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Nichts zu lachen

Betrieb & Markt
Nichts zu lachen

Eigentlich schade, dass es Aprilscherze nur noch als Zeitungsenten gibt. Einen Lehrling in die Werkstatt schicken, damit er die Gewichte für die Wasserwaage hole, gehörte am Bau zum Standard, auf den freilich kaum noch einer reinfiel. Da waren die Scherze, die sich die Betriebsberater des Malerhandwerks, nicht etwa zum 1. April, manchmal ausdachten, schon subtiler und die meisten gelangen auch. Karl Apel, langjähriger Chefredakteur, ließ sich z. B. in fröhlicher Runde dazu überreden im Malerblatt zu veröffentlichen, dass ein anstehender und bereits terminierter Deutscher Malertag kurzfristig von Bad Kreuznach nach Paris verlegt worden sei. Die Pointe, die den Redakteur nachdenklich machte: Keinerlei Leserreaktion. Zur Zeit, als Stracciatella gerade bei uns aufkam, fragte Otto Arens bei einer Werkstofftagung, in der es um die damals neuen Acrylfarben ging, den Referenten aus der Industrie, ob er wisse, dass man im Scheichtum Oman mit einem neuen Bindemittel „Stracciatella“ experimentiere. Dessen geistesgegenwärtige Antwort habe ich noch wörtlich im Ohr: „Wir von der BASF beobachten diese Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit.“ Solche Scherze traut sich heute keiner mehr. Schade. Nichts zu lachen.

Abgemahnt
Ich hatte es geahnt – und wurde prompt gemahnt. Von meinem Rückentrainer. In seinem Computer ist natürlich gelistet, wenn das Intervall zwischen meinen „Unterhaltungsarbeiten“ zu groß geworden ist. Dann stärkt er mir mit einem Lob für die bisherige Zusammenarbeit den Rücken, erinnert mich aber auch daran, dass schnell rostet, wer zu lange rastet. Und auf ein paar neue Angebote weist er mich bei dieser Gelegenheit auch gleich hin. Nein, ich denke nicht „Rutsch mir den Buckel runter“, wenn ich eine solche Erinnerung kriege. Sie ist ja auch Kundenservice, der zeigt, dass ich dem Partner nicht egal bin. Und weil auch Haus und Wohnung „rosten“ und Patina ansetzen, wenn die Renovierungsintervalle zu lang werden, könnte ich mir analog zu meiner „Abmahnung“ eine ähnliche Erinnerung auch für Maler-Kunden vorstellen. Freilich darf dazu die Kundendatei nicht verrostet sein.
Mehr als gute Worte
Die Reden bei den Gesellen-Freisprechungsfeiern sollen sich in erster Linie an die jungen Leute richten und nicht über sie hinweg oder an ihnen vorbeigehen. Sie sollen, wenn möglich, neben „guten Worten“ einen Nutzen bieten oder wenigstens offerieren. Deshalb stattet der LIV Hessen seine Innungen Jahr für Jahr mit dem „Freisprech-Paket“ aus, dessen Kernstück ein aktuelles Redemanuskript ist, das dieser Anforderung gerecht wird und die Chance bietet, die jungen Menschen inhaltlich und in ihrer Sprache zu erreichen. In diesem Jahr hat der Verband das Paket, das passend zum jeweiligen Jahresmotto u. a. auch Geschenkvorschläge für die Prüfungsbesten, Ideen für die musikalische Gestaltung der Feier sowie Presseeinladungen und -mitteilungen enthält, unter das Thema „Folge Deinem Talent – nicht dem Trend!“ gestellt. Der Trend geht auch im Handwerk Richtung Studium. Unsere Meister können inzwischen ebenso studieren wie Facharbeiter mit gutem Notendurchschnitt. Das ist gut, wenn die dabei angestrebte Karriere auch den persönlichen Neigungen und Talenten entspricht.
Das diesjährige Freisprechpaket will helfen, die individuellen Stärken herauszufinden und sich bei der Weiterbildung an ihnen zu orientieren. Und damit der Vortrag nicht schon über Nacht zum Schnee vom Vortag wird, sollen die Junggesellinnen und -gesellen diesmal eine kleine programmierte Tischvorlage erhalten, die Kernpunkte enthält, vor allem aber dazu ermuntern soll, aus dem einen oder anderen Gedanken spontan einen Vorsatz zu formulieren – und umzusetzen. Je nach Talent.
Bau- statt Baller-Games
Dr. Carl-Heiner Schmid war immer ein Vorreiter – und in vielem auch ein Vorbild. Hatte er in seinem Betrieb ein Problem gelöst – ich erinnere nur an seinen „wasserdichten“ Check potenzieller Subunternehmer -– war er stets bereit, seine Problemlösung lückenlos vorzuzeigen, sodass sie auch seine Wettbewerber anwenden konnten. Ich habe bei ihm vieles gesehen, gehört und gelernt, was ich an unsere Betriebe weitergeben durfte. Jetzt hat er mir zu meinem Beitrag in Heft 1 seine Erfahrungen mit dem Dualen Gymnasium und zum Berufsabitur geschrieben und – wie könnte es anders sein – zur Nachwuchsgewinnung und -ausbildung weiterführende Gedanken entwickelt. Er hat ja wieder mal recht: Selbst, wenn da und dort in Schulen Berufsvertreter mal die Chancen und Möglichkeiten im Handwerk kurz vorstellen dürfen, ändert das nichts am Einfluss und der Entscheidung der Eltern, so uninformiert sie über das Handwerk auch sein mögen: Unser Kind geht aufs Gymnasium und studiert. Also muss die Information an Eltern und Kinder viel früher kommen und zielgruppengerecht verpackt sein. Bei Schmid denkt man da nicht nur an die Ansprache schon in der Grundschule, sondern z. B. auch in Sportvereinen. Hinzufügen könnte man auch den außerschulischen Musikunterricht, Freundescliquen und Pfadfinder – warum nicht auch schon den fast obligatorischen Nachhilfeunterricht in den zahlreichen „Aufgabenhilfen“? Gab’s nicht früher neben denen von Märklin auch Baukästen mit edlen kleinen Backsteinen und richtigem Mörtel samt Werkzeugen? Und wurden nicht auch Lieder und Gedichte über Handwerksberufe gelernt und gesungen, die sich einprägten? Das ist sicher out. Aber für das spielerische Heranführen ans Handwerk ist vieles Zeitgemäßes denkbar – z.B. auch Games fürs Smartphone, bei denen es nicht ums Ballern geht, sondern die am Bau spielen. Müssten natürlich „geil“ gemacht sein.
Vorsicht Farbe
„Nehmen’se Jrün, det hebt“ kann man jetzt wieder hören. Glaubt man den amerikanischen Trendprofis von Pantone, wird „Greenery“ Farbe des Jahres. Ich bleibe unverändert skeptisch, ob solche Trends sich in unseren Wohnungen bemerkbar machen und betrachte unsere Vorliebe für hygienisch anmutendes Weiß als ungebrochen. Dagegen kann ich mir vorstellen, was Annika Murjahn, die jetzt eine Kollektion von Wandfarben für den gehobenen Bereich entwickelt hat, in diesem Zusammenhang auch prognostiziert: Weniger strukturierte Raufaser, statt dessen glatte Wände, edel und matt. Aber, wie ich glaube, hauptsächlich weiß.
Farbe zu Nichtfarbe
Im malerischen Puerto de Mogan, einer kleinen Hafenstadt auf Gran Canaria, sind die Fassaden einheitlichen Baustils ausnahmslos weiß gestrichen. Lediglich für kleinteilige Architekturelemente, wie z. B. Fensterumrahmungen und Gesimse, sind drei vorgegebene intensivere Schmuckfarben zugelassen. Das fügt den Ort optisch zusammen. Das Mittel „Farbe zu Nichtfarbe“, wobei die Farbe nur sparsam akzentuiert, täte auch mancher mittelmäßigen Siedlung bei uns gut.
Weniger Schwarzarbeit
„Sämtliche Malerarbeiten, sauber und preiswert.“ Solche Kleinanzeigen ohne Adresse, nur mit Telefonnummer, findet man immer noch in jedem Wochenblatt zuhauf, obwohl die Schwarzarbeit zurückgegangen ist. Zwar werden in diesem Jahr für die Schattenwirtschaft, zu der nicht nur die Schwarzarbeit, sondern auch andere illegale Beschäftigungen zählen, immer noch Leistungen von 330 Milliarden vorhergesagt, aber sechs Milliarden weniger als in 2016. Verantwortlich für den Rückgang ist insbesondere die gute wirtschaftliche Gesamtsituation. Lediglich durch die Anhebung des Mindestlohnes zum Jahresbeginn wird eine geringfügige Steigerung erwartet. Der Anteil der Schattenwirtschaft am Bruttosozialprodukt wird allerdings so niedrig wie noch nie seit Beginn der statistischen Erfassung sein. Viele Selbstständige unseres Berufes haben auf die Schwarzarbeit immer unterschiedlich reagiert und großzügig darüber hinweggesehen, wenn einer ihrer Mitarbeiter am Wochenende „mal ein Zimmerchen“ renoviert hat. Einige haben dabei sogar Positives entdeckt: „Bei der gelegentlichen Schwarzarbeit sind unsere Gesellen eigenverantwortlich und lernen dabei ihre Arbeit gut vorzubereiten und rationell auszuführen“ konnte man hören. Stimmt ja auch. Anders dachte man freilich über schwarze Firmen und Kolonnen, professionelle Dunkelmänner also. Die galt und gilt es vehement zu verfolgen. Die Hessen hatten sich dazu etwas ebenso Originelles wie Wirksames einfallen lassen: Die Mitglieder lieferten alle Anzeigen, derer sie habhaft werden konnten, an die Geschäftsstelle. Die recherchierte die Adressen, die sich hinter den Telefonnummern verbargen, sammelt auch die von Inserenten, die nicht in die Handwerksrolle eingetragen waren und beauftragte einen Rechtsanwalt, sämtliche Adressaten gebührenpflichtig abzumahnen. Mit der Abmahngebühr, die etwa jeder Zweite mit der Unterlassungserklärung überwies, konnten die Anwaltskosten beglichen werden. Unser Slogan dazu: „Bei uns bezahlen die Schwarzarbeiter ihre Verfolgung selber.“
Der Zug ist abgefahren
Vorbei die Zeit, in der fast alle Buben Lokführer werden wollten. Dieser Zug ist abgefahren. Inzwischen dauert die Besetzung offener Stellen nirgends so lange wie die für Lokführer, nämlich fast 200 Tage. Annähernd schwer zu besetzen sind auch die offenen Stellen in der Altenpflege, der Lederverarbeitung und bei den Sanitär- und Heizungstechnikern. Wir Maler und Lackierer sind da noch deutlich besser dran.
Frage zum Schluss
„Ein arbeitsreicher Tag ist noch lange kein Stress.“ Ich hoffe, Sie sehen das auch so.

praxisplus
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
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Tel.: (06109) 34208
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