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Eine Frage des Standpunktes

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Eine Frage des Standpunktes

Zusammen mit der Architektenkammer NRW veranstaltete die Messe Köln erneut das Architektenforum mit Vorträgen rund um das ambivalente Wechselspiel von Farbe und Architektur.

Prof. Klaus Palm, Ehrenvorsitzender des Deutschen Farbenzentrums, relativierte in seinem Vortrag die Bedeutung der Architekturfarbigkeit zunächst, da der Mitteleuropäer rund 90 Prozent seines Lebens in Innenräumen verbringe und die Außenfarbigkeit damit weniger prägend als bislang angenommen sei. Und: Farbe sei nicht objektiv, sondern „eine Frage des Standpunktes, die Wahrnehmung ein komplexer, individueller Vorgang. Trends entstünden aus den normalen Wechselbedürfnissen des Menschen, im Wohnbau beobachtet Palm momentan eine ausklingende Gelbphase, die sich nun in wärmere, rötlich hinterlegte Nuancen bewegt.

„Die Farbwirkung ist ein komplexes Geflecht aus verschiedenen Ebenen, die ineinander wirken“, beschreibt auch Dr. Riklef Rambow, Psychologe an der TU Cottbus, das Phänomen der Farbe. Letztlich sei Farbwahrnehmung unlösbar mit persönlichen Erfahrungen, mit akustischen, haptischen und geruchlichen Rahmenbedingungen verbunden. Kurz: Farbe wird im Stadtbild nicht isoliert wahrgenommen, sondern eher beiläufig. Passanten fallen – so eine kleine empirische Untersuchung Rambows – einzelne Farbnuancen kaum auf, bei Befragungen sei keine bewusste Wahrnehmung abrufbar. Es sei denn, die Farbigkeit wird negativ bewertet. Ansonsten werde trotz Vorhandensein von differenzierten Farbigkeiten diese neutral pauschalisiert, oft als Grau bezeichnet. Daraus folgt, so Rambow, dass „ein zu sparsames Farbkonzept kaum wahrgenommen wird“. Nur mit extremen Farbwerten sei eine wiederholte Aufmerksamkeit zu schaffen – beispielsweise wie in der Bibliothek der TU Cottbus (siehe S. 16-19 in dieser Ausgabe) praktiziert.
Das hat man wohl auch im Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton erkannt, wo man eher den Kontrast als die Anpassung sucht. Farbe, so Matthias Sauerbruch, verändert „die optische Wahrnehmung des physischen, räumlichen Zusammenhangs“. Die Fassade habe durch die Moderne und ihre Folgen ihre Mittelungsfunktion verloren und sei zur neutralen Hülle geworden. Sein Büro hingegen arbeite an einer neuen Vielschichtigkeit der Fassade, die neben formalen Mitteln und Materialitäten bewusst auch die Farbe einbeziehe – und dies durchaus verwirrend, wenn Baukörper durch Farben aufgelöst werden (siehe Malerblatt 08/04, S. 20).
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