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Entkoppelt und entlüftet

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Entkoppelt und entlüftet

Durchfeuchtete und gerissene Putze sowie Wärme- dämm-Verbundsysteme (WDVS) stellen ein Problem bei der Fassaden-Sanierung dar. Jetzt wurde eine Lösung zur „Rettung“ solch schadhafter Oberflächen entwickelt, die ähnlich wie eine vorgehängte Fassade wirkt, jedoch nur ein Drittel der hierfür entstehenden Kosten erfordert und in ihrer Aufbauhöhe wesentlich schlanker ist. Hergestellt wird das „Refatec-Fassadensystem“ von der Firma Gutjahr. Wir sprachen mit deren Betriebsleiter, Andreas Glock.

Herr Glock, welche Vorteile hat Ihr Fassadensanierungs-System gegenüber einer klassischen Lösung, die ein Entfernen und Neu-Aufbringen von Putzen oder Wärmedämm-Verbundsystemen vorsieht?

Durch das einzigartige Belüftungssystem des Refatec-Bekleidungsträgers kann Feuchtigkeit aus dem geschädigten Untergrund entweichen, ohne dadurch die neue Fassadenoberfläche zu beeinträchtigen. Die Belagsschale ist als zweite Hülle vom alten Untergrund entkoppelt und entschärft somit untergrundbedingte Spannungen. Gleichzeitig wirkt die Systemoberfläche robust gegen mechanische Einwirkungen. Dies alles bei einer Aufbauhöhe des Systems von gerade mal 15 mm.
Wie geschieht das?
Kernstück unseres neuen Sanierungs-Systems sind die Bekleidungsträgermatten, die aus einer speziellen Kunststofffolie mit werkseitig aufkaschiertem Gewebe bestehen. Die Prägung der Folie ermöglicht die Herstellung einer Luftschicht bildenden Belagsschale. Durch Verwendung von systemzugehörigen Abschlussprofilen wird die neu erstellte Belagsschale belüftet. Einsatzgebiet dieses Bekleidungsträgers sind kritische oder auch mangelhafte Untergründe, wie z.B. gerissene und durchfeuchtete Untergründe sowie schadhafte Wärmedämm-Verbundsysteme.
Sie sprechen von der besonderen Wirtschaftlichkeit des Sanierungs-Systems. Wie stellt sich diese dar?
Abstrippen, Abreißen von geschädigten alten WDVS-Flächen oder auch das Abtragen einer gerissenen und geschädigten Altputzfläche sind heute übliche Methoden für den Beginn einer Sanierung. Völlig in Ordnung, wenn man dabei akzeptiert, dass mit dieser Abbruchmethode im großen Umfang auch Staub und Dreck anfallen. Dass zudem aber auch potenzieller Ärger mit den Bewohnern wegen der permanenten Schmutz- und Lärmbelastung vorprogrammiert ist und das Mauerwerk sowie die angrenzenden Bauteile deutlich beansprucht werden, ja sogar erfahrungsgemäß zum Teil geschädigt werden können, sollte auch beachtet werden. Bei einem Ersatz der vorhandenen Dämmstoffplatten schreibt der Gesetzgeber vor, dass die neu aufzubringende Dämmung der neuesten amtlichen Vorschrift angepasst werden muss. Gemäß der Energieeinsparverordnung 2002 bedeutet dies einen Dämmwert der Aussenwandkonstruktion von U-Wert = 0,35 W/m²K. Auf die Dämmstoffdicke umgerechnet heißt das größer als 100 mm. Oft sind dann zusätzlich gleich umfangreiche Umbauarbeiten an Fensterbänken, Türleibungen, Balkongeländern und Fallrohren nötig. Es ist fraglich, ob sich dieser Aufwand durch die eingesparten Heizkosten jemals amortisiert. Beim Einsatz unseres Sanierungs-Systems kommt die Energieeinsparverordnung nicht ins Spiel, da die Dämmstoffplatte verbleiben kann und die Dämmfähigkeit nach dem Austrocknen des schadhaften WDVS wiederhergestellt ist.
Es wird als Renovierungsmöglichkeit für WDVS-Schäden auch ein Überdämmen empfohlen. Was halten Sie davon?
Dabei sind auch die schon erwähnten Umbauarbeiten zu berücksichtigen, und auch hier ist das Aufwand-Nutzen-Verhältnis fraglich. Schließlich ist der Dämmunterschied zwischen einer Systemaufdoppelung auf 100 mm und einer wieder funktionellen hergestellten 60 mm Dämmstoffplatte gar nicht so extrem, und der wieder erreichte U-Wert von 0,55 W/m²K ist, im Vergleich zu einer konventionellen Bauweise, z.B. mit porosierten Leichtziegeln, ja auch ganz ordentlich. Fragwürdig ist auch der kraftschlüssige Verbund des neuen Systems zum alten geschädigten Untergrund. Was ist, wenn der Dämmstoff nur punktuell verklebt ist oder die vorhandene Armierungs- und Putzschicht nur „blickfest“ obenauf sitzt? Schließlich schreiben die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen eine kraftschlüssige Verklebung des Dämmstoffs zum Untergrund von mindestens 40 Prozent Kleberanteil vor. Dies auch bei einer statisch relevanten Verdübelung!
Können Sie die Bestandteile und die Verarbeitungsweise des Renovierungs-Systems kurz beschreiben?
Die Refatec- Bekleidungsträgermatten haben ein Format von 2000 mm x 1000 mm x 10 mm. Sie lassen sich mit Cuttermessern oder geeigneten Scheren zuschneiden. In der Waagerechten besitzen sie einen Stufenfalz mit Gewebeüberlappung. Senkrechte Stöße werden mit Stoßarmierungsstreifen ausgebildet. Die Matten werden in eine Kontaktschicht eingebettet und zusätzlich mit vier bauaufsichtlich zugelassenen Tellerdübeln befestigt. Wo die Schraubdübel zu setzen sind, ist auf den Bekleidungsträgermatten schon gekennzeichnet. Die als Kontaktschicht aufgebrachte Klebemasse dient nur der Vorabfixierung der Matten. In einer gutachterlichen Stellungnahme wird nachgewiesen, dass sich das System alleine über die Dübel trägt. Für die Standsicherheit des Refatec-Systems sind hinsichtlich der Windsoglasten keine weiteren Anforderungen an das vorhandene alte WDVS zu stellen. Die nun belüftete sowie vom Untergrund abgekoppelte Fassade wird durch Lüftungs- und Putzabschlussprofile ergänzt. Die robuste Grundputzlage wird mit einer zweiten gewebearmierten Spachtelschicht ausgestattet. Es folgt das Auftragen von Putzgrund und Fassadenputz. So entstehen widerstandsfähige und mechanisch hoch belastbare Oberflächen, die z.B. vergleichbare Wandschutzplatten in WDVS-Sockelbereichen überflüssig machen.
Wo sehen Sie weitere Einsatzbereiche für Ihr Sanierungs-System?
Das System eignet sich nicht nur für gerissene Putzflächen und alte, schadhafte WDVS, sondern auch für in die Jahre gekommene Fertighaus-Fassaden oder zur fugenlosen Überarbeitung von Elementtafelbauwei-sen. Aber auch durch Nässe und Salze belastete Sockelflächen sind durchaus für eine Überarbeitung mit Refatec geeignet. Anstelle der bislang eingesetzten Sanierputzsysteme stellt sich unser System als pfiffige Lösung heraus, da übliche Sanierungsintervalle, wie das Abtragen und Erneuern der „Opferschicht“, entfallen können.
Gibt es typische Ursachen für die Schäden an WDVS?
Zunächst einmal: WDVS sind hervorragende und langzeitbewährte Werkstoff-Systeme, die nach Auskunft des Fachverbandes Wärmedämm-Verbundsysteme schon auf über 600 Millionen Quadratmetern eingesetzt wurden – und das seit über 40 Jahren. Wenn es hier Schäden gab, dann lag das häufig an Verarbeitungs- oder Planungsfehlern. Eine Statistik hierzu wurde auf dem 6. Bauschadenstag in Berlin von Herrn Dr. Vogdt veröffentlicht. Die Qualität der WDVS-Produkte ist gut, jedoch werden oft Mischsysteme angewandt, oder die Gutmütigkeit der Produkte wird überreizt.
Sie müssten doch gerade an WDVS-Schäden interessiert sein. Warum setzen Sie sich so engagiert für deren Vermeidung ein?
Wir sind ein spezialisiertes, innovatives und an langfristigen Zielen orientiertes Unternehmen. Unser Ziel ist es, den WDVS-Markt in jeder Hinsicht zu unterstützen. Denken Sie doch einmal an die Möglichkeiten, auch bei kritischen Untergründen ein neues WDVS in Kombination mit Refatec anbringen zu können. Eine Klima schützende Arbeit, die auch Zukunft und Sicherheit bietet!
Wenn das Thema Verarbeitungsqualität für Sie so entscheidend ist, wie halten Sie es dann mit den Verarbeitern Ihrer Systeme? Das Haus Gutjahr hat sich ja positiv entwickelt auf Grund von Ideen und Produkten für den Aufbau von frostsicheren, weil ordentlich drainierten Balkon- und Terrassenböden. Ganz anspruchslos ist das für die verarbeitenden Betriebe sicher nicht…
Wir legen großen Wert auf die Qualifikation der Verarbeiter von Gutjahr-Systemen und tun alles dafür, dies sowohl jetzt als auch in Zukunft sicher zu stellen. Dafür veranstalten wir eine Vielzahl von Seminaren und Verarbeitungseinweisungen vor Ort. Wir kennen unsere Verarbeiter und empfehlen diese mit gutem Gewissen beim Bauherrn.
Herr Glock, vielen Dank für die ausführlichen Informationen.
Das Interview führte Wilhelm Michel.
Informationen zum Refatec-System gibt es bei: Gutjahr-Systemtechnik GmbH, Tel.: (06257) 93066-0/Fax: -9 www.gutjahr.com
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