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Günstig aber anspruchsvoll

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Günstig aber anspruchsvoll

Die Fassaden- und Fenstersanierung eines Spandauer Plattenbaus sollte werterhaltend sein und gleichzeitig nicht viel kosten. Mit neuen Abdichtungsbändern und -leisten ist das Gebäude nun fit für das nächste Jahrzehnt.

430 Wohnungen umfassen die Geschossbauten am Saatwinkler Damm 143–153 in Berlin-Spandau. Es sind achtgeschossige Plattenbauten aus den siebziger Jahren, abwechslungsreich durch Vor- und Rücksprünge sowie Erschließungstürme gegliedert.

Im Lauf der Zeit hatten die Platten – so genannte West-Platten, ähnlich wie ihre DDR-Äquivalente Sandwichelemente mit Kerndämmung – und ihre Fugen unter Sonneneinstrahlung, Frost und Regen gelitten. Auch hatte sich Efeu an der Fassade hochgerankt, und die Säure aus den Wurzeln sowie Abfallprodukte von nistenden Vögeln hatten den Kunstharzputz angegriffen. Die Anschlussfugen der originalen Kunststofffenster waren darüber hinaus auch nicht mehr dicht.
Diese Mängel blieben lange unbemerkt, bis sich massive Wasserschäden auf den Innenwänden der Wohnungen zeigten. Sie waren auf diverse Ursachen zurückzuführen, in erster Linie jedoch auf den mürben Dichtstoff in den Fugen zwischen den Fassadenplatten, der an den Flanken abgerissen war. Dass eine Rundum-Sanierung der Fugen angebracht war, zeigte besonders eine beschädigte Stelle im 4. Obergeschoss: Dort trat Wasser auf, dessen Weg entlang der Fassadenelemente bis in die 10. Etage verfolgt werden konnte, wo es ursprünglich eingedrungen war. Nach einer Kosten-Nutzen-Analyse, in die unter anderem die Lage der Gebäude an einem zentralen Autobahnzubringer und unweit des Flughafens Tegel einfloss, entschied der Eigentümer, die Berliner Immobiliengesellschaft GSW, die Fassaden- und Fensteranschlussfugen zu sanieren und die Fassade überarbeiten zu lassen. Der Komplex ist nun technisch und optisch auf dem neuesten Stand, und das zu verhältnismäßig geringen Kosten.
Die Sanierungsarbeiten lagen in der Hand des Fassadenspezialisten FRB aus Berlin. Die Projektleitung oblag Jens Berndt von der Facilita Berlin GmbH. Das Unternehmen entfernte Bewuchs und maroden Putz, bürstete und strahlte die verbleibenden Putzflächen ab und versah die Fassadenplatten mit einer elastischen und rissüberbrückenden Beschichtung. Aus den Plattenfugen schnitten die Mitarbeiter die Überreste der spröden Dichtungsmaterialien, die von einer Sanierung aus den achtziger Jahren stammten und damals den Stand der Technik darstellten. In die Fugen war ein geschlossenporiger Dichtstoff, ähnlich einem PU-Dichtstoff, eingebracht worden. Dieser dichtete zwar gegen den Regen ab, war aber wegen seiner Dichtheit nicht in der Lage, Kondenswasser aus der Fuge hinaus diffundieren zu lassen. Im Lauf der Zeit wurde er spröde und riss in vielen Fugen wegen mangelnder Elastizität an den Flanken ab. Durch die defekte Außenabdichtung drang massiv Feuchtigkeit in die Fugen, was wiederum zu Feuchtigkeitsschäden im Baukörper führte. Bei den noch intakten Fugen kam es aufgrund der Besonderheit der Plattenbauweise teilweise zu Kondenswasserbildung hinter dem Dichtstoff. Dieses Problem löst nun das Abdichtungsband illbruck illmod 600. Es ist vorkomprimiert und schlagregendicht (bis 1050 Pa), gleichzeitig jedoch auch dampfdiffusionsoffen. Damit sind die Fugen dauerhaft schlagregendicht abgedichtet, das baubedingt entstehende Kondenswasser kann jedoch nach außen entweichen. Durch seine Langzeitbeständigkeit bleibt illbruck illmod 600 elastisch. Dadurch werden Flankenabrisse vermieden und das Eindringen von Wasser verhindert. Insgesamt 16.500 Meter illbruck illmod 600 wurden an den Fassaden verlegt. Die Sanierungsgesellschaft FRB füllte das Innere der Fugen mit mineralischem Dämmstoff aus und dichtete sie anschließend mit dem Premium-Fugendichtungsband ab.
Die vorhandenen Kunststofffenster dichtete die FRB mit der illbruck Fenster-Rollleiste Außen ab. Auch diese erfüllt die Anforderung, wind- und schlagregendicht aber diffusionsoffen zu sein. Ein von einer Folie umschlossenes und vorkomprimiertes PU-Weichschaumband ist mit einer Kunststoffleiste verbunden, die flach und aufgerollt im Spenderkarton geliefert wird. Vor Ort zeigte sich der besondere Komfort der Rollleiste: Durch die Lagerung als Rolle im Karton nahm sie kaum Platz in Anspruch und konnte – erst bei Bedarf – genau passend auf Länge geschnitten werden. Nun wurde sie entlang zweier vorgestanzter Nuten geknickt, die den Raum für das Abdichtungsband begrenzen. Anschließend wurde die Leiste mit einem illbruck-Systemkleber, Festix OT 14, auf den Fensterrahmen aufgebracht und genau justiert. Erst dann wurde die Folie um das Weichschaumband mittels Reißfaden geöffnet, so dass die Abdichtung jetzt exakt an der richtigen Stelle liegt. Eine Weich-PVC-Lippe schützt den Übergang von Leiste zu Leibung und gleicht kleinere Unebenheiten aus.
Sind denn über dreißig Jahre alte Kunststofffenster die Abdichtung wert? „Die waren noch gut“, sagt Frank Nitsche von der FRB. „Jedenfalls besser als alte Holzfenster!“ Und mit der illbruck Fenster-Rollleiste war es möglich, die alten Fenster ohne Ausbauen sauber und zeitsparend wieder auf den Stand der Technik zu bringen. Von der illbruck Fenster-Rollleiste setzte FRB 2.500 Meter ein. Die neuen Fensterbänke wiederum wurden mit illbruck illmod 600 abgedichtet.
Forschungsprojekt
Für zwei Institute der Hochschule Bochum im Fachbereich Bauingenieurwesen – das Institut für Bauphysik, Baustoffe und Konstruktion sowie das Institut für Baubetrieb und Bauverfahrenstechnik – diente der Gebäudekomplex als Forschungsobjekt. In einer wissenschaftlichen Kooperation verglichen sie bauphysikalische und wirtschaftliche Aspekte von Fugendichtungsbändern in verschiedenen Dimensionen und PU-Dichtstoff. In die ausgeräumten Fugen wurden die unterschiedlichen Abdichtungsmaterialien nebeneinander eingebracht, um gleiche Testbedingungen zu schaffen. Sonden zeichneten die Feuchtigkeitsentwicklung auf. Gleichzeitig wurden die Verhältnisse in einer Klimakammer nachgestellt. Dort wurde eine Kamera installiert, die deutlich die Entwicklung von Kondenswasser und Eis zeigte. Das Projekt wurde im November abgeschlossen. Die Bochumer Professoren Markus Kattenbusch (Institut für Baubetrieb) und Gerrit Höfker (Institut für Bauphysik) ziehen aus ihren Untersuchungen am Saatwinkler Damm das Fazit: „Bei technisch korrekter Ausführung ergeben sich bei der Sanierung von Betonfugen mit Kompressionsbändern erhebliche Vorteile bezüglich der Lohnkosten gegenüber der Sanierung mit Dichtstoffen. Besonders zeigt sich das erstens durch schnelleres Ausräumen und Vorbereiten der bestehenden Fuge aufgrund geringerer Anforderungen an die Vorbereitung der Bestandsfuge und zweitens durch eine Effizienzsteigerung in der Verarbeitung aufgrund von Witterungsunabhängigkeit. Diese Vorteile können die erhöhten Materialaufwendungen mehr als ausgleichen. Durch die deutlich längere Gewährleistung ist der Einsatz von Kompressionsbändern auch nachhaltig, da sich quasi keine Folgekosten einstellen – während eine Fuge mit Fugendichtstoff einem regelmäßigen Wartungsaufwand unterliegt, um sie technisch einwandfrei zu halten. Bei den bauphysikalischen Untersuchungen konnte Tauwasser in den Bauwerksfugen anhand von Langzeitmessungen nachgewiesen werden. Hinter diffusionsoffenen Kompressionsfugenbändern fällt im Vergleich zu einem Fugenverschluss mit Dichtstoffen weniger häufig Tauwasser aus, dieses kann besser abtrocknen und stellt somit ein reduziertes Schadenspotenzial hinsichtlich Baustoffkorrosion und Schimmelbildung dar.“
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