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Schnell und unkompliziert

Putze
Schnell und unkompliziert

Mit einem Spritzputz aus Zellulose lassen sich auch größere Decken- und Wandflächen einfach und preiswert akustisch wirksam beschichten. Daneben bietet der Zelluloseputz eine große Vielfalt zur Farbgestaltung.

Thomas Neubauer, Dekozell

Heute kommt kaum noch ein gewerbliches oder öffentliches Bauobjekt ohne die Installation geeigneter Akustikmaßnahmen aus, um unangenehm lange Nachhallzeiten von vornherein in den Räumen zu vermeiden. In der Regel kommt hier die so genannte abgehängte Decke in verschiedensten Varianten zum Einsatz. Vorteil dieser Lösung ist die Möglichkeit, im entstandenen Zwischenraum gleichzeitig Rohrleitungen und Kabel versteckt führen zu können. Nachteil ist jedoch der relativ kostenintensive Installationsaufwand und die Verminderung der Raumhöhe. Akustikputze bieten eine alternative Lösung zur Verbesserung der Raumakustik.
Um bei der Verwendung herkömmlicher Akustikputze auf Mineralbasis eine ausreichende Akustik-Wirkung zu erreichen, ist zur Herstellung der porösen Absorberschicht ein mehrlagiger Auftrag des Materials notwendig. Zusammen mit den notwendigen Trockenzeiten kann eine Baustelle so leicht für zwei bis drei Wochen zu einer sehr staubigen An-gelegenheit werden. Die Stoßempfindlichkeit herkömmlicher Akustikputze verhindert außerdem die Ausweitung der Absorberfläche von der Decke auf die Wände, um bei Bedarf die Nachhallzeit auf das geforderte Maß zu senken.
Eine leicht zu verarbeitende und vielseitige Alternative bietet ein Zelluloseputz. Der in der Papierherstellung gebräuchliche Rohstoff wird heute vielfach als Dämmmaterial eingesetzt und hat hier bereits einen festen Platz in der Bauszene gefunden. Weniger bekannt ist die Einsetzbarkeit des Pflanzenmaterials als strapazierfähiger und schallabsorbierender Wand- und Deckenspritzputz, der herkömmlichen Akustikputzen auf Mineralbasis durchaus das Wasser reichen kann. In punkto Leichtigkeit und Geschwindigkeit in der Verarbeitung ist dieses Naturmaterial herkömmlichen Akustikputzen sogar deutlich überlegen.
Zellulose als Alternative
Ein Zelluloseputz kommt beim Anmachen ohne jegliche Quellzeiten aus und kann direkt im Moment des Anmachens auf der Baustelle völlig beliebig eingefärbt werden. So kann eine Unmenge an Farbtönen erreicht werden. Individuelle Farb- und Raumkonzepte können so für die Akustiklösung selbst in sehr satten Farbtönen umgesetzt werden. Für den verarbeitenden Fachbetrieb ergeben sich eine extrem einfache Lagerhaltung und eine für einen Putz sehr ungewöhnliche Farbgestaltungsvielfalt. Der Endkunde muss sich erst im allerletzten Augenblick entscheiden, in welchem Farbton sein Putz aufgetragen werden soll. Ähnlich einer Spachtelmasse wird das flockenförmige Rohmaterial ganz einfach mit kaltem Wasser und dem Rührstab auf der Baustelle angerührt. Die Zellulosefaser lässt sich besonders gut spritzen, so dass auch ein Einsatz auf mittleren und großen Flächen problemlos möglich ist, die richtige Verarbeitungstechnik vorausgesetzt. Da Naturfaserputze vielfach auf rein physikalischem Wege trocken und nicht chemisch abbinden, bieten die Produkte eine für den Verarbeiter ideale Offenzeit und Reversibilität.
Maschinell verarbeitbar
Der Anbieter-Markt für Naturfaserputze ist recht weit gefächert in einer Vielzahl kleinerer Herstellerbetriebe. Die meisten Naturfaser-Putze sind für den Einsatz auf kleineren Flächen für die Handverarbeitung optimiert und teilweise technisch auch noch nicht ganz ausgereift. Es gibt aber auch langjährige etablierte Hersteller mit sehr ausgereiften Produkten, die vielfach auf Baumwolle basieren. Durch längere Fasern wie Baumwolle oder Hanf wird zwar die Handverarbeitbarkeit verbessert, jedoch die Maschinenverarbeitbarkeit und damit die Tauglichkeit für den Objekteinsatz reduziert.
Die Oberfläche eines reinen Zelluloseputzes ähnelt der eines sehr festen und in sich geschlossenen Putzes und erinnert auf den ersten Blick etwas an einen Scheibenputz mit einem Korndurchmesser von zwei Millimetern. Der Zelluloseputz ist mehrfach überstreichbar und bei Bedarf – auf Grund seiner Reversibilität – wie eine Tapete auch wieder entfernbar. Beim Spritzen erzeugt das Material keinerlei Sprühnebel und kommt relativ sachte aus dem Sprührohr der Förderpumpe. Der Inomat M8 der Firma Inotec aus Waldshut-Tiengen ist durch sein spezielles Peristaltik-Förderprinzip die ideale Verarbeitungsmaschine für das Produkt. Alternativ kann auch mit der Trichterpistole gearbeitet werden, die jedoch etwas langsamer ist und speziell bei der Deckenbeschichtung viel Kraft erfordert.
In kleinen, überlappenden Kreisen wird das Material aufgetragen. Sobald die Deckung des Untergrundes erreicht ist, wird der nächste Kreis in Überlappung gespritzt. Wenn an der einen oder anderen Stelle einmal ungleichmäßiger gespritzt wurde, kommt bei der Trocknung ein interessanter Nebeneffekt ausgleichend zur Wirkung: Das Material trocknet auf ca. 50 Prozent seiner Schichtdicke zurück. Unregelmäßigkeiten werden somit automatisch ausgeglichen. Durch diesen Effekt ist auch eine nachträgliche Ausbesserung des Belages völlig unsichtbar möglich. Ein Argument, das vor allem in stark beanspruchten Bereichen, wie etwa in Treppenhäusern, Schulen oder Kindergärten, von Bedeutung ist. Bei letzteren bietet der Zelluloseputz einen weiteren Vorteil: Als Wandbeschichtung dient er dank seiner speziellen Oberfläche gleichzeitig als Pinnwand.
Der Auftrag als Akustikputz erfolgt zweischichtig, jedoch sofort nass in nass. Eine Zwischentrocknung ist nicht notwendig. Mit der Zellulose ist es problemlos möglich, über Nacht eine Pause einzulegen und am nächsten morgen ohne sichtbare Ansätze auf der gleichen Fläche weiterzuspritzen. Auf das nasse Material können am gleichen Tag zusätzliche Effekte wie farbige Sprenkel oder Glitter aufgetragen werden.
Die Reinigung der Geräte ist mit dem Zelluloseputz angenehm einfach. Mit Wasser lässt sich auch getrocknetes Material wieder anlösen und so sehr einfach entfernen. Auch wenn bei der Verarbeitung Material auf Haut oder Kleidung gelangt, so ist dieses problemlos wieder abwaschbar.
Trotz seiner sehr festen Oberfläche nimmt das getrocknete Material kontinuierlich Wasserdampf aus der Raumluft auf und reguliert so das Raumklima. Der enge mechanische Zusammenhalt der Zellulosefasern verleiht dem Putz seine nachhaltig gute Rissüberbrückung. Die elastisch-poröse Oberfläche ist der Grund für die Fähigkeit zur Schallabsorption. Um akustisch wirksam sein zu können, muss der Zelluloseputz lediglich etwa doppelt so dick gespritzt werden als es für seinen Einsatz als normaler Wand- und Deckenbelag notwendig wäre.
Ihre einfache und schnelle Verarbeitbarkeit, ihre Farbenvielfalt und nicht zuletzt ihr gutes Preis-Leitungsverhältnis lassen Akustikputze aus Zellulose zunehmend in Schulen, Kindergärten und Büros, aber immer öfter auch im privaten Einfamilienhausbau zur Anwendung kommen.

kompakt
Ein Zelluloseputz eignet sich sehr gut zur Verbesserung der Raumakustik, zur Raumklimaregulierung und zur Neubeschichtung vielfältiger Altuntergründe. Er lässt sich einfach und schnell mit der Peristaltik-Förderpumpe aufbringen und ist individuell einfärb- und gestaltbar. Die kleine Stuttgarter Firma Dekozell hat ihren gleichnamigen Zelluloseputz seit über 12 Jahren am Markt mit entsprechend alten Referenzobjekten. Das Produkt wurde über ein Jahrzehnt lang in einem Malerbetrieb auf professionelle Serienreife optimiert. Für den Einsatz als Akustikputz haben die Stuttgarter ein Schallgutachten des Fraunhofer-Instituts vorzuweisen. Für den professionellen Einsatz im Objektbereich ist auch die Brandklasse wichtig. Im durchgeführten Brandtest konnten die Tester vom Schweizer Sicherheitsinstitut mit einer Brennerflammme lediglich Material partiell verglühen, jedoch keine Ausbreitung dieser Glut erreichen.
Weitere Informationen:
Dekozell
Tel.: (0711) 93585-25/Fax: -26
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