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Farbgenuss

Farbe & Inspiration
Farbgenuss

Farben sind das Leitthema in der Kunst von Stefan Muntwyler. Mit Leidenschaft erforscht er kultur- und kunsthistorische Aspekte von Farbmitteln. Das Museum Wiesbaden zeigt in einer Ausstellung Studien des Schweizer Künstlers und Farbforschers.

Mit seinen „Farbgeschichten. Von Azurit bis Zinnober“ bereitet Stefan Muntwyler auf der Bühne ein sinnliches Farberlebnis und vermittelt Wissenswertes über die Kultur und die Natur von Pigmenten und Farbstoffen. Der Vortrag fand anlässlich der Ausstellung „Stefan Muntwyler: Farbe erforschen. Ultramarin und die Farb-erden von Otranto“ statt. Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Juni im Kabinett-raum der Naturhistorischen Sammlungen im Museum Wiesbaden zu sehen.

Mit dem klassischen gotischen Farbdreiklang Azurit, Auripigment und Zinnober eröffnete Stefan Muntwyler seinen Vortrag am 3. April über die Kultur der Farben. Der Auftakt führte das Publikum zur breiten Farbpalette der Alten Meister. Muntwyler lieferte dabei Einblicke in die Giftküchen der Alchimisten und die nicht weniger giftigen ersten chemischen gelben Pigmente. Zu diesen kann er ebenso viele Geschichten erzählen wie zu den milderen natürlichen Farbmitteln: Gummi Gutti, Indisch Gelb und Kurkuma. Der Vortrag war ein Erlebnis für alle Sinne. Als zum Ausklang die große Dose mit den Safranfäden geöffnet wird, breitet sich der betörende Duft im ganzen Saal aus.
Im Kabinettraum der Naturhistorischen Sammlungen zeigt Stefan Munt-wyler Studien mit Ultramarin: 28 monochrome Arbeiten mit natürlichem Ultramarin aus Lapislazuli und verschiedenen synthetischen Ultramarinpigmenten. Kontrastiert werden die reinen blauen bis violetten Farbtöne von den erdigen Farben, die Muntwyler seit Jahrzehnten aus einer stillgelegten Bauxitgrube in Süditalien gewinnt. Diese trägt er in dünnen Lasuren auf einen tuffartigen weichen Kalksandstein, die Pietra Leccese, auf. „Rund 30 Jahre nach meiner ersten Ernte der Farberden von Otranto habe ich mit diesem Kalksandstein den geeigneten, lokalen Bildträger gefunden“, sagt Muntwyler und zeigt begeistert auf im Stein eingeschlossene versteinerte Muscheln und Haifischzähne. Für Munt- wyler stellt sich dadurch sehr direkt ein Bezug zur Erdgeschichte her, denn ohne die Millionen Jahre langen Erdbewegungen gäbe es keine Pietra Leccese, keine Erdfarben und auch kein Lapislazuli. Diese Zusammenhänge von Erdgeschichte, Mineralbildung und Farbwirkung werden in der Ausstellung auch dadurch erfahrbar, dass die mineralischen Rohstoffe aus Apulien, Afghanistan und Chile mit ausgestellt werden. Ausführliche erläuternde Texte brauchen diese Arbeiten nach Meinung der Kuratorin Susanne Kridlo aber nicht. Die Arbeiten dürfen für sich selber sprechen.

praxisplus

Der Schweizer Maler und Farbforscher Stefan Muntwyler ist ein Spezialist für natürliche und synthetische Pigmente und Farbstoffe. Er kennt ihre Mal- eigenschaften und Farbwirkungen. Und er erforscht ihre kulturellen, kunsthistorischen und wissenschaftlichen Hintergründe. Seine Erfahrungen und sein Wissen flossen in ein Buch ein, in dem 317 Pigmente und Farbstoffe vorgestellt werden. Das Deutsche Farbenzentrum hat Muntwyler und sein Buch 2012 mit dem Karl-Miescher-Preis ausgezeichnet.
Für die Naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden war Muntwyler der ideale Partner bei der Entwicklung und Umsetzung einer Vitrine mit 120 verschiedenen Pigmenten und Farbstoffen, die in der Dauerausstellung „Ästhetik der Natur“ ausgestellt sind. Zwischen den Themenräumen „Farbe“ und „Form“ dieser Ausstellung liegt der Kabinettraum, in dem nun die 28 blauen Stelen mit natürlichem und synthetischem Ultramarin hängen. Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Juni in Wiesbaden zu sehen.
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