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Anstrich von Zinkflächen

Technik
Anstrich von Zinkflächen

Abplatzungen an einem verzinkten Seebrücken-Geländer

  • Frage: Vor ca. 4 Jahren hatten wir die Aufgabe, verzinkte Geländer auf einer Seebrücke mit Anstrich zu versehen. Nach einem halben Jahr traten an einigen Stellen Abplatzungen auf; zwischenzeitlich sind sie in großer Zahl vorhanden. Die meisten Abplatzungen befinden sich auf der dem Wetter zugewandten Seite. Bei der Begutachtung wurde festgestellt, dass „… Abplatzungen unterschiedlicher Größe vorhanden sind, von Stecknadelkopfgröße bis ca. 10 cm. Zu vermuten ist das Fehlen einer ammoniakalischen Netzmittelwäsche…”. Wir können sagen, dass diese erfolgt ist. Allerdings benötigen wir noch genauere Informationen, ob derartige Anstriche in so von Wettereinflüssen beeinträchtigten Flächen überhaupt sinnvoll sind. Vor allem wäre zu klären, ob überhaupt ein neuer Anstrich dieser Geländer sinnvoll ist, oder ob es zu den gleichen Beschädigungen und Problemen erneut kommen wird.
  • Antwort: Wie wir Ihrem Schreiben entnehmen, liegen die anfänglichen Enthaftungen der beschichteten Zinkflächen ungefähr 4 Jahre zurück, wobei schon nach einem halben Jahr die Seebrücke Störungen in der Beschichtung aufwies. Da Sie uns keine Daten zur Beschichtung, wie Lacksystem und Schichtdicke beschrieben und auch kein Foto von dem Objekt (auch Objektangabe) beigelegt haben, stützt sich unsere Bewertung auf den Stand der Technik und die Fachliteratur.
Stand der Technik: Die Verzinkung der Stahluntergründe wird, je nach den atmosphärischen Umgebungsbedingungen und Korrosivitätskategorien, abgebaut. Dies kann in industriellen oder küstennahen Bereichen zwischen 4 µm und 8 µm pro Jahr liegen. Deshalb werden verzinkte Untergründe zusätzlich mit einer organischen Beschichtung überzogen. Beides zusammen bildet das so genannte Duplexsystem.
Wir gehen davon aus, dass Sie die Brücke vor Ort vorbereitet und beschichtet haben. Da keine Objektbeschreibung vorliegt, gehen wir vom ungünstigsten Falle, einer Brücke in Küstennähe, aus.
Nach der DIN EN ISO 12944, dem BFS-Merkblatt-Nr. 5, den Empfehlungen des Stahl-Informations-Zentrums und den Vorgaben der Beschichtungsstoffhersteller, können Zinkoberflächen auf unterschiedliche Weise vorbereitet werden, nämlich durch:
  • ammoniakalische Netzmittelwäsche
  • Hochdruckwasser- oder Dampfstrahlreinigung
  • Sweepen (leichtes Überstrahlen)
Die Trocknung der Zinkoberfläche, vor allem in Spalten und Ritzen, muss beim Einsatz wässriger Vorbereitungsmittel gewährleistet sein, sonst besteht die Gefahr von Korrosions- oder Beschichtungsschäden.
In Abhängigkeit der Beanspruchung wird das Beschichtungssystem gewählt. Dies kann über den Hersteller oder die DIN EN ISO 12944, Teil 5, geschehen. Hier werden zu den verschiedenen Korrosivitätskategorien C1 bis C5 Beschichtungssysteme und die Sollschichtstärke vorgegeben.
Resümee: Zinkflächen in so exponierter Lage (C 4 oder C 5), wie Sie es beschrieben haben, sollten auf Grund der Abbaurate von Zink beschichtet werden. Die hierfür entwickelten Beschichtungsstoffe sind in der Regel 2-Komponenten-Systeme mit bis zu 500 µm Sollschichtdicke (DIN EN ISO 12944, Tabelle A.9 „Beschichtungen auf feuerverzinktem Stahl“). Einige Hersteller fordern alleine schon 300 µm Deckbeschichtung. Das heißt im Umkehrschluss, dass auch bei weniger µm Auftragsstärke eine Haftung vorliegen muss und der Anstrich nicht, so wie beschrieben, enthaften darf.
Nach Ihrer Beschreibung und der sehr frühzeitigen Enthaftung der Beschichtung könnte dies folgende Ursachen haben:
  • 1. Der Zinkgrund wurde in zu geringer Schichtstärke aufgetragen, und die Fettsäuren der Deckbeschichtung sind durch die Grundierung diffundiert.
  • 2. Nach der Vorbereitung durch die Netzmittelwäsche waren die Spalten und Ritzen noch nicht abgetrocknet.
  • 3. In Küstennähe haben sich auf der noch feuchten Oberfläche Chloride (Salze) abgelagert, die jetzt, bei ungenügender Schichtdicke, eine osmotische Wirkung hervorrufen.
  • 4. Auch könnte Streusalz (mechanischer und chemischer Einfluss) sich negativ auf die Beschichtung auswirken.
  • 5. Das Beschichtungssystem (Bindemittel und Schichtstärken) entspricht nicht den atmosphärischen Bedingungen vor Ort.
  • 6. Es wurde ein ungeeigneter oder gar kein Zinkgrund eingesetzt.
Wenn Untergrundvorbereitung und Beschichtungssystem aufeinander abgestimmt sind, sind langjährig haltbare Beschichtungen möglich.
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