Startseite » Werkstoffe » Bodenbeläge »

Der perfekte Nahtschnitt

Bodenbeläge
Der perfekte Nahtschnitt

Die Frage nach dem perfekten Nahtschnitt beschäftigt das bodenlegende Handwerk seit Generationen. Denn häufig ist es so, dass das optische Erscheinungsbild der Naht das ist, was der Kunde zu guter Letzt beurteilt. Hier lesen Sie, worauf Sie achten sollten, um eine perfekte Naht zu erhalten.

Autor: Frank Wehrmann | Fotos: Wolff

Der perfekte Nahtschnitt: Gerade bei elastischen Bodenbelägen nutzt die beste Untergrundvorbereitung und die fachgerechteste Verklebung nichts, wenn die Nähte nicht perfekt geschnitten oder verklebt sind. Oft wird auch bis zum Verschweißen oder Verfugen der Bahnenkanten alles perfekt gemacht – aber dann werden mit falschen Temperaturen die Schmelz- oder Schweißdrähte eingebracht. Beim Abstoßen derselben wird mit dem Viertelmondmesser in den Belag geschnitten und die Oberfläche ist meist unwiederbringlich zerstört. Ein Nacharbeiten solch schadhafter Stellen ist extrem aufwendig, kostenintensiv und erfordert viel handwerkliches Geschick.

Der Doppel-Nahtschnitt

Bei einigen elastischen Bodenbelägen und im Segment der Flachgewebe wird ein Doppelnahtschnitt an einer Führungsschiene entlang empfohlen. Hier sollte auf die Verlegehinweise und die Werkzeugempfehlung der Belagshersteller geachtet werden. Ausführliche Informationen finden sich zusätzlich in der ATV (Erläuterung zur DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten). Einen solchen Doppelnahtschnitt bei getufteten oder gewebten Textilbelägen durchzuführen entspricht nicht dem aktuellen Stand der Technik. Diese Vorgehensweise kann unweigerlich zu einer Beanstandung führen. Hier sollte zwingend auf etwaige Muster und Rapporte geachtet werden. Dennoch gehört der Doppelnahtschnitt bei textilen Bodenbelägen immer noch zu den Techniken, die von einer Bodenlegergeneration zur nächsten weitergegeben werden.

Beim freihändigen Schnitt an einer Schiene entlang kann schon eine leichte Veränderung des Klingenwinkels nach rechts oder links dazu führen, dass eine offene, zur Hälfte V-förmige Naht entsteht oder die Belagskanten auf Spannung geschnitten werden. Bei Feinvelours oder Schlingen werden Polfasern entfernt oder angeschnitten und fehlen so für einen dichten Nahtschluss oder fransen nach oben hin aus. Diese abgeschnittenen Polfäden liegen dann auf der Spachtelmasse oder dem Untergrund, wo sie nicht hingehören. Auch durch ein späteres „Konfektionieren“ mit dem Hammer oder ein Abrollen der Naht mit einer sogenannten Nahtwalze mit Metallsternrädern lassen sich diese fehlenden Polfäden nicht wieder einsetzen. Die Naht bleibt sichtbar.

Wenn Nähte, wie vom Hersteller empfohlen, im Doppelschnitt an einer Schiene entlang geschnitten werden sollen, ist es unumgänglich, dass die Klinge über den gesamten Nahtverlauf im gleichen Winkel zur Belagsebene steht und geführt wird. Nur so ist gewährleistet, dass weder Spannung noch Fehlstellen in der Naht entstehen. Dafür stehen spezielle Nahtschneide-Werkzeuge (wie z.B. der Wolff Lino Cut, Wolff Green Cut und der Wolff Rail Cut) zur Verfügung.

Das geeignete Werkzeug

Der Nahtschneider Lino Cut sowie der Naht- und Kantenschneider Green Cut wurden entwickelt, um Werkskanten zu beschneiden und Nähte im schon verklebten Zustand, also im Klebstoffbett, zu schneiden. Diese Technik ist weit entfernt vom Doppelnahtschnitt. Hier wird mittels Anreißtechnik die oben liegende Bodenbelagsbahn an die unten liegende, zuvor beschnittene Bahnkante, angeschnitten. Das ist eine gängige Technik, wie sie bei Linoleumbelägen schon von jeher mit einem Bodenbelagsanreißer durchgeführt wird und heute auch bei homogenen Vinylbelägen und Nadelvliesen in Bahnen zum Einsatz kommt. Hier hat man die Dichte der Naht in der Hand und kann bei quellfreudigen Bodenbelägen die Fugenbreite der Naht einstellen und selbst bestimmen. Einen perfekten Doppelnahtschnitt bei weichen, elastischen Belägen aus Kautschuk und Vinyl ermöglicht der Wolff Rail Cut. Der Nahtschnitt erfolgt anhand einer Schiene im optimalen 90- Grad-Winkel zur Belagsebene.

Für eine perfekte Naht bei der Verarbeitung von textilen Belägen gibt es noch weitere Faktoren, auf die geachtet werden sollte. Hier ist zuerst die Rückenausstattung zu nennen. Qualitäten mit dickem Vliesrücken eignen sich der Erfahrung nach nicht optimal. Hier müssen spezielle Noppengassenschneider mit einer anderen Klingenstellung eingesetzt werden. Je dicker und weicher die Konstruktion eines Textilbelages ist, umso eher werden beim Schnitt in der Polgasse auch Fasern mit angeschnitten oder sogar gänzlich entfernt. Oft handelt es sich hier um günstigere Qualitäten, bei welchen das Poleinsatzgewicht und die Noppenzahl/cm² nicht sehr hoch ist. Übertrieben gesagt ist eine perfekte Naht nicht zu schaffen, wenn man im Stehen einen Teppichboden betrachtet und schon aus dieser Position das Trägervlies oder Trägergewebe sehen kann. Es gibt in Europa viele gute Hersteller, bei welchen selten Probleme mit Längs-, Quer- oder Bogenverzügen auftreten und die ausreichend hochwertiges Polmaterial eintuften oder verweben, sodass der perfekten Naht nichts im Wege steht. Sollte es doch einmal zu Muster- oder Rapportversätzen kommen, die aber noch in der Norm liegen, kommt der Wolff Doppelkopfspanner zum Einsatz.


PraxisPlus

Seit rund 10 Jahren führt Wolff Nahtschnittseminare durch. Hierdurch versucht das Unternehmen, immer angelehnt an die Verlegeanleitungen der Hersteller und die einschlägigen DIN-Normen, alteingefahrene Verlegetechniken durch die Entwicklung und Konstruktion neuer innovativer Werkzeuge etwas zu revolutionieren. Das nächste Wolff-Seminar findet am 11./12.10.2023 in Ilsfeld statt.

Informationen dazu gibt es hier.

 

Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 5
Ausgabe
5.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de