Prof. Dr. Burkhard Busch ist Psychologe, Psychotherapeut, Diplomkaufmann und Bestsellerautor. Der Professor für Psychologische Methoden-lehre und Krisenintervention moderiert jährlich über 20 Handwerkskongresse.
Juhuu, ich habe fantastische Neuigkeiten. Das Einzige, was Sie wirklich benötigen, damit auch die langweiligste Existenz mal anständig Farbe kriegt, ist der Neujahrsempfang einer bundesdeutschen Kreisverwaltung. Wenn die dann noch einen echten Landtagsabgeordneten einladen, der vor ‘nem Jahr nicht mal wusste, dass es ein allgemeines Wahlrecht gibt, dann ist jede Langeweile verflogen. So topp Comedy-Typen wie Herr Nuhr und Herr Mittermeier sind farblose Humorbestatter gegen einen echten Landtagsabgeordneten auf der Landkreis-Bühne am Pommesbudenstehtisch in der Podiumsdiskussion zum Neujahrsempfang. Da kommt sogar der Landrat mal runter, aus der zweiten Etage, zum Neujahrsempfang. Besonders komödiantisch kam die Begrüßung an, die der LR drauf hatte. Der begrüßte alle Stadtpromis einzeln. Wobei er sich jedesmal entschuldigte und meinte: „Erlauben Sie mir…“ Ja mein Gott, stellen Sie sich mal vor, einer von den 340 Leuten im Prachtsaal hätte die Hand gehoben und „nein“ gesagt: „Nee, erlaube ich nicht. Welche Parteivollversammlung hat Sie eigentlich gewählt? Oder: war die voll, die Versammlung?“ Nach der Begrüßung kam die Zeit der langweiligen Worte. Zugegeben, der gleiche Mist wie voriges Jahr, nur blöder halt. Und dann kam er. Der, der das Wahlrecht kennt. Der, der im Landtag sitzt. Der, der mit dem Mittelstand tanzt. Denn immerhin, es war der Neujahrempfang des Landrats – nicht der Empfang der kreiseigenen Sonderschule. Der, der Handwerk und Handel kennt, hing am Stehtisch wie in Dortmund am Hauptbahnhof und sagte defekte Sachen in ein defektes Mikrofon. Er sagte, die Exportprognosen seien sehr günstig. Echt spannend, wo die Handwerker und der regionale Handel so exportintensiv sind. Um das Wohl der kranken Mittelstandsseele bangend meinte er: „Lassen Sie mich hier eines ganz klar sagen, das Handwerk hat goldenen Boden“. Ach, is ja geil. Wär’ ich so gar nicht drauf gekommen, auf die Mottengruftparole. Mein Nachbar (Malermeister vom Dorf) sah mich an und sagte grummelnd so etwas wie: „Intelligenzbestie, der da oben“. Ich nickte. Ich kam mir ebenfalls verachtenswert dusselig vor, bei soviel Landtagshirn am Stehtisch. Wow, was wir so alles mit Steuergeld finanzieren! Aber der Sekt war gut. Same procedure as last year.
Teilen:
