Von der Rolle

Schiefer, Travertin oder Sichtbeton – Natur- und Kunststeine sind auch bei der Innenraumgestaltung beliebt. Täuschend echte Reproduktionen, die als Rollenware erhältlich sind, bieten eine Reihe von Vorteilen gegenüber den Originalen.

Martin Hisge, Architects Paper

Schiefer ist seit Jahrhunderten als Gestaltungselement an Fassaden und Fußböden, zunehmend aber auch an Wänden fest etabliert. In natürlichen Vorkommen wird das metamorphe Gestein aus der Natur gewonnen. Abbau und Transport ganzer Platten sind jedoch bei größeren Sedimentgesteinen schwierig bis unmöglich.

Mit einem komplett neuen und in der Wandbelagstechnik einmaligen Verfahren ist es jetzt gelungen, einen rollbaren Schiefer für die Innenraumgestaltung zu entwickeln und bis zur Serienreife zu führen. Der überwiegende Teil der Schieferbahn besteht aus natürlichem Stein, wie z.B. Schiefermehl aus heimischen Vorkommen, lediglich einige Komponenten sind synthetischer Natur, um das Material flexibel zu gestalten. Dabei wurde Wert auf ökologisch unbedenkliche Werkstoffe gelegt. So sind die Bahnen unter anderem PVC-, weichmacher- und lösemittelfrei.

Die Verarbeitung

Die Abmessungen einer Platte mit 100 cm x 280 cm sind in der Natur gerade noch möglich, wenn auch äußerst selten und damit entsprechend teuer.

Durch den einfachen Transport der Stein-Reproduktionen per Paketdienst fallen nur geringe Lager- und Frachtkosten an. Zudem entfallen aufwendige Unterkonstruktionen an Wänden sowie die eventuelle Hinzunahme eines Statikers durch die erhöhte Flächenbelastung. Ein Quadratmeter der „rollbaren Steine“ wiegt gerade mal zwischen zwei und viereinhalb Kilogramm, je nach Steinsorte. Die Verarbeitung erfolgt in Wandklebetechnik mit einem eigenen Systemkleber, der mittels Zahnspachtel aufgetragen wird. Geschnitten wird die Ware mit einem handelsüblichen Cuttermesser. Als Trägermaterial dient ein erprobtes Tapetenvlies.

Eine nahtlose Verlegung ist wie beim Original nicht möglich. Es empfiehlt sich die Verlegung mittels Silikonfuge oder anderer separierender Gestaltungselemente, wie z.B. einer Aluminiumschiene. Da jede reproduzierte Bahn von Hand patiniert und veredelt wird, erhält der Kunde jedes Mal ein Unikat. Die Bahn selber weist keinen tapetenüblichen Rapport auf. Ein Unterschied zwischen Original und Reproduktion ist somit kaum feststellbar.

Die Produkteigenschaften

Im Gegensatz zu den Original-Steinen besitzen die Stein-Reproduktionen wärmedämmende und schallabsorbierende Eigenschaften. Eine Reinigung kann durch normalen Haushaltsreiniger und Schwamm erfolgen. Derzeit wird das Material für die Verwendung in Nasszellen wie z.B. Duschen getestet. Der besondere Clou: Der Härtegrad des Materials lässt sich in der Produktion mit geringem Aufwand einstellen. So sind sowohl besonders weiche Oberflächen möglich als auch besonders harte für starke Beanspruchung.

Der wichtigste Vorteil jedoch: Der Maler und Tapezierer kann kostengünstig und ohne großen Aufwand in das Jahrhunderte alte Handwerk des Steinmetz eingreifen und schnell und sauber Flächen eindrucksvoll gestalten, die bislang einer anderen Berufsgruppe vorbehalten waren.

Weitere Stein-Reproduktionen

In ähnlicher Fertigungstechnologie mit anderen Steinmehlen entstehen auch flexibler Travertin und flexibler Beton in Glattschalungs- sowie Brettschalungsoptik. Gerade beim Bauen und Renovieren im Bestand sind die SteinReproduktionen eine willkommene Alternative zu herkömmlichen Verfahren, da der Zeitaufwand der Verarbeitung als vergleichsweise gering zu bezeichnen ist. Auch Rundungen sind kein Problem. Zudem verfügt das Material über hervorragende Kanten-, Schnitt- und Fräseigenschaften, was den Einsatz bei Messebauern und Shopgestaltern zusätzlich erhöht. Der Schmutzeintrag bei der Montage der Stein-Reproduktionen ist im Vergleich zum Einbau eines echten Steins ebenfalls vernachlässigbar. Auch hinsichtlich der Gestaltungswünsche ist man bei der Reproduktion wesentlich flexibler als beim Original: Kundenindividuelle Farben sind schon in geringer Stückzahl möglich.