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Kleine Ursache, große Wirkung

Bei Knauf in Iphofen wurde die Haftung von Farbanstrichen auf Q3-Verspachtelung von neutralen Experten getestet.
Kleine Ursache, große Wirkung

Kleine Ursache, große Wirkung
Teilnehmer am Vergleichstest (v.l.): Heinrich Bartholemy, Ralf Schneider, Ralf Wagner, Dr. Klaus Espert, Jutta Keskari-Angersbach, Andreas Wachlinger, Markus Weißert, Dr. Peter Berneth. (Auf dem Foto fehlt Holger Haring.) Foto: Knauf
Da war vor einigen Wochen in der Fachpresse zu lesen, dass es Probleme beim Beschichten von in Q3-Qualitäten verspachtelten Trockenbauflächen geben soll. Unter bestimmten Bedingungen löst sich der applizierte Farbanstrich mit aufgeklebten Klebefilmstreifen. Unterlegt wurde das Ganze mit Laborversuchen, die belegten, dass Q3-Flächen, die mit Gipsspachtelmassen hergestellt wurden, auch bei fachgerechter Grundierung zu diesem Problem führen.

Bei Malern, bei Trockenbauern und Sachverständigen gab’s eine deutliche Verunsicherung. Mittlerweile melden Maler schon prophylaktisch Bedenken an, wenn sie eine Q3-Fläche beschichten sollen, die vermeintlich mit einer Gipsspachtelmasse erstellt wurde. Auslöser dieses Artikels war ein Fall in Bayern, wo in einem Objekt im Rahmen der Nutzung Plakate mit Klebestreifen auf Wände geklebt und diese natürlich auch wieder abgezogen wurden. Dabei löste sich die Farbbeschichtung in diesem Bereich komplett vom Untergrund. Die Untersuchung ergab, dass als Untergrund eine in Q3 verspachtelte Gipsplattenfläche vorlag und als Spachtelmasse eine Gipsspachtelmasse verwendet wurde. Der Maler bestätigte, dass er fachgerecht grundiert hatte. Diese Situation wurde im Labor nachgestellt und siehe da, es bestätigte sich das Ergebnis. Schlussfolgerung: Mit Gipsspachtelmassen kann und sollte man keine Q3-Verspachtelung durchführen, nur Dispersionsspachtelmassen seien geeignet. Jetzt stellt sich dem Fachmann sofort die Frage, was ist denn eine Gipsspachtelmasse? Spachtelmassen, die Gips enthalten, oder solche, die komplett aus Gips bestehen? Oder sind es solche, die eine spezielle Gipssorte enthalten? Was ist mit kunststoffmodifizierten Spachtelmassen, spielt die Abbindezeit eine Rolle oder auch die Verarbeitung? Dann fragt sich der Fachmann, ob denn auch die Grundierung Einfluss haben könnte? Ist es ein wässriger Tiefgrund, eine Standardgrundierung oder eine pigmentierte Grundierung für Farbanstriche? Nicht zuletzt fragt man sich, wie denn nachgewiesen werden konnte, ob überhaupt grundiert wurde?
Um Antworten zu bekommen, trafen sich zur Beurteilung extra angefertigter Testflächen im Technikum der Knauf Gips KG
  • Heinrich Bartholemy (Leiter der Technischen Informa- tionsstelle des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz),
  • Holger Haring (Delegierter des LIV Baden-Württemberg im Ausschuss Technik, Werkstoff und Umwelt des Bundesverbands Farbe Gestaltung Bautenschutz, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger des Maler- und Lackiererhandwerks),
  • Markus Weißert (Leiter Technik im Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg, Mitglied im ISK),
  • Andreas Wachlinger (öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Maler- und Lackiererhandwerk),
  • Ralf Wagner (öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Stuckateurhandwerk – Fachgebiet Trockenbau, Vorstand des Bundesverbandes Ausbau und Fassade im ZDB, Mitglied im ISK),
  • Jutta Keskari-Angersbach (öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für das Maler- und Lackiererhandwerk einschl. Putz, für das Stuckateurhandwerk einschl. Trockenbau, Mitglied im SVD-Sachverständigen Arbeitskreis),
  • Ralf Schneider (öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Maler- und Lackiererhandwerk einschl. Putz und Trockenbau, Mitglied im SVD-Sachverständigen-Arbeitskreis),
  • Dr. Klaus Espert (Leiter Qualitätsmanagement Knauf Gips KG)
  • Dr. Peter Berneth (Leiter Marktmanagement Knauf Gips KG).
Sie gingen der Problematik gemeinsam nach und führten vergleichende orientierende Tests zur Beurteilung der Haftfestigkeit von Beschichtungen auf in Q3-Qualität verspachtelten Gipsplattenflächen (Standard-Gipskarton-Bauplatten) durch.
Es wurden dabei typische Produkte mehrerer Hersteller eingesetzt. Gipsspachtelmassen ohne und mit Kunststoff-Modifikation (Anteil von Dispersionspulver als Zweitbindemittel) sowie pastöse Spachtelmassen (Dispersionsspachtelmassen). Alle gespachtelten Flächen wurden ganzflächig geschliffen.
Als Grundiermittel wurden verwendet: ein wässriger Hydrosol-Markentiefengrund, ebenso ein Billig-Pendant (Handelsmarke) aus dem Baumarkt sowie eine pigmentierte Markengrundierfarbe. Für die Beschichtung wurden Markendispersionsfarben der Abriebklassen 3 und 1 sowie ein Billigprodukt ausgewählt. Die Tests wurden im Spachteltechnikum von Knauf unter baustellenüblichen Bedingungen an Wandflächen aus Gipskartonplatten durchgeführt. Verspachtelt wurden Fugen und Flächen in Q3-Qualität, mit dem jeweiligen zu testenden Spachtelmaterial für die flächige Q3-Verspachtelung. Die Trocknungszeiten entsprachen den idealen Anforderungen. Vier Wochen nach der Farbapplikation wurden mit verschieden Testklebestreifen (Tesaband 4651, Tesakrepp 4331, Tesafilm glasklar) die Abreißtests auf den scharf mit Spachtelmasse abgezogenen Flächen durchgeführt.
Was hat sich dabei gezeigt? Gipsspachtelmasse ist nicht gleich Gipsspachtelmasse und Grundierung ist nicht gleich Grundierung. Aber auch, dass ohne Grundierung fast nichts sicher geht. Fachleute wissen, dass man Trockenbauflächen vor dem Farbanstrich fachgerecht grundieren muss (BFS-Merkblatt 12, Merkblatt 6 BV-Gipsindustrie). Auch wenn sich bei dem Test herausgestellt hat, dass es bei der Verwendung von bestimmten Spachtelmassen unter Umständen auch ohne Grundierung funktioniert – die notwendige Sicherheit auch bei ungünstigeren Bedingungen liefert nur die fachgerechte Grundierung mit geeigneten Grundiermitteln!
Bei dem Test hat sich gezeigt, dass Q3-Flächen mit Qualitäts-Gipsspachtelmassen mit Kunststoff-Modifizierung beste Ergebnisse in Bezug auf die Haftfestigkeit liefern. Es hat sich weiterhin herausgestellt, dass Qualitätsgipsspachtelmassen ohne Kunststoff-Modifizierung ohne Grundierung mangelhafte Ergebnisse liefern, mit wässrigem Markenhydrosolgrundiermittel vorbehandelt aber hervorragende Haftergebnisse möglich sind. Ebenso hat sich gezeigt, dass verarbeitungsfertige Dispersionsspachtelmassen, die für diesen Einsatz konzipiert sind, immer sehr gute Haftwerte ergeben. Es ist aber auch deutlich herausgekommen, dass nicht jede Grundierung funktioniert. So zeigte sich eindeutig, dass ein Billigtiefengrund bei unmodifizierten Gipsspachtelmassen meist nicht funktioniert. Dies ließ sich aber unschwer damit erklären, dass, wie die Analyse zeigte, der Billigtiefengrund nur die Hälfte des Feststoffgehaltes (Bindemittel) enthielt als der Markentiefengrund. Ähnlich einzustufen sind die teilweisen Haftschwächen der Billigdispersionsfarbe. Die Markenprodukte verhielten sich vorbildhaft. Die pigmentierte Grundierfarbe ergab bei reinen Gipsspachtelmassen leichte Schwächen beim Abzugstest.
Fasst man die Ergebnisse im Grundsatz zusammen, so lässt sich feststellen, dass eine fachgerechte Anwendung von Spachtelmasse, Grundiermittel und Dispersionsbeschichtungsstoff immer zu einem guten Ergebnis führt. Es zeigt sich, was erfahrene Fachleute wussten, dass hochwertige kunststoffmodifizierte Gipsspachtelmassen (in der Regel solche, die auch zum Verspachteln ohne Armierungsstreifen freigegeben sind) bessere Haftwerte liefern als unmo- difizierte Gipsspachtelmassen, wenn nicht grundiert wird.
Die Versuchsergebnisse gelten nur für die eingesetzten Produkte, können jedoch eine gewisse Repräsentanz beanspruchen.
Mit der Herausgabe des Merkblatts Nr. 2 – Verspachtelung von Gipsplatten; Oberflächengüten – des Bundesverbands der Gipsindustrie e. V. im Jahr 2000 wurde für die Verspachtelung der Gipskartonoberflächen in der Qualitätsstufe Q3 das „scharfe Abziehen der Kartonoberfläche zum Porenverschluss mit Spachtelmaterial“ erstmalig in einer technischen Regel beschrieben.
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