Startseite » Allgemein »

Natur und Nano

Allgemein
Natur und Nano

Die Zukunft wird spannend: Aktive Beschichtungen, strengste Lösemittel-Richtlinien und die Rückkehr natürlicher Rohstoffe.

Noch harren in den Werkstätten der Malerbetriebe recht konventionelle Materialien auf ihre Verarbeitung. Doch die nächsten Jahre werden so manche Produktpalette umkrempeln. Dabei geht es inzwischen nicht nur um die Weiterentwicklung bewährter Systeme, sondern um Materialien, welche auf neuen Rohstoffen basieren und neuartige Effekte integrieren. Wir wagen einen Ausblick.

Trend 1: Nachwachsende Rohstoffe
In vielen industriellen Bereichen etablieren sich wieder verstärkt Naturmaterialien, beispielsweise in faserverstärkten Verbundwerkstoffen oder in Dämmmaterialien für den Automobilbau. Nachwachsende Rohstoffe stehen für nachhaltige Ressourcennutzung, verbessern die CO2-Bilanz und zeigen in vielen Fällen sogar bessere Eigenschaften als ihre synthetischen Pendants. Die Farbenindustrie gehörte in der Vergangenheit zu den großen Nutzern pflanzlicher Rohstoffe – etwa von Baumharzen oder Ölen für die Bindemittelerzeugung.
Auch heute noch basieren Additive wie Wachse, Glanzverbesserer oder Verdicker auf nachwachsenden Rohstoffen. Die chemische Veredelung von Lein- und Rizinusölen liefert die Grundlage für Alkydharz-Bindemittel und kann auch für zweikomponentige Polyurethan-Systeme genutzt werden. Ein Hersteller von Fußboden-Beschichtungen konnte durch mehrjährige Forschung, in Zusammenarbeit mit spezialisierten Rohstoff-Lieferanten, ein entsprechendes Produkt marktreif entwickeln. Rund 67 Prozent der Polyol-Komponente bestehen hier aus pflanzlichen Quellen. Die Öle werden direkt in die hoch vernetzte und damit hoch beanspruchbare Struktur der Beschichtung eingebunden. Andere Unternehmen aus dem Bautenfarbenbereich tauschen einen Teil der Styrolacrylatdispersion in Innenfarben durch Stärke aus, setzen Zellulose als Verdicker oder Naturfasern zur Verstärkung ein.
Noch steht die Wiederentdeckung nachwachsender Rohstoffe in der Farbenindustrie am Anfang, in den nächsten Jahren jedoch kann mit einem verstärkten Einsatz in bestimmten Teilbereichen gerechnet werden. Vorausgesetzt, die Materialien lassen sich in die vollautomatischen Produktionsprozesse einbinden, was eine konstante Qualität der natürlichen Rohstoffe erfordert.
Trend 2: Neue Funktionalitäten
Die diesjährige Messe „Farbe“ hat einen kleinen Vorgeschmack geboten. In der Zukunft werden sich die großen Farbenhersteller immer mehr auf die Integration neuer Funktionalitäten konzentrieren. Das beginnt bei photokatalytischen Effekten bis hin zu neuen, wärmereflektierenden Beschichtungen.
Wie groß das Marktvolumen für derlei Beschichtungen sein wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Doch bereits die imagebildende Wirkung, innovative Produkte zu entwickeln, wird den Unternehmen neue Marktimpulse bringen. Die Akzeptanz im Markt wird auch davon abhängen, wie sich die Wirkungen tatsächlich messen und kommunizieren lassen. Das erfordert neue Normen, die Messungen vergleichbar und versprochene Effekte nachvollziehbar machen. Gleichzeitig nimmt die Unübersichtlichkeit an Produkten im Markt zu, was die Unternehmen zu präziseren Aussagen und Differenzierungen zwingen wird.
Trend 3: Nanokomposite
Nano ist inzwischen sogar schon beim Discounter angekommen. Die Lackindustrie hat zwar seit Jahr und Tag mit kleinsten, nanoskaligen Teilchen zu tun, doch erlaubt die Nanotechnologie nun auch die Erschaffung neuer Bindemittel. Das Zauberwort lautet hier „Nanokomposite“, dahinter verbirgt sich ein hybrides Bindemittel. Durch die so genannte Sol-Gel-Technik lassen sich Bindemittel herstellen, deren organische Grundmatrix durch anorganische Teilchen gezielt verstärkt ist. Das ermöglicht beispielsweise Fassadenfarben mit minimalem Erweichungsverhalten bei sehr guter Wasserdampfdurchlässigkeit. In Japan sind bereits Beschichtungen auf dieser Basis im Einsatz, hier zu Lande schrecken wohl die derzeit noch hohen Kosten der Rohstoffe. Doch da Beschichtungen mit Nanokompositen nicht quellen, kein Weißanlaufen zeigen, hoch lösemittelbeständig sind und auf mineralischen Untergründen bestens haften, dürfte ihnen eine große Zukunft offen stehen. Ideal scheinen die Nanokomposite für lösemittelfreie Systeme zu sein – nicht nur für die Fassade.
Trend 4: Lösemittel
Mit der Decopaint-Richtlinie der EU werden ab 2007 neue Grenzwerte für den Lösemittelgehalt in Farben und Lacken gelten. Davon betroffen sind neben den konventionellen Alkydharzlacken auch bisher als wasserbasierend geltende Systeme. Würde die Richtlinie so umgesetzt, wie sie in den EU-Papieren steht, wären die meisten der bisher vom Profi verwendeten Materialien nicht mehr zulässig. Derzeit ringen Gremien der Lackhersteller und der Verarbeiter noch um Änderungen und Ausnahmeregelungen. Doch erste Farbenhersteller beginnen bereits, nach der so genannten VOC-Richtlinie zu entwickeln.
Klar ist, dass die Richtlinie für das Malerhandwerk einschneidende Veränderungen und Umstellungen bringen wird. Armin Scharf
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 5
Ausgabe
5.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de