(Malerblatt 11/03, Seite 40, „Profil durch Fassadenpreis“)
Mit großem Interesse haben wir Ihren Artikel über den „Deutschen Fassadenpreis“ in Ihrer November-Ausgabe gelesen, ein sicherlich berichtenswertes Branchenereignis.
Wir können jedoch nicht umhin, unsere Verwunderung anlässlich der Verleihung des 1. Preises an das Objekt Augus-tenstraße 58 in Berlin zum Ausdruck zu bringen. Ohne dem ausführenden Malerbetrieb zu nahe treten zu wollen, der sicher unter technischen Gesichtspunkten eine fachgerechte und qualitativ in keiner Weise zu beanstandende Leistung erbracht hat, muss jedoch eine gewisse Verwunderung angesichts der Entscheidung der Jury angebracht sein. Nach dem Anspruch des Wettbewerbs waren Fassadengestaltungen gesucht, die ungewöhnliche Kreativität und erstklassige Handwerkskunst eindrucksvoll vereinen. Sollte die Jury diese Kriterien bei der Preisverleihung möglicherweise aus den Augen verloren haben? Oder sollten massivste Störungen der Netzhaut, die wir der Jury selbstverständlich nicht wünschen möchten, Raum gegriffen haben?
Zur Ehrenrettung könnte man annehmen, dass dem Verlag ein Versehen unterlaufen ist und die veröffentlichte Abbildung eigentlich den „Vorher-Zustand“ des Objektes dokumentieren soll.
Hätte die farbliche Gestaltung eines Nato-Bunkers den Schwerpunkt dieses Fassadenwettbewerbs gebildet, so wäre der kreative Anspruch dieses Objektes sicherlich höchsten ästhetischen Anforderungen gerecht geworden und hätte neue kreative Maßstäbe gesetzt. Inwiefern diese Kriterien jedoch bei einem Wohn- und Geschäftshaus zutreffen, erschließt sich wohl leider nur dem kenntnisreichen Blick der Jury. Deren Urteil lautete: „Behutsame, unterkühlte und dabei normbrechende Bearbeitung“ liege vor. Sollten damit etwa die Geschmacksnormen gemeint sein? Von Unterkühlung zu sprechen, ist sicher angebracht, da es manchen Kollegen beim Anblick gefröstelt haben dürfte.
Einige spontane Stellungnahmen, die uns aus dem Kollegenkreis erreicht haben, gingen gar so weit, dass sich die Heraushebung eines solchen 1. Preises in einem offiziellen Organ des Hauptverbandes eigentlich verbieten müsste oder zumindest eines kritischen Untertons bedurft hätte. Soweit wollten wir selbstverständlich nicht gehen, denn Zensur ist unsere Sache schließlich nicht.
Einige kritische Worte seien uns jedoch gestattet, auch wenn sich über Geschmack bekanntermaßen nicht streiten lässt.
Dipl.-Kfm. Guido Gormans Geschäftsführer Maler und Lackierer Landesinnungsverband Nordrhein Kalscheurer Weg 12 50969 Köln Tel: (0221) 234513 Fax: (0221) 249375 info@maler-lackierer-nr.de www.maler-lackierer-nrw.de
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