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Vom Holzklotz zum Kunstobjekt

Technik
Vom Holzklotz zum Kunstobjekt

Aus Holzstämmen entstehen Fußballspieler, Comic-Autos und vieles mehr, wenn der Wiener Künstler Ralf Edelmann die Motorsäge zur Hand nimmt. Durch die Bemalung mit Holzfarben und Lasuren schenkt der Künstler den Holzskulpturen anschließend ein neues, ausdrucksstarkes Kleid.

Britta Harnischmacher

Bildhauerei und Malerei sind Passion und Beruf von Ralf Edelmann, der als frei schaffender Künstler in Wien lebt. Der gebürtige Aschaffenburger hat sein Studium in den Bereichen Malerei, Skulptur und Installation an der Kunstakademie Braunschweig absolviert und in Texas am San Antonio Art Institute und an der Kunstakademie Helsinki studiert. Seine Werke waren unter anderem bereits in Worpswede, im Roemer- und Pelizaeusmuseum in Hildesheim, im Lainzer Tiergarten in Wien oder in der Wiener Jubiläumswarte zu sehen. Auch auf Kunstmessen ist er mit seinen Arbeiten vertreten.
Inspiration für seine Skulpturen und Bilder sind oft Vorlagen aus dem Alltag, die er versucht in ihren Stereotypen oder Klischees künstlerisch umzusetzen. „Ich glaube, dass es letztlich die Aufgabe von Künstlern ist, Gesellschaftsphänomene zu reflektieren und mit den Mitteln der Kunst aufzuzeigen“, beschreibt er seine Arbeit. „Bei der Überzeichnung dieser Dinge setze ich bewusst auch gerne Humor ein, da ich meine, dass Humor auf eine unverkrampfte Weise zum Nachdenken verführen kann.“
Edelmann rückt den Holzrohlingen nicht mit den üblichen Werkzeugen der Holzbildhauerei wie Beitel, Stecheisen, Klöpfel oder Axt und Beil zu Leibe, sondern bedient sich einer Motorsäge. Während des Studiums an der Kunstakademie diente sie dazu, Holzskulpturen schneller anfertigen zu können. Schon bald nutzte er die eingesetzte Säge fast ausschließlich auch für feinmotorische Detailarbeiten. Das Gerät ist zu seinem Hauptwerkzeug geworden, das den Kunstwerken ihren ganz eigenen Charakter verleiht.
Unentbehrlich: die Motorsäge
„Anders als in vergangenen Epochen, in denen Künstler zur Fertigstellung ihrer Werke oft viele Monate oder Jahre zur Verfügung hatten, leben wir heute in einer Zeit, die wesentlich schneller getaktet ist. Diese Schnelllebigkeit schlägt sich auch in der Kunst nieder“, erklärt Edelmann. „Ich nutze also Techniken, die mir ein rascheres Arbeiten ermöglichen. Dazu gehört für mich die Motorsäge.“ Er ergänzt: „In erster Linie mag ich aber auch die Textur und die Strukturen, die durch die Schneidezähne der Ketten entstehen, ganz besonders. Die traditionelle Holzschnitzerei ist nicht mein Ding.“
Faszination Holz
Je nachdem, ob eine Skulptur für den Innen- oder Außenraum bestimmt ist, verwendet Edelmann Hölzer, die besonders witterungsbeständig sind, beispielsweise Eiche, Douglasie und Robinie. „Natürlich spielt dabei auch die geplante Form der Skulptur eine Rolle“, erläutert er. „Ich kann aus einer Eiche mit 150 Zentimetern Durchmesser einfach mehr rausholen als aus einem dünneren Ahornstamm. Wenn ich aber eine feingliedrigere Skulptur vorhabe, ziehe ich unter Umständen den dünnen Stamm vor.“
Auch die Optik des Werkstoffs ist für Edelmann von Bedeutung. Jede Holzart verfügt über eine spezielle Ausstrahlung – sei es durch die Farbe, Maserung, den Geruch oder die Haptik –, die ihre Individualität auf die Skulptur überträgt. Der Künstler ist begeistert vom nachwachsenden Baustoff Holz, mit dem Handwerker und Künstler seit Menschengedenken arbeiten. „Wenn man vor einer alten Skulptur von Tilmann Riemenschneider steht, dann blickt man auf eine künstlerische Arbeit, die in Holz gefasst mehr als 500 Jahre überstehen konnte. Das spricht für das Material. Ich finde dies überaus faszinierend und bezweifle, dass zum Beispiel ein Kunststoff je diese Ausstrahlung besitzen kann.“
Kunst trifft Handwerk
Vor dem Einsatz der Kettensäge steht die skizzierte Idee. Im Anschluss muss ein passender Stamm gefunden werden. Die künstlerische Sichtweise: „Da die Skulptur bereits im Stamm enthalten ist, muss ich lediglich entfernen, was nicht zur Skulptur gehört.“ Bisweilen lässt Edelmann sich auch vom Holz inspirieren: „Habe ich einen Stamm zur Verfügung, betrachte ich ihn und überlege, welche Skulptur in ihm steckt. Das kann manchmal Tage oder Wochen dauern.“
Kreidestriche geben die Umrisse der Form vor. Danach arbeitet sich der Holzbildhauer von den ersten groben Schnitten, die bereits entscheidend für Spannung und Dynamik sind, zu den feineren Details vor. Sind die Schneidarbeiten erledigt, wird die Motorsäge zur Raspel und Fräse umfunktioniert, die Strukturen erzeugt. Um Rissen durch Schwinden des Holzes vorzubeugen, bohrt Edelmann Löcher gegen die Holzmaserung und füllt diese mit Holzleim und Dübeln, so kann das Holz arbeiten.
Farbe gibt den letzten „Schliff“
Neben der Holzbearbeitung spielt die farbliche Gestaltung der Objekte eine wichtige Rolle. Sie verleiht den Skulpturen noch mehr Ausdruckskraft und übernimmt im Außenbereich auch eine Schutzfunktion gegen Witterungseinflüsse. „Die Welt stellt sich uns farbig dar und daher bediene ich mich dieser Dimension in meiner Bildhauerei sowie auch in meiner Malerei“, stellt Edelmann heraus. „Das Reizvolle an der Bemalung, die bei mir übrigens meistens mehr Zeit in Anspruch nimmt als die skulpturale Arbeit, sehe ich in den Möglichkeiten, Oberflächen differenziert darzustellen.“ Darüber hinaus empfindet er das Bemalen als entspannenden Ausgleich zur physisch anstrengenden Arbeit mit der Motorsäge.
Für die Gestaltung seiner Holzskulpturen verwendet Edelmann Holzfarben auf wasserlöslicher Basis, wie sie auch Maler einsetzen. Durch Mischen der Farben steht ihm dabei jeder Farbton zur Verfügung, den er für die Gestaltung vor Augen hat. Der Holzexperte weiß zudem: „Bei einer Skulptur für den Außenraum genügt nicht allein die Wahl eines bestimmten Holzes. Erst in Kombination mit der optimalen Farbe kann ich gewährleisten, dass eine Skulptur jahreszeitliche Wetter- und Temperaturschwankungen überhaupt aushält.“

PraxisPlus
Ralf Edelmann verwendet zum Bemalen seiner Holzskulpturen nicht etwa spezielle Künstlerfarben, sondern Holzfarben auf Wasserbasis, wie sie auch vom Maler eingesetzt werden.
Zum Lasieren, was die Holzmaserung betont und Tiefe erzeugt, benutzt er Gori 33. Als Schutzanstrich, aber auch zum Mischen und als Glanzschicht setzt er die farblose Lasur Gori 79 ein und als deckende Farbschicht, egal ob verdünnt oder unverdünnt, Gori 55. Zum Einsatz kommen die Gori-Produkte nicht nur bei den Skulpturen des Künstlers: Auch für seine Malerei auf Leinwand setzt Ralf Edelmann die Farben ein.
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