Startseite » Betrieb & Markt »

Herausforderung „Aufmaß“

Betrieb & Markt
Herausforderung „Aufmaß“

Im Bauablauf ist das Aufmaß eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Tätigkeit. Ohne Aufmaß keine vernünftige Kalkulation, keine Materialdisposition und schon gar keine Rechnungslegung. Mit dem Aufmaß verdient der Unternehmer Geld – oder er verliert es.

Josef Schneider

Aufmessen vor der Angebotsabgabe, live vor Ort, ist unbequem. Wenn die Angebotsfristen für Maler- oder Stuckateurarbeiten laufen, befinden sich Baustellen nämlich oft noch im Rohbau. Dann ist es dort zugig, dreckig, laut. Manch einer kriegt da den Hintern nicht hoch – aus dem warmen, weichen Bürosessel – und kalkuliert lieber vom grünen Tisch aus, vielleicht nach Zeichnung. Reicht doch, oder?
Nein, tut es nicht! Wer eine Baustelle vor Angebotsabgabe nicht besichtigt, kann keine realistischen Preise kalkulieren. Zu viele Unwägbarkeiten stecken im Leistungsverzeichnis (LV). Wer weiß schon, wann es erstellt wurde? Oft hat sich die Baustellensituation seither grundlegend geändert: Kunststofffenster ersetzen Holzfenster, die ursprünglich noch instand gesetzt werden sollten; der Anstrich der Decken entfällt, weil diese jetzt doch abgehängt wurden; Türen, die laut LV zu spachteln und lackieren sind, liefert der Tischler mit fix und fertiger Oberfläche. Was nützen mir die tollsten Preise in den entsprechenden LV-Positionen, wenn diese entfallen?
Vorab-Aufmaß ist wichtig
Ohne Baubesichtigung bleiben gravierende Unstimmigkeiten im LV unbemerkt. Genau so unbemerkt wie eventuelle Massenverschiebungen. Kein Bau läuft glatt. Darum wird jeder vernünftige und erfahrene Architekt entsprechende Sicherheiten ins LV einplanen. Meist in Form von Mehrmassen, die er irgendwo versteckt. Aber wo? Das ist die große Frage, die über Gewinn oder Niederlage bei Submission und Ausschreibung entscheidet.
Ein Vorab-Aufmaß ist daher unerlässlich. Nur wer die Massen vor Angebotsabgabe ermittelt hat, weiß was später auf ihn zukommt. Welche Leistungen sind in welchem Umfange tatsächlich auszuführen und – viel wichtiger – welche Menge kann ich später abrechnen? Was nützt es mir, wenn ich den Aufwand für die Baustelleneinrichtung in Höhe von 5.000 Euro auf – laut LV – 5.000 Quadratmeter Wandfläche umlege, die in Wirklichkeit aber nur 3.500 Quadratmeter groß ist? Die Rechnung ist einfach: Mein Angebot war unnötigerweise 1.500 Euro zu teuer, nämlich die 1.500 Euro, die ich nicht abrechnen kann und daher Verlust mache. Natürlich lässt sich mit Nachträgen noch einiges retten. Aber mal ehrlich, wer tut sich das freiwillig an wenn es sich vermeiden lässt?
Da ist es doch wesentlich einfacher, sich vorab ein konkretes Bild über das Baugeschehen zu machen. Ein Vor-Ort- Aufmaß ist hierfür die Basis. Keine Schätzung, sondern ein konkretes Aufmaß der wichtigsten Positionen. Der Aufwand hierfür ist nicht viel größer als wenn man sich im Büro durch Zeichnungen quält – vor allen Dingen, wenn man dabei auf Laser-Distanzmessgeräte zurückgreift. Mit diesen Geräten lassen sich Massen schnell und unkompliziert ermitteln. So wird aus der Herausforderung ruck zuck eine Chance.

kompakt
Professionelle Laser-Distanzmessgeräte in größerer Auswahl gibt es u.a. bei Bosch, www.bosch-pt.de und Leica Geosystems, www.bosch-pt.de. Die Firma Leica Geosystems ist derzeit das einzige Unternehmen, das Geräte mit Bluetooth-Schnittstelle im Angebot hat (DISTO D3a BT, DISTO D8).
Ein Anwendervideo über den Bosch Lasermesser GLM 80 finden Sie auf www.malerblatt-wissen.de, eine Marktübersicht „Lasermessgeräte“ im Bereich Download und Medienbibliothek auf www.malerblatt-wissen.de.

Aufmaß ist Chefsache

Bernhard Ihler (40) ist Malermeister und Abteilungsleiter bei Heinrich Schmid in Emmering bei München. Beim Aufmaß setzt er auf Laser-Distanzmessgeräte mit Bluetooth-Datenübertragung. Wir fragten, warum.
Herr Ihler, seit wann nutzen Sie Laser-Messgeräte zum Aufmaß? Vor rund acht Jahren haben wir im Betrieb mit einem der ersten Hilti-Messgeräte angefangen. Die Maße sprach ich damals noch ins Diktiergerät und tippte sie im Büro ab. Allein das brachte schon rund 30 Prozent Zeitersparnis.
Und heute? Heute nutze ich für meine Aufmaßarbeiten ein Laser-Messgerät mit Bluetooth von Leica. Dieses überträgt die Daten in eine Excel-Tabelle auf meinem Smart- phone, ein Gerät von HTC. Im Büro überspiele ich die Daten dann in unsere Software.
Welches sind die Unterschiede zum klassischen Aufmaß? Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Die Zeitersparnis ist immens. Allerdings ist es anfangs eine sehr große Umstellung. Sie verbringen viel mehr Zeit auf der Baustelle. Jeder, der bisher konventionell mit Maßband und Schreibblock gemessen hat, wird da erst mal nervös. Aber unterm Strich spart er enorm viel Zeit. Ich rate nur: „Einfach mal an die Sache ran trauen!“
Wie viel Einarbeitungszeit benötigt man? Maximal einen Tag, dann können Sie loslegen. Vielleicht nicht gleich mit einer komplexen Großbaustelle, sondern besser mit einem Kleinauftrag und wenigen Zimmern oder Büros beginnen.
Wann messen Sie, vor oder nach Ausführung der Arbeiten? Bei Kunden, bei denen die Beauftragung relativ sicher ist, messe ich vor der Angebotsabgabe, bereits bei der ersten Baubesichtigung. Aus dem Aufmaß heraus erstelle ich dann das Angebot. Der Riesenvorteil daran ist, ich bin vor Ort. Ich befasse mich vorab intensiv mit der Baustelle. So gibt es später im Büro kein Rätselraten über Details.
Und bei Ausschreibungen? Auch da erstelle ich vorab ein Aufmaß um die Massen des LV zu überprüfen; zumindest die wichtigsten Positionen. Natürlich messe ich nicht jede Laibung und jede Nische, aber die Hauptflächen kann ich mit dem Laser-Messgerät recht schnell und genau ermitteln.
Messen Sie immer selbst auf? Teilweise arbeite ich mit einer externen Aufmaßtechnikerin – übrigens sehr erfolgreich – zusammen. Aber wenn es irgendwie geht, messe ich selber auf. Das Aufmaß ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben im Unternehmen. Es ist eine Hauptaufgabe des Chefs. Es ist sein Beitrag zur Top-Leistung, die der Kunde vom Betrieb erwartet. Ein Aufmaß, das unser Haus verlässt, muss absolut professionell sein.
Was verstehen Sie unter „professionell“? Professionell heißt: 1. Mein Aufmaß ist von jedem jederzeit nachprüfbar und 2. die Leistungen meiner Mitarbeiter sind darin 100%ig erfasst. Es kann nicht sein, dass die Mitarbeiter auf der Baustelle immer mehr leisten müssen und ich als Chef mit Aufmaßen halbherzig umgehe oder vielleicht sogar einiges vergesse.
Herr Ihler, herzlichen Dank für das Gespräch.
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 5
Ausgabe
5.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de