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Aufmaßsysteme

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Aufmaßsysteme

Beim Thema Aufmaß gehen die Meinungen auseinander: Die einen schwören auf mobile Aufmaßsysteme, andere setzen auf das Foto- oder Bildaufmaß, wieder andere sind mit Papier und Bleistift glücklich. Das Malerblatt hat hier- zu einige Stimmen eingefangen.

Josef Schneider

Gefragt nach Sinn oder Unsinn von Bildaufmaß-Software, antwortet Sven-Olaf Braun, Softwarespezialist der HCS EDV-Systeme, diplomatisch mit einer Gegenfrage: „Sie haben in Ihrer Werkzeugkiste doch auch mehrere Werkzeuge, oder?“ Für ein grobes Vorabaufmaß sei die Technologie durchaus geeignet. Auch um schwer oder gar nicht erreichbare Bauteile zu messen böte sich die Lösung an. Das seien die Stärken des Systems. Diese Auffassung teilt auch Kerstin Moser von Moser Software und führt noch weitere Argumente an. „Ein positiver Nebeneffekt ist zum einen, dass das Objekt im Detail auf Bildern festgehalten wird. Zum anderen kann später jederzeit ein Aufmaß nachträglich auf Basis der Fotografie erfolgen.“ Ein wahrer Fan vom Fotoaufmaß ist Michael Bonk von Bonk Computersysteme. „Kein Wunder“, ist man versucht zu sagen, hat sich das Unternehmen doch, neben der Farbgestaltung, vor allem auf die digitale Bildvermessung spezialisiert. Beim Aufzählen der Vorteile gerät Michael Bonk daher auch ins Schwärmen. „Bei unserer Lösung ist eine Entzerrung des Bildes zwar möglich, aber nicht erforderlich. Das Verfahren ermöglicht dadurch das gleichzeitige Vermessen mehrerer Gebäudeseiten aus nur einem einzigen Foto.“ Auch bei der Messgenauigkeit nimmt er Skeptikern den Wind aus den Segeln. „Abhängig von der Bildqualität erreichen wir in der Praxis eine Messabweichung von unter zwei Prozent. Damit eignet sich das Verfahren auch zur sorgfältigen Kalkulation.“
Gute alte Branchensoftware
Trotz vieler Vorteile muss Michael Bonk jedoch einräumen, dass in der Praxis viele Maler lieber das klassische Aufmaß-Modul ihrer Branchensoftware nutzen. Sie messen wie eh und je mit Papier und Bleistift vor Ort auf und übertragen die Daten später im Büro in den PC. Das sieht Olaf Schaufuß vom Chemnitzer Unternehmen EDV Dr. Schulze ähnlich. „Lasermessgerät, Kugelschreiber, Klemmbrett – damit ziehen die Maler los. Zu Hause, im Büro, werden die Daten dann später weiterverarbeitet.“ Besonders wichtig sei es, auf der Baustelle möglichst viele Skizzen und Notizen zu machen. „Meist liegt der Aufmaßblock doch eine halbe Woche im Auto, bis der Unternehmer am Sonntag nachmittag die Zeit findet zu kalkulieren.“ Einige seiner Kunden sprechen die Aufmaßnotizen auf Band und lassen dies im Büro von der Se-kretärin abtippen. Dass diese Technik gebräuchlich ist, bestätigt auch Sven-Olaf Braun der darin noch großes Potenzial sieht. „Meine Zukunftsvision ist die Spracherkennung. Der Maler nimmt auf der Baustelle Maße und Kommentare mit dem Mobiltelefon auf und im Büro wird das Gesagte in ein Textdokument umgewandelt.“ Erste eigene Erfahrungen hätte sein Unternehmen schon vor rund fünf Jahren damit gesammelt. Gescheitert wäre das Projekt damals an der eingeschränkten Betriebsdauer entsprechender Geräte.
Innovatives Messen
Andere innovative Techniken haben indes bereits Marktreife erlangt. „Der Trend geht zum mobilen Aufmaß,“ weiß Kerstin Moser. Der Grund liege im aggressiven Wettbewerb, der den Handwerksmeister dazu zwinge, eigene Arbeitsabläufe konsequent zu optimieren. Danny Braunsteiner von Sander & Partner sieht darin ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung herkömmlicher Aufmaßverfahren. Die Mischung machts. Das gewählte Verfahren ist dabei sowohl vom Einsatzgebiet, vom Auftraggeber und nicht zuletzt vom Handwerker selbst abhängig. Speziell das mobile Aufmaß setzt dessen Bereitschaft voraus, sich spielerisch der Technik zu nähern. Hinzu kommt, dass diese noch recht anfällig ist: Begrenzte Akkulaufzeiten und spiegelnde Displays tragen nicht unbedingt zum Vertrauensgewinn bei. Auch die Gefahr des Datenverlustes, bei Beschädigung der doch sehr empfindlichen Geräte, ist ein Argument für Skeptiker.
Der Aufmaß-Profi
Für Ramon Pfeiler, Gründer und Initiator von Maler-Consult, gehört das alles zum Alltag. Sein Unternehmen hat sich als Aufmaßdienstleister einen Namen gemacht. Wir wollten von ihm wissen, wie ein typischer Aufmaß-Auftrag in der Praxis abläuft. „Grundsätzlich versuchen wir immer, nach Plan aufzumessen; zum einen wegen der Dokumentation und zum anderen hinsichtlich der Raum- und Bauteilbezeichnung. Auch sind die Kosten geringer. Allerdings sind zusätzlich mindestens ein bis zwei Vor-Ort-Termine erforderlich um Details zu messen, die nicht dem Plan zu entnehmen sind. Auch die spätere Aufmaßprüfung erfolgt zu 99 Prozent über die Pläne. Wenn keine Pläne vorhanden sind, dann werden die Massen vor Ort genommen. Hier ist es sinnvoll, das Aufmaß gemeinsam mit dem Bauherrn aufzunehmen. Egal wie, grundsätzlich müssen die Zahlen belastbar sein.“ Zum Schluss hält Ramon Pfeiler noch ein Plädoyer für die Branchenprogramme. „Die Massen des Aufmaßes werden nicht nur zur Abrechnung oder Pauschalisierung erstellt. Sie dienen unterschiedlichsten betriebswirtschaftlichen Tätigkeiten als Basis: Zwischenkalkulation, Nachkalkulation, Arbeitsvorbereitung, Bestellwesen oder als Basis für Prämienvergütung – ohne im System hinterlegte Massen sind diese Softwaremodule unnütz.“ Und da ist es egal, mit welcher Technik die Daten zuvor ermittelt wurden – Hauptsache sie wurden ermittelt.

kompakt
Fast alle bekannten EDV-Hersteller bieten Aufmaß-Softwarelösungen an. Die klassische Lösung ist ein in das Branchenprogramm integriertes Aufmaß-Modul. Darin werden die Maße – ob vom Plan abgenommen oder auf der Baustelle aufgemessen – übertragen. Diese stehen dann für weitere Funktionen der Branchensoftware (Vorkalkulation, Nachkalkulation, Materialbestellung etc.) zur Verfügung. Das Foto- oder Bildaufmaß basiert auf der Idee, vom digitalen Bild des Bauteils die Maße abzunehmen. Die Stärke dieses Verfahrens liegt eindeutig darin, dass ich so schlecht erreichbare Bauteile schnell und mit ausreichender Genauigkeit messen kann. Mobile Aufmaßlösungen sind im Kommen. Der Vorteil liegt darin, dass die doppelte Erfassung der Daten – mit Bleistift und Papier auf der Baustelle und späteres manuelles Erfassen in der Branchensoftware entfällt. Die Daten werden einfach per Funk an die Bürosoftware übertragen. In der nächsten Ausgabe veröffentlichen wir eine Marktübersicht Branchen-EDV in der auch die wichtigsten Anbieter von Aufmaß-Softwarelösungen aufgelistet sind.
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