteristisch für Lehmputzoberflächen ist.
Dr. Klaus Rupp, BaumitBayosan
BaumitBayosan bietet sowohl ein komplettes Kalkputzsystem als auch ein umfangreiches Lehmputzsystem an. Weitere Informationen zu den Produktsystemen erhalten Sie bei BaumitBayosan Tel.: (08324) 921-0/Fax: -470 www.baumitbayosan.com

Vorteile von Kalkputzen
  • ökologisch, da relativ wenig Energie zur Herstellung notwendig ist
  • hohe Feuchtebeständigkeit, daher auch für Keller und Nassräume geeignet
  • hohe Witterungsbeständigkeit
  • alkalisch, daher schimmelwidrig und hygienisch
  • antistatisch, daher geringes Fogging-Effekt-Risiko
  • vielfältige Putzstrukturen sind möglich (von Glättetechniken bis zu körnigen Strukturen)
  • ökologisch, da lediglich zum Trocknen und Vermahlen Energie benötigt wird
  • schadstofffrei, da sie nur aus Lehmrohstoffen und Natursanden bestehen
  • sorgen für ein angenehmes Raumklima, da sie große Mengen Feuchtigkeit aus der Luft relativ schnell aufnehmen und wieder abgeben können
  • absorbieren Schadstoffe und Gerüche
  • gute Wärmespeicherung
  • gute Schall- und Strahlungsdämpfung (auf Grund der hohen Dichte)
  • problemlose Recyclingfähigkeit
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 5
Ausgabe
5.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de