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Rotes Glimmen

Farbe & Inspiration
Rotes Glimmen

Nicht mehr ganz neu, aber nach wie vor faszinierend, was die Farbigkeit betrifft: das Stadion St. Jakob-Park in Basel.

Die Münchner Allianz-Arena, die während der WM so nicht heißen darf, hat einen direkten Vorläufer in Basel. Dort enstand in den Jahren 1999 bis 2001 ein neues Stadion, erbaut nach den Plänen des ebenfalls in München verantwortlichen Büros Herzog & de Meuron. Die Chefs Jacques Herzog und Pierre de Meuron sind als bekennende Fans des FC Basel bekannt und kicken von Fall zu Fall auch selbst den Fußball – ein Glücksfall sozusagen.

Ende 1998 wurde das „Joggeli“ abgerissen, einst erbaut für die legendäre WM des Jahres 1954 und heutigen Ansprüchen an ein Stadion natürlich schon lange nicht mehr gewachsen.
Und so findet man in Basel eine sauber und klar durchkonzipierte Sportstätte, die nicht nur durch ihr Äußeres überrascht. Herzog & de Meuron sind bekannt durch den experimentellen Umgang mit den Hüllen ihrer Bauten, das Spiel mit bildhaften Ornamenten, Materialien und Strukturen führt immer wieder zu neuen Überraschungen. Auch das neue „Joggeli“ reiht sich nahtlos in diese Tradition: seine Fassaden bestehen aus genau 4.360 Polycarbonat-Lichtkuppeln, die man sonst auf Dächern findet, hier aber vertikal montiert sind. Das verleiht der Kiste mit ihren angefasten Kanten ein Äußeres, das irgendwo zwischen Facettenauge und Luftkissen pendelt. An Spieltagen steigert sich diese Dramatik zusätzlich, das Stadion scheint rot zu glimmen – einen ähnlichen Effekt nutzt man auch in München. Weil transluzent, lässt die Hülle Licht durch – ist das Stadion bespielt und damit beleuchtet, wird das dominierende Rot des Inneren nach draußen weitergegeben.
Rot, die Hauptfarbe des FC Basel, fasst vor allem die Tribünenbereiche, die Betonstützen und die Untersichten des zweiten Ranges, Rot taucht in den dahinterliegenden Umgängen und Aufgängen zu den Plätzen auf. Rot begleitet die Zuschauer zum Spiel und verstärkt als Rahmen die Wirkung des Rasengrüns. In der Nebenfarbe des Vereins, Blau, sind sämtliche Kunststoff-Sitze des Stadions gehalten, die eigens von den Architekten entworfen wurden. Sanitär- und Serviceboxen in den Umgängen tragen muntere Piktogramme und eine silberne, zurückhaltende Beschichtung.
Weil der obere Rang deutlich hinter dem schlanken Dach zurückspringt und ohne erkennbare Stützen über den ersten Rang auskragt, bleibt auch die Innenansicht des Stadions ruhig und zerfällt nicht in einzelne Bereiche. Die Logen wurden von den Architekten in den Gebäuderiegel gelegt, der direkt an die Längsseite des Stadions andockt und dieses um mehrere Etagen überragt. Der lange Riegel mit seinen spitzwinklig ausgeformten Enden beherbergt neben den Logen die Geschäftsstelle des Fußballvereins, das Pressezentrum, Serviceeinrichtungen, im Untergeschoss ein großes Einkaufszentrum und in den Obergeschossen ein Seniorenheim. Diese etwas skurril anmutende Kombination integriert das Stadion in den Stadtraum, es wird Teil des täglichen Lebens und nicht nur sporadischer Anziehungspunkt. Ein multifunktionaler Komplex also, mit dem die heterogene Stadtrandlage auch ein neues Zentrum erhält, einschließlich frischer städtebaulicher Impulse.
Derzeit baut man das Stadion auf 42.000 Plätze aus, um für die EM 2008 gewappnet zu sein.

Bauherr: Winterthur Versicherung, Suva, Pensionskasse Basler Staatspersonal
Architekten: Herzog & de Meuron, Basel
Farbkonzept:
Herzog & de Meuron mit Rémy Zaugg und Michèle Zaugg-Röthlisberger
Ausführung Beschichtungen: Schweizer Söhne AG, Basel
Standort:
St. Jakob-Strasse 395, Basel
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