Startseite » Aus- & Weiterbildung »

Bühnenmaler

Aus- & Weiterbildung
Bühnenmaler

Die Bühnenmaler und -plastiker in Baden-Baden lösten eine „historische Aufgabe“ mit Bravour.

Ulrich Schweizer

Noch wissen es viel zu wenige Kollegen, welch tolle Möglichkeiten kreative junge Menschen in einem speziellen Zweig des Malerberufs haben: in Baden-Baden wird der Beruf des Bühnenmalers und -plastikers ausgebildet. Seit dem Jahr 2000 existiert die Abteilung Bühnenmaler und -plastiker. Und das, was Bernd Krause und Edith Rugel dort aufbauten, das muss jeden Maler mit Hang zur Gestaltung aufhorchen lassen. Das Szenario vor Ort in der „Werkstatt“ sieht tatsächlich mehr nach einem Künstler-Atelier aus als nach einer klassischen Malerwerkstatt: untergebracht sind die 25 angehenden Bühnenmaler in der ehemaligen Turnhalle des früheren Lycée Charles de Gaulle.
Mit Unterstützung von Helfern aus den Fachklassen für Farbtechnik und Raumgestaltung, des Berufs-Vorbereitungsjahres Farbe und der „Metaller“, die sich um Sicherheit und Standfestigkeit kümmerten, hatte die Gewerbeschule Baden-Baden, Abteilung Farbe/Bühnenmaler im Januar und im Februar 2007 ein komplexes Projekt durchgezogen. Es galt, zum 500-jährigen Stadtjubiläum von drei ehemaligen Stadttoren Nachbauten herzustellen. Die Attrappen mussten nicht nur top aussehen, sondern zudem sicher und stabil sein, weil sie sich im öffentlichen Raum frei zugänglich befinden. Die Stadt gab 5.000 Euro dazu – nicht gerade ein warmer Geldregen. Dafür sponserten der SWR und der Farbhersteller Sto die ganze Aktion – ansonsten wären diese beeindruckenden Ergebnisse nicht denkbar gewesen.
Die drei Meter breiten und bis zu sechseinhalb Meter hohen Attrappen des Ooser Tors, des Gernsbacher Tors und des Beuerner Tors wurden nach alten Zeichnungen nachgebildet. Die Transportmöglichkeiten waren das Maß aller Dinge. Darauf musste die Größe der Attrappen abgestimmt werden. Weiter: Modelle mussten angefertigt werden, Farbentwürfe wurden erstellt, große Polystyrol-Einzelteile maßstabsgetreu zugeschnitten – bis hin zu einzelnen Dachziegeln. „Bei diesen Arbeiten war schon sehr viel Herzblut mit dabei“, so der Klassenlehrer der Bühnenmaler und -plastiker, Bernd Krause. Der gelernte Kirchenmalermeister weiß, wovon er spricht. Ohne zusätzliche Stunden in der Freizeit und ohne ein immenses Engagement auch seitens der Lehrer wäre eine solche „Aktion“ heutzutage einfach nicht denkbar und erst recht nicht machbar. „Die Schüler müssen sowohl das Handwerk als auch die künstlerische Komponente lernen – und das macht den Ausbildungsgang auch so interessant und vielseitig. Sie müssen aber auch eine Menge leisten und sich absolut engagieren.“ Hierin sind sich Fachlehrer Bernd Krause, Vertrauenslehrerin Birgit Seiter und Oberstudiendirektor Josef Nissl einig. Und weiter: „Für uns ist dieser Bildungsgang etwas Besonderes, das die Schule aus der gesamten Schullandschaft herausragen lässt.“
Bühnenmaler und -plastiker werden dual ausgebildet und lernen den Stoff in der Praxis am Arbeitsplatz sowie, fein abgestimmt, im jeweils zweiwöchigen Blockunterricht. Die Ausbildung ist so außergewöhnlich, dass es bis jetzt nur eine einzige Klasse gibt. Überhaupt glänzen die Baden-Badener durch ganz extravagante Ausbildungsgänge: 2002 kamen noch die Maskenbildner hinzu – und auch Fachkraft für Veranstaltungstechnik kann man dort erlernen, um später Events aller Art zu planen und zu organisieren.
Welche Lernfelder es für den Ausbildungsberuf Bühnenmaler und Bühnenplastiker gibt, darüber informieren Edith Rugel und Bernd Krause gerne:
Erstes Lehrjahr:
  • Bühnen- und Szenenbilder analysieren
  • Flächen malerisch gestalten
  • Dekorations-Elemente plastisch gestalten
  • Architektur und Landschaft analysieren und zeichnerisch umsetzen
  • Typografische Gestaltung entwickeln
Zweites Lehrjahr:
  • Gestaltungsvarianten mit verschiedenen Materialien entwickeln
  • Figürliche Darstellung analysieren und zeichnerisch umsetzen
  • Imitation realisieren
  • Raumkonzepte planen
  • Dekorations- und Bühnenelemente beurteilen
Drittes Lehrjahr:
  • Anschauungsmodelle entwerfen und darstellen
  • Farbkompositionen malerisch umsetzen
  • Ausstattungs-Konzeptionen entwickeln und präsentieren
Insgesamt sind es 840 Stunden, in denen sich die Auszubildenden in Baden-Baden mit Theorie und Praxis der Bühnenmaler auseinandersetzen können.
Was in der Ausbildung bereits im zweiten Lehrjahr geschaffen werden kann, das zeigten die „Stadttor-Imitationen“, die derzeit im Stadtzentrum von Baden-Baden an verschiedenen Stellen zu bewundern sind.

kompakt
Gewerbeschule Baden-Baden
Abteilung Farbe/Bühnenmaler
Balger Straße 15
76532 Baden-Baden
Tel.: (07221) 931946
Fax: (07221) 931960
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 5
Ausgabe
5.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de