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Atmosphäre durch Farbe

Inspiration
Atmosphäre durch Farbe

Die sorgfältige Raum- und Farbgestaltung trägt im Altenpflegeheim Haus Bodelschwingh dazu bei, dass sich die Bewohner geborgen fühlen und sie hilft ihnen bei der Orientierung im Haus.

Kurt Völker, Keimfarben

Atmosphäre schaffen war das erklärte Ziel von Wolfgang Kamieth Architekten und Annette Kamieth-Flöer von FarbOffice im Rahmen der Umbaumaßnahmen im Altenpflegeheim Haus Bodelschwingh in Erkrath: „Die Räume sollen harmonisch und behaglich sein, damit sich die alten Menschen wie zuhause fühlen. Unser Anliegen war es, ein Umfeld zu gestalten, das „Wohnen“ und nicht „Untergebrachtsein“ ausstrahlt.“
Mit dem Umbau des 1982 erbauten Heimes ergab sich die Möglichkeit zu einer umfassenden Neugestaltung. Das Dachgeschoss wurde vergrößert, hier entstanden Therapie-, Gruppen- und Schulungsräume sowie eine großzügige Dachterrasse. Außerdem wurden sämtliche Appartements renoviert und erweitert sowie die Bäder vollständig erneuert.
Durch die räumliche Umsetzung des Konzepts „Wohnen und Pflege“ wurden auf jeder Etage große Wohn- und Essbereiche geschaffen, die das Zusammenleben fördern, und Küchenzeilen, in denen therapeutisches Kochen angeboten wird.
Professionelle Gestaltung
Die Verantwortlichen legten großen Wert auf eine professionelle Farbgestaltung, die biologische Gegebenheiten des Alters, wie zum Beispiel die Verminderung des Seh- und Orientierungsvermögens, mit einbezieht und Kommunikation, Kontaktaufnahme, Orientierung und Konzentrationsfähigkeit fördert. In Vorgesprächen mit der Farbgestalterin Annette Kamieth-Flöer wurde der Rahmen festgesteckt: Grundlage war ein gemeinsames Bekenntnis zum „wohnlichen“ Charakter des Hauses und die Vorstellung eines ganzheitlichen Farbentwurfs unter Einbeziehung des Mobiliars, der Böden, Bezugsstoffe und Dekoration.
Orientierung
Um die Individualität und Selbstbestimmung der Bewohner in ihren persönlichen Räumen zu gewährleisten, beschränkte sich die Farbplanung auf die Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume sowie die Flure. „Jede Etage hat ihre ganz eigene Farbigkeit“, erläutert die Farbgestalterin. „Das erleichtert Bewohnern wie Besuchern die Identifikation mit ihrer Etage und das „Wiedererkennen“. Glücklicherweise stieß mein Plan, mit kräftigen, fröhlichen Farben und lebhaften Farbkontrasten zu arbeiten, auf breite Zustimmung!“
Die hell lasierten Wandflächen der Flure werden durch farbig abgesetzte Sockel in Orange, Blau, Maigrün und Rot akzentuiert. Mit dieser Farbigkeit stellt sich Annette Kamieth-Flöer gegen die landläufige Praxis, das Umfeld älterer Menschen mit zurückhaltenden Farben zu gestalten. „Eine stimulierende Farbgestaltung wirkt aktivierend auf den Organismus. Ausdrucksstarke Farben regen an, ohne aufzuregen, und sie fördern die gute Laune“, erklärt sie ihren Ansatz und fügt hinzu: „Das vitalisiert nicht nur die Senioren, sondern auch das Pflegepersonal, das oftmals physische wie psychische Schwerstarbeit leistet.“
Das Lichtkonzept mit indirekter Beleuchtung der Wandflächen und einer erhöhten Beleuchtungsstärke mit guter Lichtqualität unterstützt die klare Farbgebung und schafft eine maßgebliche Orientierungshilfe.
Lasur hinter Glas
Statt der ursprünglich vorgeschlagenen verschiedenfarbigen Küchenzeilen ziehen sich in jedem Geschoss die Sockelfarben im Küchen-/Aufenthaltsbereich über die gesamten Wand- und Stützenflächen. Auf die Küchenrückwände wurden Glasplatten als Spritzschutz montiert, so dass auch dort die Lasur sichtbar bleibt. Im Sinne eines ganzheitlichen Farbkonzepts wurden auch die Farben der Bezugsstoffe und Vorhänge von Annette Kamieth-Flöer festgelegt: Für die Sitzpolster wählte sie unterschiedliche Farben, immer uni und im Kontrast zur lebendigen Farbigkeit der Sockel- und Wandflächen. Die Vorhänge greifen den zurückhaltenden Vanilleton der Tischplatten auf. Sie sind ausschließlich dekorativ und unterstützen den wohnlichen Charakter, da die neuen geschosshohen Fenster mit einem außen liegenden Sonnenschutz versehen sind.
Jede Etage des Altenpflegeheimes ziert außerdem ein auf die Sockelfarbe abgestimmtes Blumenpaneel, das Bewohner wie Besucher schon beim Öffnen der Aufzugstür willkommen heißt und dessen fröhliches Motiv sich auch in den Fluren im Bereich der Apartments wiederholt.
In der gerontologischen Station verzichtete man auf Anraten der Pflegeleitung auf diese im Gesamtkonzept vorgeschlagenen Blumenmotive, da sie unter Umständen zu Irritationen bei den an Demenz erkrankten alten Menschen führen könnten. Die Pflegeleitung wünschte sich für diese Station besonders starke Farbkontraste als Orientierungshilfe, was von der Farbgestalterin mit einer leuchtend roten Sockelbeschichtung umgesetzt wurde.
Mineralische Materialien
Von Architektenseite aus waren mineralische Farben für den Innenbereich vorgesehen. Silikatfarben sind diffusionsoffen, feuchteregulierend und allergikerfreundlich und daher besonders geeignet für sensible Bereiche. Darüber hinaus erzeugen die sanft-matte Oberflächenqualität und die Brillanz der natürlichen Farbtöne eine ganz besondere Farbwirkung. Zur Vorbereitung des Untergrundes musste zunächst der kunststoffvergütete Altputz abgeschält werden. Die freigelegten Wandflächen erhielten eine mineralische Schlämmbeschichtung zur Egalisierung und zum Aufbau einer feinkörnigen, putzähnlichen Oberfläche. Die für die Applikation der verschiedenfarbigen, großformatigen Blüten vorgesehenen Wandabschnitte wurden glatt gespachtelt und wie die restlichen Oberflächen mit Silikatfarbe weiß mit einem Spezial Fixativ beschichtet. Die Silikatfarbe enthält weder Lösemittel noch Weichmacher oder Konservierungsstoffe und ist daher besonders geeignet für sensible Bereiche wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Kindergärten oder Schulen.
Die vorbereiteten Wandflächen wurden in zwei Durchgängen in Sondertönen lasiert. Die Lasuren sollten auf die Farbigkeit der Blütenornamente, aber auch die der Bezugsstoffe, Fußbodenbeläge und der Möblierung in den verschiedenen Stockwerken abgestimmt werden. Die Farbtöne wurden nach Vorgaben der Farbgestalterin mit Mineralpigmenten vom Hersteller angemischt und bemustert. Bei einem Ortstermin mit dem Anwendungstechniker des Herstellers, dem ausführenden Malerbetrieb und den Architekten konnten die Probeanstriche begutachtet und überprüft werden.
Positive Resonanz
Die Resonanz auf die Neugestaltung ist bei Bewohnern wie Angehörigen, Mitarbeitern und Bauherrn gleichermaßen positiv.
Großes Lob für die Neugestaltung kam von einem achtzigjährigen ehemaligen Architekten und Mitglied des Bauausschusses, der selbst früher für die Gestaltung der Evangelischen Altenheime in Erkrath zuständig war: „Ich hätte nie den Mut zu dieser intensiven Farbigkeit gehabt, aber ich bin sehr angetan von der neuen Atmosphäre des Hauses!“

kompakt
Professionelle Farbgestaltung kann dazu beitragen, dass sich Bewohner in Altenheimen geborgen, sicher und vertraut fühlen. Das Haus Bodelschwingh in Erkrath ist ein Beispiel dafür, was harmonisch eingesetzte Farben bewirken können.
Bauherr: Ev. Altenheim „Haus Bodelschwingh“, Erkrath
Farbgestaltung: Annette Kamieth-Flöer, FarbOffice, Mülheim an der Ruhr
Architektur: Wolfgang Kamieth Architekt, Mülheim an der Ruhr
Ausführender Malerbetrieb: Malerfirma Nölling, Erkrath
Eingesetzte Keimfarben-Produkte: Intact Strukturputz, Biosil weiß mit Spezial Fixativ, Lasuren in Sondertönen
Eine Übersicht über Lasuren für den Innenbereich finden Sie auf der Malerblatt-Homepage www.malerblatt.de Rubrik Downloads
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