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Ein Pionier seines Faches

Aus- & Weiterbildung
Ein Pionier seines Faches

Der Dekorationsmaler Peter Gustaf Dorén leitete zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Hamburg die größte Firma für Dekorationsmalerei mit bis zu 200 Angestellten. Der Salon, das internationale Zusammentreffen der Dekorationsmaler, der vom 16. bis 19. Mai 2024 in Hamburg stattfindet, widmet ihm einen ganzen Raum.

Autorin: Friederike Schulz | Fotos: Sammlung Dorén

Der Dekorationsmaler Peter Gustaf Dorén gründete 1898 in Hamburg im Alter von 32 Jahren die Firma „Gust. Dorén – Atelier und Werkstätten für Malerei und Wohnungskunst“.

Der gebürtige Schwede hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits viel gelernt und gesehen. Als Maler in seinem Heimatland ausgebildet, musste er zum Erreichen des Meistertitels zwei Jahre auf Wanderschaft gehen. Aus diesen zwei Jahren wurde ein langer Aufenthalt in Deutschland – mit Halt in Hamburg, längerem Zwischenstopp in Elberfeld sowie Abstechern nach Paris mit Einblicken und Arbeiten am Theater und großen Herrenhäusern. Die Ausbildungsreise mit vielen – mal längeren, mal kürzeren – Aufenthalten endete schließlich in Hamburg bei Doréns erstem Arbeitgeber Jacob Schott. Im Gepäck hatte Dorén ein umfangreiches Wissen über Ornamentik, Farben und die Kunst des Imitierens.

Komplette Innenraumgestaltungen

Schon bald löste er sich aus diesem Verhältnis und beginnt zuerst – gemeinsam mit seinem Kollegen – als „Dorén und Harbordt“ sich selbstständig zu machen. Sein Drang nach einer eigenen Firma mit seiner Idee von Gestaltung und dem erlernten Können gaben ihm genug Anlass zu der Entscheidung, diesen Weg ab 1898 alleine weiterzugehen.

Dass daraus die in Hamburg größte Firma für Dekorationsmalerei mit bis zu 200 Angestellten werden würde, war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erahnen. Aber Dorén nutzte seine gemachten Erfahrungen, um die Inhalte der Firma nicht nur auf hohes gestalterisches Niveau und handwerkliches Können zu konzentrieren, sondern vor allen Dingen durch kluge und klare Strukturen in der Buchhaltung und in der Katalogisierung der Entwürfe und Arbeiten zu erhalten. 1908 bezog er ein für dieses Vorhaben errichtetes fünfgeschossiges Kontorhaus und eröffnete neben den Malerwerkstätten auch eine Abteilung für Innenarchitektur. Durch diese Erweiterung des Angebots auch für komplette Gestaltungen von Wohnungen und Räumen unterschied er sich maßgeblich von anderen Malerbetrieben.

Die Rückkehr der Farbe

Aber das eigentlich Revolutionäre in seiner Arbeit war die Rückkehr zur Farbe. Denn gerade in Hamburg herrschte um die Jahrhundertwende das Schlichte, Schnörkellose. Der Journalist H. Röhrmann schrieb über Dorén: „… hier (in Hamburg) war die weiße Seuche längst vorher eingezogen (…). Aber dass sie nicht noch länger dauerte als anderswo, und die Farbe fröhlicher Buntheit das laue charakterlose Weiß jetzt beinahe gänzlich verdrängt hat, – das ist wohl im besonderen Maße auf den starken Einfluss der genannten Firma zurückzuführen (…) Um diesen Einfluss der Erreger dieser Weißseuche möglichst von sich abzuhalten, tat sie einen neuen vorbildlichen Schritt und wurde ihr eigener Architekt.“

Dass diese Aussage über hundert Jahre zurückliegt und Dorén gegen den Trend gearbeitet und trotz alledem seine Firma zu einem der repräsentativsten Malerbetriebe gemacht hat, zeigt, wie wichtig das Beherrschen und das Verständnis der eigenen Kunst ist. Durch seine Expertise und seinen Gestaltungswillen konnte das Unternehmen wachsen und hochkarätige Dekorationsmaler fest anstellen und auch halten. Gustaf Dorén war aber auch stets darauf bedacht, moderne Trends aus der Kunst im In- und Ausland in seiner Arbeit zu berücksichtigen, das Wissen und Können historischer Techniken aber nicht außer acht zu lassen. Seine damaligen Auftraggeber waren neben Privatleuten nicht nur der Stadtarchitekt Fritz Schumacher, sondern Hotels wie das renommierte Vier Jahreszeiten, Restaurants wie Schümanns Austernkeller sowie Theater und Kinos. Auch sein Engagement in diversen Kunstverbänden und Kammern trug zu dem Ansehen der Firma bei.

Gestalterisches Erbe auf dem Salon

1923 zog sich Gustaf Dorén aus der Firma zurück und übergab das Geschäft seinen beiden Söhnen. Durch den Ersten Weltkrieg und die danach anhaltende Inflation war das Unternehmen stark gebeutelt. 1943 wurde das Kontorhaus bei einem Luftangriff zerstört und danach fungierte die Firma bis in die 1960er-Jahre als klassischer Malerbetrieb. Dass ein Teil der Originale aus dem Firmenbestand überlebt hat, ist dem Umstand geschuldet, dass Dorén einige Arbeiten in seinem Landhaus in der Lüneburger Heide aufbewahrte (Buchempfehlung: Peter Gustaf Dorén – Ein Hamburger Raumkünstler um 1900, 224 Seiten, Hatje Cantz, ISBN 978 -3-7757-5050-9).

Der Salon widmet diesem besonderen Erbe der Stadt Hamburg einen eigenen Raum und zeigt große Teile der erhaltenen Originale Peter Gustaf Doréns. Ein spannender Blick auf die Dekorationsmalerei um 1900 im direkten Vergleich nach über 100 Jahren auf die heutige Zeit wird dadurch in einmaliger Weise ermöglicht.

Weitere Beiträge zum Salon:
www.malerblatt.de

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