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Das Beste rausholen!

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Das Beste rausholen!

Der Landesinnungsverband Hessen hat eine erstklassige Akzeptanz bei seinen Betrieben. Das Malerblatt interviewte Geschäftsführerin Ingeborg Totzke.

Frau Totzke, auch in den Verbänden gibt es nicht mehr so viele finanzielle Mittel und es muss gespart werden. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?

Man muss schauen, was man mit seinen Mitarbeitern bewerkstelligen kann und was fremd vergeben werden muss. Wir müssen uns noch mehr Gedanken machen, noch kreativer sein. Mein Motto: für möglichst wenig Geld möglichst viel Aktion, auch wenn diese in ganz kleinen Schritten realisiert wird. Wir haben in der Tat keine großen Etats mehr zur Verfügung.
Sie kennen diese Situation von Anfang an. Seit wann sind Sie jetzt Geschäftsführerin in Hessen?
Seit April 2004 führe ich den Landesinnungsverband der Maler und Lackierer hier in Frankfurt.
Das Maler- und Lackiererhandwerk war Ihnen ja schon vorher bestens vertraut.
Ja, ich habe zu unserem Handwerk von Kindheit an einen engen Draht. Mein Vater hatte einen Malerbetrieb, den inzwischen mein Bruder führt. Ich war früher oft im Betrieb und habe auch in den Ferien immer wieder dort gearbeitet. Auch im Bereich des Aufmaßes und in der Kundenakquise durfte ich ran.
Aber wie kamen Sie dann letztlich zum Verband?
Ich studierte in Frankfurt Betriebswirtschaft. Wie es der Zufall wollte, suchte nach meinem Abschluss der Hauptverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz einen Wirtschafts-Referenten. Meine Eltern zeigten mir diese Stellenanzeige und ich dachte, Mensch, das hört sich richtig gut an, Wirtschaftsreferent mit interessantem Aufgabengebiet, unter anderem Öffentlichkeitsarbeit und Arbeit mit dem internationalen Malerverband UNIEP. Das hätte gut gepasst und so bewarb ich mich. Ich bekam die Stelle 1991 und war dann bis Ende 1993 beim Hauptverband.
War das dann nicht wie ein Sprung ins kalte Wasser, so direkt von der Universität?
Doch, doch, ich bin damals sozusagen als Greenhorn reingekommen. Aber der damalige Hauptgeschäftsführer, Dr. Senft, wurde mein Ziehvater. Er hat mich unterstützt, hat mich sehr gefördert. Innerhalb kurzer Zeit stieg ich in die Geschäftsführung auf und war dann unter anderem auch zuständig für die Gesellschaft für Betriebswirtschaft, für den Wirtschafts- und für den Öffentlichkeits-Ausschuss. Das war total interessant und spannend. Es brachte mir eine Menge Wissen für meine jetzige Aufgabe.
Und wieso verließen Sie den Hauptverband?
Der Grund war ein privater. Ich arbeitete freiberuflich und gründete eine Familie, bekam drei Kinder. Im Metier blieb ich weiterhin, weil ich freiberuflich u.a. für die Urlaubskasse des Malerhandwerks die Seminare und Vorträge an Meisterschulen und bei Innungs-Veranstaltungen hielt. Von der Urlaubskasse kam ich dann 2001 zum LIV Hessen, zunächst freiberuflich, und 2004 wurde ich schließlich als Geschäftsführerin angestellt.
Wer Sie trifft, der bemerkt schnell, dass Sie vor Energie sprühen. Hält das dann auch im ganz normalen Alltag?
Ich hoffe noch recht lange! Es macht mir Spaß, mich beim LIV in Hessen zu engagieren. Ich fühle mich dort einfach wohl und sehe das als Beruf, mehr noch, eigentlich als Berufung. Zu verdanken habe ich die Freude an der Verbandsarbeit meinem Vater, dem damaligen Hauptgeschäfts- führer des Hauptverbandes, Dr. Helmut Senft, und, natürlich, Werner Schledt, meinem Vorgänger auf dem Posten des Geschäftsführers beim Landesinnungsverband Hessen.
Sie packen manches unkonventionell an, völlig außergewöhnlich, und sind, Entschuldigung, auch keine „normale“ Geschäftsführerin. Was machen Sie anders?
Ich darf diesen wunderbaren Verband führen und habe diesen von meinem Vorgänger auch schon als ganz außergewöhnlichen Verband übernommen. Vielleicht spielt das eine große Rolle. Wir Hessen sind innovativ, aber auch manchmal kritisch, und wir stimmen nicht jeder 08/15-Sache zu. Wir versuchen vieles weiterzuentwickeln, versuchen es, anders und manchmal auch besser zu machen.
Die meisten Ihrer Mitgliedsbetriebe legen für den Landesinnungsverband Hessen die Hand ins Feuer. Wie schaffen Sie es, dass die alle fest hinter Ihnen stehen?
Die Betriebe sehen einfach, was sie von uns bekommen. Und das scheint sie in ihrem Alltag zu unterstützen, scheint ihnen zu helfen.
Haben Sie ein Beispiel?
Ja, ich denke, unsere größte und auch interessanteste Leistung ist unsere Information „Pigment“. Die kommt in etwa einmal pro Woche, also rund 50mal im Jahr. Die Betriebe erhalten eine DIN A4-Seite als „Pigment“- Fax und können die Info natürlich auch längere Zeit schon als E-Mail erhalten. Man kann als Mitglied auch direkt auf unsere Internet-Homepage gehen und sich die aktuellen Neuheiten holen.
Mir fällt noch die Aktion „doppelte Sicherheit“ ein. Was verbirgt sich denn dahinter?
Das ist die Idee, dass man eine Gewährleistung doppelt absichert. Immer dann, wenn ein Betrieb insolvent wird und es ist ein Gewährleistungsschaden da, dann tritt der Verband ein bis zu einem Betrag von 7.500 Euro. Dafür haben wir eine Versicherung abgeschlossen. Und das allein schon ist ein Beispiel für einen Bonus, den unsere Betriebe haben. Ich denke, das ist eine richtig interessante Geschichte.
Wie sieht es in Hessen mit der Fortbildung aus?
Damit können wir ebenfalls punkten. Unter der Marke „UniMal“ bieten wir ein interessantes Spektrum von Seminaren an. Dabei kooperieren wir auch mit anderen Landesverbänden, zum Beispiel mit Schleswig-Holstein und mit Niedersachsen. Wir sind da völlig offen: wer noch mit uns kooperieren will, der ist willkommen.
Wieviele Betriebe gehören zum LIV Hessen?
Es sind etwa 1.600 Betriebe, die auch alle das „Pigment“ bekommen. Diese Information ist in unserer Komplettleistung mit drin und ich denke, dass das den Betrieben wirklich etwas bringt.
Per Fax oder per Mail kann man bei uns dann auch Merkblätter und Broschüren anfordern – ganz einfach über ein Kreuzchen auf einem Formular. Wir schicken deshalb nicht jedem Mitglied gleich alle Unterlagen, weil wir unsere Betriebe mit Informationen nicht überfrachten möchten. Wir versorgen nur diejenigen, die gerade einen Bedarf an den entsprechenden Informationen haben. Wir haben da wirklich einen regen Rücklauf, teilweise pro Pigment über 100 Anforderungen über Fax oder Mail.
Stört es Ihre Innungen nicht, dass Sie so nah dran sind an den Betrieben?
Das wird so und so gesehen. Es gibt Innungen, die das nicht so gerne haben und andere, die genau das im Sinne ihrer Betriebe total schätzen.
Nicht wenige Innungen und Verbände klagen über die Überalterung der Ehrenamtsträger. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Wir haben bei uns relativ viele Junge, die ehrenamtlich tätig sind. Den Altersdurchschnitt schätze ich jetzt einmal auf 40 Jahre. Freilich haben wir auch ein paar alte Hasen dabei, doch die wollen und brauchen wir auch. Gerade aber auch bei den Obermeistern ist festzustellen, dass nicht wenige zwischen 35 und 45 Jahre alt sind.
Und wenn man auch noch die hauptamtlichen Kollegen im Verband anschaut, dann sind wir insgesamt ein relativ junges Team.
Was hilft Ihrem Verband nach vorne, was ist das Erfolgsrezept?
Das Engagement! Eindeutig. Engagement heißt für mich nicht, sein Ding abzuarbeiten, sondern irgend etwas neu zu entwickeln, neue Ideen einzubringen und mehr zu tun als man erwartet. Ohne Engagement, davon bin ich überzeugt, ist der Verband nicht lebensfähig.
Und das Engagement wird draußen auch wahrgenommen?
Ja, anscheinend nimmt man wahr, dass sich in unserem Landesverband etwas bewegt. Das bekommen wir glücklicherweise immer wieder zu hören.
Wie beurteilen Sie denn insgesamt die Malerbranche in Deutschland?
Wir werden vermutlich in Zukunft weniger gewerbliche Arbeitnehmer in unseren Betrieben haben. Die erfolgreichen Betriebe werden diejenigen sein, deren Mitarbeiter sich fortbilden und die sich kontinuierlich informieren. Für mich sind das unsere Innungs- und Verbandsbetriebe.
Frau Totzke, herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview mit Ingeborg Totzke führte Ulrich Schweizer.
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