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Spannungsgeladene Höhe

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Spannungsgeladene Höhe

Korrosionsschutz ist ein wichtiges Aufgabenfeld, um Bauteile nachhaltig vor Rost zu bewahren und somit ihre Lebensdauer zu erhöhen. Es gibt allerdings Aufträge in diesem Bereich, die sehr speziell und sensibel sind. Dabei gilt es nicht nur eine Vielzahl an Anforderungen und Normen sowie Zertifizierungen zu erfüllen, sondern auch Mitarbeiter zu finden, die in luftiger Höhe sicher und sorgfältig arbeiten. Wenn dann noch das Thema Strom eine Rolle spielt, kommen nur eine Handvoll Malerunternehmen infrage. Wir zeigen am Beispiel einer Bahnstromleitung der DB Energie West, was zu beachten ist.

Bärbel Bosch

Die Deutsche Bahn betreibt das größte Mittelspannungsnetz Deutschlands. Auf einer Strecke von 7900 Kilometer steht alle 300 Meter ein Mast. Diese 26.300 Masten sind zwischen 20 und 60 Metern hoch, der höchste steht mit 237 Meter in Stade.
Je nach Umgebung müssen die Masten während ihrer Lebensdauer von hundert Jahren circa alle 15 Jahre neu beschichtet werden, um sie gegen Korrosion zu schützen. Atmosphärische, chemische, mechanische sowie thermische Einflüsse verursachen Korrosion. Das sind etwa Regen, salzhaltige Luft sowie Umweltverschmutzungen, aber auch Vogelkot.
Um zu prüfen, ob die Strommasten eine neue Beschichtung brauchen, müssen diese regelmäßig gewartet werden. Dabei werden die Objekte einer Sichtprüfung unterzogen, etwa alle zehn Jahre klettern Facharbeiter der DB Energie auf den Mast und prüfen beispielsweise mit einem Farbschichtmessgerät die Dicke der Farbschicht. Kommt ein Mast neu aus der Werkhalle, ist er zwar spritzbeschichtet. Damit ist der Korrosionsschutz aber noch nicht komplett erledigt. Ist der Mast aufgestellt, müssen zusätzlich alle Schrauben und Anschlussstellen beschichtet werden. Bei einer Erneuerung der Beschichtung reinigen zwei Mitarbeiter der beauftragten Beschichtungsfirma den Mast zuerst per Hochdruck mit ca. 40 bis 50 bar. Dazu steht ein Pick Up mit 1.000 Liter Wasser pro Mast bereit. Etwa eine halbe Stunde dauert dieses Prozedere. Viele Masten stehen in sensiblen Bereichen, etwa in Naturschutzgebieten. Schmutzwasser und lose Farbpartikel müssen gesondert aufgefangen und entsorgt werden. Teilweise sind dann die Masten eingetütet wie bei dem Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude.
Torsten Knüttel vom Fachbereich Bahnstromleitungen Betriebsbereich West, bei der DB Energie GmbH, erklärt die besonderen Anforderungen an das Malerunternehmen: „Zwischen zwei und vier Maler beschichten einen Mast. Sie müssen schwindelfrei sein, sicher in der Höhe arbeiten und sich aufeinander verlassen können. Die Maler-Unternehmen müssen Zertifizierungen nachweisen, die alle zwei Jahre erneuert werden müssen. Auch der PAS (Persönliche Arbeitsschutz) untersteht bei dieser Arbeit hohen Anforderungen.“
Für den Anstrich verwenden die Fachfirmen wasserverdünnbare Schutzbeschichtungen für verzinkte Konstruktionen. Das Einschichtsystem wird direkt auf die Verzinkung oder zusammen mit geeigneter Grundierung als Zwei- oder Mehrschichtsystem aufgebracht.
„Nach der Reinigung wird der Schutzanstrich auf dem sauberen, trockenen Grund mit einem Winkel-Knollenpinsel aufgetragen. Die optimalen Luft- und Untergrundbedingungen liegen zwischen 15 und 25 Grad, mindestens zehn Grad über dem Taupunkt, die relative Luftfeuchtigkeit sollte max. 80 Prozent betragen“, erläutert Günter Süsselbeck, Fachberater Korrosionsschutz, Geholit + Wiemer, die Arbeitsvoraussetzungen.
Wie lange die Bearbeitung eines Auftrags dauert, ist wegen der äußeren Bedingungen schwer zu bestimmen. Je nach Wetter und Zugänglichkeit der Masten können für eine Trasse einige Monate verstreichen. Aufwand und Kosten klingen auf den ersten Blick enorm. Doch Beschichtungssysteme erhöhen die Lebensdauer von Bauteilen. Auf Dauer werden Kosten gespart, die Umwelt weniger belastet.

Bautafel
Objekt: 110-kV-Bahnstromleitung Warburg-Ehringhausen
Dauer: 4 Monate

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Korrosion ist jeweils abhängig vom Metall, den einwirkenden korrosiven Substanzen und den Bedingungen, unter denen die Reaktion stattfindet. Am wirksamsten kann die Korrosion durch Beschichtungssysteme verhindert werden. Die Normen-Reihe DIN EN ISO 12944 enthält in acht Teilen alle wichtigen Angaben zum Korrosionsschutz. Funktionstüchtige Schutzbeschichtungen helfen Bauwerke vor thermischen oder chemischen Angriffen mit unvorhersehbaren Folgekosten zu schützen.
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