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Simulierte Patina

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Simulierte Patina

Im bayerischen Schwaben ist ein multifunktionales Zentrum entstanden, das Arbeit, Freizeit und Begegnung unter einem Dach vereint. Von außen überzeugt eine edle silbergraue Holzfassade, die dazu beiträgt, dass sich das Gebäude perfekt in die Umgebung einfügt.

Autorin: Carmen Franke | Fotos: 4Wände Management GmbH

Mit simulierter Patina: Menschen einen Ort der Begegnung, der Inspiration, des Engagements sowie der Besinnung auf das Wesentliche im Leben zu bieten – das ist die Idee des Westhouses am Stadtrand von Augsburg. Geplant und realisiert wurde das Begegnungszentrum von der Augsburger 4Wände GmbH. Die Firma 4Wände ist auf Projektentwicklung von Begegnungszentren im Allgemeinen und kirchlichen Gemeindezentren im Besonderen spezialisiert. Entstanden ist ein Gebäudekomplex für soziale und gewerbliche Nutzung auf 7.000 Quadratmetern. Er vereint Kirche, Bildung, Arbeitsalltag, Sport und Übernachtungsmöglichkeiten und schafft Begegnungsräume für Jung und Alt, für Einzelpersonen, Vereine, Veranstalter, Kirchengemeinden und Unternehmen.

Über dem langgezogenen zweistöckigen Gebäudekörper erhebt sich das ebenfalls aus zwei Stockwerken bestehende Inklusionshotel „einsmehr“ welches auch Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigt und neben Hotelzimmern ebenfalls Appartements auf Zeit anbietet. Des Weiteren verfügt das Westhouse über eine buchbare Sporthalle, ein Bistro mit Blick ins Grüne, einen 450 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal mit Platz für 480 Gäste sowie Co-Working-Bereiche und unterschiedlich ausgestattete Seminarräume.

Hybrid gebaut

Im Mittelpunkt der Bauphilosophie von 4Wände steht die nachhaltige Bauweise der geplanten Gebäude. So auch beim Westhouse, welches in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet wurde. Holz ersetzt die Baustoffe Beton und Stahl dort, wo es möglich war. „Die große Herausforderung bestand darin, die Brandschutzanforderungen der Gebäudeklasse 5 im Holzbau bzw. Holz-Stahlbeton-Hybridbau umzusetzen. So sind die beiden Untergeschosse, die Treppenhäuser wie auch die Geschossdecken des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses in Stahlbeton gefertigt. Die Außenwände, der zweigeschossige Veranstaltungsbereich und die Büroetage sowie der Hotelriegel hingegen sind vollständig in Holzrahmenbauweise und mit Geschossdecken aus Brettschichtholz ausgeführt“, erklärt Gerhard Hab.

Nachhaltig in jeglicher Hinsicht

Bei der Baustoffwahl wurde großer Wert auf die Verwendung nachhaltiger und regionaler Produkte gelegt, so stammt der Holzrahmenbau von der Augsburger Holzhaus GmbH und die Brettschichtholzelemente wurden von Firma Aumann aus Ziemetshausen geliefert. Für die Ausführung beauftragten die Verantwortlichen regionale Baufirmen. Ergänzt wird der Nachhaltigkeitsgedanke durch Wärmepumpen und Photovoltaik auf dem Dach, sodass der KfW55-Standard erfüllt ist. Gerhard Hab fügt hinzu: „Unter dem Aspekt des Gebäudelebenszyklus haben wir außerdem darauf geachtet dass eine weitgehend sortenreine Trennung der Bauteile bei Rückbau des Gebäudes möglich ist.“ Des Weiteren ist die tragende Struktur der Holzständerwände aus Brandschutzgründen mit Mineralwolle gedämmt. Den äußeren Abschluss der Außenwände bildet eine vorgehängte und hinterlüftete Holzfassade aus sägerauen Nut-Feder-Profilen in dreidimensionaler Optik.

Holzfassade in Barcode-Optik

„Schon von der Ferne macht die markante Architektur des Westhouses als viergeschossiger Riegel auf sich aufmerksam. Auch aufgrund von seiner Länge von 90 Metern und seiner vertikal strukturierten Holzfassade in Barcode-Optik“, erklärt Gerhard Hab. Das von attraktiv gestalteten Außenanlagen umgebene Westhouse hebt sich aufgrund seiner kubusförmigen Architektur von den umliegenden Gebäuden ab, doch gleichzeitig integriert die silbergraue Fassade das Begegnungszentrum in die benachbarten Grünflächen.

Das gewisse Etwas erhielt die Holzfassade durch eine Vorvergrauung. Zum Einsatz kam auf der gesamten Holzschalung eine silikatische Vergrauungslasur von Keimfarben, welche eine silbergrau patinierte Holzoptik simuliert, wie sie durch eine mehrjährige Bewitterung auf Naturholz entsteht. Durch den bewussten Verzicht auf eine Schutzfunktion geht ein Anstrich mit der Lasur im Laufe der Zeit in die natürliche Vergrauung über. Für die schmalen Holzschalungselemente wählten die Verantwortlichen eine deckende silikatische Farbbeschichtung, um diese in einem dunkelgrauen Farbton von den anderen Bereichen abzusetzen. „Wir haben uns für diese mineralischen, diffusionsoffenen Systeme mit hoher Farbstabilität entschieden, weil uns die natürlichen Materialien überzeugt haben. Außerdem ist die Fassade nach dem Anstrich mit diesen Produkten wartungsfrei, robust und nach 20 Jahren noch überstreichbar.“ Des Weiteren passt die mineralische Vorvergrauung ohne Zusatz von Bioziden und Lösungsmitteln perfekt ins nachhaltige Konzept von 4Wände, denn die Firma Keimfarben ist mit Sitz in Augsburg zudem regional ansässig. Die 1.500 Quadratmeter Holzfassadenelemente wurden maschinell im Werk beschichtet.

Mit Anerkennung in die Zukunft

Die Tatsache, dass 4Wände die im Baugewerbe schwierige Preiskalkulation einhalten konnte, führte u. a. dazu, dass Gerhard Hab und sein Team den Baupreis der Fritz-Bender-Stiftung 2021 für ihr Projekt „Westhouse Augsburg“ erhielt. Ausschlaggebend war ebenso die Verwendung heimischer Hölzer, das effiziente Energiekonzept und der Betrieb des Hotels mit beeinträchtigten Menschen.

Weitere Fotos:
www.malerblatt.de


PraxisPlus

Bautafel

  • Bauherr: Westhouse Immobilien GmbH&Co.KG
  • Betreiber: Westhouse GmbH
  • Generalunternehmer / Architekturbüro: 4Wände GmbH, Augsburg
  • Eingesetzte Holzbeschichtungsprodukte: Keim Lignosil-Verano, Keim Lignosil-Color

Weitere Informationen:

www.keim.com

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