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Tanzende Stadthäuser

Farbe & Inspiration
Tanzende Stadthäuser

Kraft und Ausdauer im Ringen um eine Vision und eine neue Raumqualität seien vonnöten, wenn etwas Außergewöhnliches entstehen soll, ist die Ansicht der Designerin Petra Pieroth. Es gibt in den Gebäuden der öffentlichen Hand viel zu tun, wenn die Menschlichkeit in unserem Land nicht auf der Strecke bleiben soll, ist die erfahrene Designerin überzeugt.

Im Jahre 2012 begannen in Kerpen, der Heimatstadt von Petra Pieroth, die Bauarbeiten für bis zu acht neue Büro- und Verwaltungsgebäude. Nachdem der Abriss des städtischen Schwimmbades am gleichen Platz beschlossen wurde, befasste sich ein Team aus Kreativen und ortsansässigen Handwerkern mit der Planung und so entstand ein außergewöhnliches Gebäudeensemble. Die Kölner Architekten Wilberg Partner entwarfen zunächst acht würfelförmige Gebäude mit je vier Geschossen, die in U-Form platziert werden sollten – jedes Gebäude gegenüber dem Nachbargebäude ein wenig „verdreht“.

Der erste Auftrag an Petra Pieroth in diesem Zusammenhang: ein Farbkonzept für die Fassaden der fünf Gebäude. Sie nahm sich vor, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen. „Ich habe Farben wieder aufgenommen, die die alteingesessenen Kerpener an ihr Schwimmbad erinnern, die sich darüber hinaus aber auch zu einem harmonischen Ganzen fügen ließen.“ Ein tief-warmes Braun, das sanfte Beige eines Flusskieselbettes und ein frisches Mint-Türkis finden sich heute auf den großen Fassadenflächen der Gebäude ebenso wie in vielen Details zum Beispiel der Fenster.
Designerin Petra Pieroth hat sich intensiv mit der Wirkung verschiedener Farben auf die Psyche des Menschen befasst. „In unserem Farbfächer steht Beige für edle Natürlichkeit. Diese Farbe wirkt einladend, ruhig, klassisch, diskret und unaufdringlich. Der klare Mint-Ton sorgt für einen modernen, avantgardistischen Akzent, wirkt dabei aber unkompliziert, belebend wie sanft, anregend wie medial. Und das kräftige Nussbraun, das bei den „Tanzenden Stadthäusern“ zum Einsatz kam, ist ein besonders erdverbundener Farbton, der bescheiden und einladend, zugleich schützend und sympathisch wirkt. Das gesamte Gebäudeensemble vermittelt dank dieser Farbgebung Geborgenheit und bleibt dabei ganz handfest. Aus unserer Sicht haben diese Farben aus den „Tanzenden Stadthäusern“ einen besonders angenehmen und ansprechenden Ort gemacht.“ In Knut Schön, dem Fachberater von PPG, fand Petra Pieroth einen Diskussionspartner nach ihrem Geschmack: „Wir haben die Farbauswahl für dieses besondere Objekt beide sehr ernst genommen und fanden deshalb schnell eine gute Gesprächsbasis und die besten Lösungen für die Fassade genauso wie später für die Innenwände.“
Begegnung begleiten
Zur Herzensangelegenheit wurden die „Tanzenden Stadthäuser“ für Petra Pieroth erst recht, als klar war, dass das Jobcenter Kerpen in die neu erstellten Gebäude einziehen würde. „Um ein nachhaltig gutes Gestaltungskonzept entwickeln zu können, habe ich andere Jobcenter besucht und dort Stunden in verschiedenen Räumen verbracht, um zu verstehen, was die Menschen in ein Jobcenter führt, was sie mitbringen und was sie suchen. Dabei habe ich auch erlebt, welchen Belastungen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesetzt sind“, berichtet die empathische Designerin. Am Ende dieses „Selbstversuches“ sei sie sicher gewesen: Klare und zugleich warme, anregende und beruhigende Farben und Gestaltungsideen sollten den Kontakt zwischen Arbeitsuchenden und Beratern im Jobcenter in eine gute Richtung lenken.
In zähem Ringen um Budgets und unzählige Details der Gestaltung gelang es Petra Pieroth und ihrem Team schließlich, eine Gestaltung mit Modellcharakter zu schaffen, die auf langlebigen und natürlichen Materialien beruht. Große beige Feinsteinzeugplatten aus Italien auf den Fluren und in den Sanitärräumen stoßen an farblich perfekt abgestimmte, reinigungsfreundlich gestrichene Flächen.
Räume im Dienst der Menschen
Ursula Claasen, Leiterin des Jobcenters Kerpen, ist überzeugt davon, dass die neue Umgebung ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso wie den vielen Besuchern gut tut. Auch wenn niemand wage, allein die Gestaltung der Gebäude dafür verantwortlich zu machen – auffällig sei doch, so Ursula Claasen, dass das Jobcenter Kerpen eine gute Vermittlungsquote im Landesvergleich vorzuweisen habe. „Wir hier in Kerpen genießen die Räume, die Farben, die massiven Materialien und die liebevollen Details, für die sich Petra Pieroth stark gemacht hat. Ich persönlich glaube, wir verdanken ihr und den erfahrenen Handwerkern in ihrem Team sehr viel.“
Dankbarkeit empfinde auch sie, wenn es wie in den „Tanzenden Stadthäusern“ von Kerpen gelingt, Konzepte durchgängig umzusetzen, sagt Petra Pieroth. „Es bedeutet mir viel, für Menschen arbeiten zu dürfen, die selbst die Dienste eines Gestalters oder Designers nicht bezahlen und in Anspruch nehmen können“, beschreibt sie ihre Motivation. „Auch sie haben nämlich einen Anspruch darauf, sich in den Räumen ihrer Stadt nicht eingeschüchtert, sondern wohl und aufgehoben zu fühlen. Wir beschreiben uns gerne als „Wohlfühlgestalter“, die Gebäude und Räume auf bestimmte Anforderungen und Wünsche zuschneiden. Dabei spielen Proportionen, Licht, Farbe und Materialmix gleichermaßen eine Rolle. Wir bringen Emotionalität und Modernität zusammen. Technischer Fortschritt, neue Materialien, kühne Entwürfe – die aber den Menschen und ihren Bedürfnissen nahe sind.“

praxisplus
Bauherr:
Tanzende Stadthäuser GbR, Kerpen
Architekten:
Laufs und Wagner, Köln
Farb- und Raumgestaltung:
Petra Design, Kerpen
Verwendete Produkte:
Sigma Indurin, SigmaClean Matt.
Alle verwendeten Beschichtungsstoffe wurden über das Sigmamix Absolut-System abgetönt.
petra-design.com
sigmacoatings.de
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