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Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton

Technik
Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton

Ein Putz muss auf den jeweiligen Untergrund abgestimmt sein. Dazu kommen die hohen Ansprüche von Planern und Bauherren. Die für den jeweiligen Anwendungsfall beste Lösung zu finden, wird für den Verarbeiter nun einfacher. Mit den „Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton“ existiert ein neues Standardwerk für das Verputzen mit mineralischen Innen- und Außenputzen.

Die neuen „Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton“ gelten für häufig vorkommende Putzgründe wie z.B. Mauerwerk oder Beton bei Neubauten, können sinngemäß aber auch auf ähnliche Putzgründe, z.B. bei Altbauten, angewendet werden. Neben funktionalen Standardlösungen für den Außen- und Innenbereich werden auch qualitativ und technisch besonders hochwertige Lösungen beschrieben. Welche Lösung gewählt wird, hängt von den verwendeten Baustoffen, den jeweiligen Wandaufbauten und den individuellen Wünschen des Architekten oder Bauherrn ab.

Die Leitlinien wurden in Zusammenarbeit mit den folgenden Verbänden und Institutionen erstellt:
  • Industrieverband WerkMörtel e.V.
  • Hauptverband Farbe Gestaltung Bautenschutz
  • Bundesverband Ausbau und Fassade im ZDB
  • Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau e.V.
  • Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.
  • Arbeitsgemeinschaft Ziegelelementbau e.V. im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.
  • Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
  • Bundesverband Porenbetonindustrie e.V.
  • Bundesverband Leichtbeton e.V.
  • Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e.V.
Sie geben die derzeitigen, allgemein anerkannten Regeln der Technik wieder.
In den Leitlinien werden mineralische Putzsysteme aus Kalk-, Kalkzement- oder Zementputzen behandelt. Solche Putzsysteme können mehrlagig mit Unter- und Oberputz oder – im Innenbereich – auch einlagig ausgeführt werden.
Putzarten
Die Leitlinien gehen auf alle zur Zeit am Markt befindlichen Putztypen ein. Bei den Leichtputzen wird erstmalig zwischen Leichtputz Typ I und Leichtputz Typ II unterschieden. Leichtputze Typ II werden marktüblich auch als „Superleichtputz“, „Ultraleichtputz“ oder „Faserleichtputz“ bezeichnet. In der nebenstehenden Abbildung sind die unterschiedlichen Druckfestigkeits- und Rohdichtebereiche schematisch dargestellt.
Neben den „normalen“ Anwendungsfällen wird auch auf Wärmedämmputze, Sockelputze, die verschiedenen Arten der Oberflächengestaltung mit Edelputzen (dünnschichtig, dickschichtig), den Dünnputz für die Innenanwendung und den Sanierputz eingegangen. Ausführlich beschrieben wird auch der Armierungsputz mit vollflächiger Gewebeeinlage.
Putzauswahl
Die richtige Putzwahl hängt zunächst von der Art des Untergrundes ab. Die Leitlinien kategorisieren die verschiedenen Untergrundarten
  • Ziegel
  • Kalksandstein
  • Porenbeton
  • Leichtbeton
  • Betonflächen
  • Altputzflächen
  • Salzhaltiger Putzgrund
und definieren die dafür geeigneten Putzsysteme. Die richtige Putzauswahl wird jedoch auch von der Qualität des Putzgrundes beeinflusst, vor allem, wenn es Inhomogenitäten wie offene Stoßfugen, fehlendes Überbindemaß oder überhöhte Feuchtegehalte gibt. In solchen Fällen wird geraten, eine höhere „Ausführungsstufe“ zu wählen.
Die Leitlinien beschreiben die Ausführungsstufen „ungeeignet“, „bedingt geeignet“, „geeignet“ und „besonders geeignet“. Auch in der Ausführungsstufe „bedingt geeignet“ ist ein schadenfreies Verputzen möglich, wenn der Untergrund regelgerecht ausgeführt wurde und das Putzsystem keiner erhöhten Beanspruchung ausgesetzt ist. Als Zusatzmaßnahme, mit der die Ausführungssicherheit deutlich erhöht werden kann, wird das Aufbringen eines Armierungsputzes mit vollflächiger Gewebeeinlage beschrieben.
Die Leitlinien enthalten eine detaillierte Beschreibung zur richtigen Putzauswahl, die wichtigsten Eckpunkte sind darüber hinaus in einer übersichtlichen Tabelle zusammengefasst.
Grundsätzlich muss der Putzgrund ebenflächig, tragfähig, ausreichend formstabil und frei von Staub und sonstigen Verunreinigungen sein, er muss trocken und frostfrei sein, und die Bauteiltemperatur sollte mindestens plus fünf Grad Celsius betragen. Die Leitlinien definieren einen Putzgrund als ausreichend trocken, wenn oberflächennah (bis etwa 30 Millimeter Tiefe) die in DIN V 4108–4 bzw. DIN EN 12524 für diesen Baustoff genannte Ausgleichsfeuchte annähernd erreicht ist.
Untergrundprüfung
Der Fachunternehmer muss den Untergrund vor Beginn der Putzarbeiten im gewerbeüblichen Umfang prüfen. Dazu gehören die Prüfung nach Augenschein, die Wischprobe, die Kratzprobe, die Benetzungsprobe und die Temperaturmessung. Sollten nach der gewerbeüblichen Prüfung noch Zweifel am Feuchtezustand des Untergrunds bestehen, ist der Feuchtegehalt zusätzlich zu prüfen. Die Leitlinien enthalten dazu weitere Angaben. Wenn bei der Prüfung erhebliche Unregelmäßigkeiten des Putzgrundes festgestellt werden, sind weitere Maßnahmen erforderlich, da das Putzsystem dann einer erhöhten Beanspruchung ausgesetzt wird. Als putztechnische Maßnahme hat sich in diesen Fällen das zusätzliche Aufbringen eines Armierungsputzes mit vollflächiger Gewebeeinlage bewährt. Die Randbedingungen sind in den Leitlinien ausführlich beschrieben.
Putzausführung
Die Putzausführung beginnt mit der Vorbereitung des Putzgrundes, die – je nach Untergrund – vom bloßen Abkehren mit einem Besen bis zum Aufbringen einer Haftbrücke reichen kann. Das Auftragen des Unterputzes geschieht heute überwiegend in zwei Arbeitsgängen „nass in nass“. Die Leitlinien erläutern, warum dies sinnvoll ist. Vor dem Auftrag des Oberputzes sind Standzeiten einzuhalten, die von der Putzart und -dicke abhängen. Die erforderlichen Standzeiten und Putzdicken sind in den Leitlinien angegeben.
Egalisationsanstrich
Dünnschichtige Edelputze können in einem letzten Arbeitsgang mit einem Egalisationsanstrich versehen werden. Näheres regelt das Merkblatt „Egalisationsanstriche auf Edelputzen“. Ein solcher Egalisationsanstrich egalisiert eventuell vorhandene Farbungleichmäßigkeiten und hat ansonsten keine bauphysikalische Bedeutung.
Die Leitlinien geben den derzeitigen Stand der Technik wieder. Die entsprechenden Fachkreise haben an den Leitlinien mitgewirkt. Nun müssen praktische Erfahrungen gesammelt werden. Es ist geplant, die Leitlinien nach etwa zwei Jahren einer Revision zu unterziehen. Anregungen und Verbesserungsvorschläge sind willkommen!

„Die Leitlinien schaffen Klarheit“

Drei Fragen zur neuen Leitlinie an Dr. Hans-Joachim Riechers, Geschäftsführer des Industrieverbandes WerkMörtel e. V. (IWM).
Was ist neu an den Leitlinien? Die Leitlinien enthalten zum ersten Mal einen Gesamtüberblick über alle Untergründe und alle Putzarten (Kalk-, Kalkzement- und Zementputze). Dabei werden die innovativen Neuentwicklungen beim Mauerwerk genauso berücksichtigt wie die neuen Leichtputztypen, z.B. der Faserleichtputz, der in die neu definierte Kategorie der Leichtputze vom „Typ II“ gehört. Zum ersten Mal ist der Armierungsputz mit Gewebeeinlage beschrieben, der in vielen Fällen die Ausführungssicherheit deutlich erhöhen kann. Die Leitlinien sind von vorn bis hinten positiv formuliert. Sie zeigen, welche Möglichkeiten es für Planer, Fachunternehmer und Bauherren gibt.
Wie können Malerfachbetriebe von den Leitlinien profitieren? Die Fachunternehmer des Malerhandwerks sind seit jeher stark in der Beratung. Darin wollen wir sie auch auf dem Gebiet der mineralischen Putze unterstützen, denn das sind Putze mit einem großen Zukunftspotenzial. Ob es um mineralische Innen- oder Außenputze geht: Die Leitlinien beschreiben genau, welche Standardlösungen es gibt und wo es noch hochwertigere Lösungen gibt, sowohl im Hinblick auf ein edles Aussehen, als auch auf die Dauerhaftigkeit und die Ausführungssicherheit. Wenn sie fachkundig beraten werden, lassen sich Planer und Bauherren häufig von einer „Premium-Lösung“ überzeugen, denn sie ist immer ihren Preis wert. In bestimmten Fällen, z.B. wenn es Probleme mit dem Untergrund gibt, ist eine hochwertige Lösung auch aus technischen Gründen erforderlich. Die Leitlinien schaffen Klarheit.
Wann gelten die Leitlinien, wann gelten die Normen? Die Leitlinien stehen nicht im Widerspruch zu den Normen. Im Gegenteil: Der Stand der Normung wird voll berücksichtigt. Es gelten sowohl die Normen als auch die Leitlinien. Die Normen bilden den Rahmen, aber die Leitlinien sind aktueller und sprechen die Sprache der am Bau Beteiligten. Sie geben im Hinblick auf Planung, Ausführung und Produkte den aktuellen Stand der Technik wieder.

kompakt
Die neuen „Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton“ ersetzen die bisherigen Einzelmerkblätter für Ziegelmauerwerk, Porenbeton und Leichtbeton.
Einzelne Exemplare der 40-seitigen Leitlinien sind kostenlos erhältlich beim:
Industrieverband WerkMörtel e.V.
Düsseldorfer Straße 50
47051 Duisburg
Tel.: (0203) 99239-47/Fax: -98
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