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Die Energiewende herbeiführen

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Die Energiewende herbeiführen

Der 1. Deutsche Techniktag DämmSysteme übertraf alle Erwartungen.

Josef Schneider

Über 400 Teilnehmer lockte der vom Fachverband Wärme-dämm-Verbundsysteme e.V. initiierte Techniktag am 5. November 2014 ins Kongresshaus nach Baden-Baden. „Wärmedämm-Verbundsysteme und Innendämmsysteme haben sich in der Praxis millionenfach bewährt“, so der Vorstand Technik, Rüdiger Lugert, in seinem Grußwort.
Klimawende schaffen
Den Organisatoren war es gelungen, eine Reihe hochkarätiger Referenten zu gewinnen. Den Anfang machte Prof. Dr. Andreas Holm, Geschäftsführender Institutsleiter des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW) aus München. Er sieht in der Wärmedämmung von Gebäuden einen zentralen Baustein zur Energiewende. „Ohne gesetzliche Regelung seit 1978 hätten wir heute einen 25 Prozent höheren Energieverbrauch in privaten Wohngebäuden.“ Doch was bereits geleistet wurde, reicht ihm für die Zukunft nicht aus. „Derzeit wird in Deutschland noch immer mehr als doppelt so viel Energie für die Beheizung von Gebäuden aufgewendet, als an regenerativer Energie zur Verfügung steht“, so Holm. Würde man alle Bestandsgebäude konsequent energetisch sanieren, könnte man dieses Verhältnis quasi umkehren.
Lebenszyklus 2.0
Um die Langzeitbewährung von WDVS ging es im Vortrag von Dr. Hartwig Künzel vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP). Er berichtete über Freilandversuche. „Eine Lebenserwartung von 60 Jahren wird durch neueste Untersuchungen bestätigt“, so Künzel. Damit sei die Dauerhaftigkeit vergleichbar mit der herkömmlicher Putzfassaden.
Wie die Lebensdauer vorhandener Dämmungen durch Aufdopplung verlängert werden kann, schilderte anschließend Oliver Berg, Technischer Obmann Umwelt, in seinem Vortrag. „Über 100 Millionen Quadratmeter Fassadenflächen, die vor den 80er-Jahren gedämmt wurden, können durch Aufdopplung ertüchtigt werden.“
Betrachtet man den Lebenszyklus eines Dämmsystems, darf man auch dessen Entsorgung nicht außer Acht lassen. Der Vorsitzende des Fachverbandes WDVS, Dr. Wolfgang Setzler, berichtete aus dem Forschungsprojekt „Recycling“, dessen Ergebnisse Ende November in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Setzler nutzte die Gelegenheit, etliche Vorurteile aus der Welt zu räumen. „WDVS ist kein Sondermüll.“ Vielmehr gelte zurückgebautes WDVS mit EPS als nicht gefährlicher Bau- und Abbruchabfall.
„Dämmsysteme aus EPS sparen 200 Mal mehr Energie ein, als zu ihrer Herstellung benötigt wird.“ Diese Zahl seines Vorredners griff Frank Junker in seinem anschließenden Beitrag bereitwillig auf. Junker ist Vorsitzender der ABG Frankfurt Holding und betrachtet sich und sein Unternehmen als Passivhaus-Macher. Mit eindrucksvollen Fotos zeigte er, dass sich Wärmedämmverbundsysteme und gelungene Architektur nicht ausschließen.
Innendämmung
„Innendämmsysteme – mit Brief und Siegel“, so der nächste Themenzyklus. Ingo Fuchs als Vorstand und Heiko Riggert als technischer Obmann Innendämmsysteme stellten die neuen Technischen Richtlinien 2.0 des Fachverbandes vor. „Rund 20 Prozent aller Fassaden sind außen nicht dämmbar“, so Fuchs: Stuckfassaden, Fachwerk, temporäre Bauten. Die fachgerechte Verarbeitung der Innendämmsysteme ist von größter Bedeutung. Das stellte der Architekt, Stuckateurmeister und Sachverständige Harry Luik in seinem Vortrag klar. Daher würde der Fachverband der Stuckateure derzeit ein Merkblatt erarbeiten.
Der Themenzyklus Innendämmung schloss mit einem Bericht von Dr.-Ing. Rudolf Plagge. Der Leiter des Bauphysikalischen Forschungs- und Entwicklungslabors des Instituts für Bauklimatik an der TU Dresden sieht aus Sicht des Planers drei Garanten für eine erfolgreiche Innendämmung: eine Bauzustandsanalyse, das Erstellen eines Dämmkonzepts und die hygrothermische Bauteilsimulation von Konstruktionsdetails.
WDVS und Brandschutz
Mit Spannung erwartet wurden die Vorträge zum Thema Brandschutz. Den Reigen eröffnete Dr.-Ing. Gerhard Scheuermann, vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Als Mitglied einer entsprechenden Projektgruppe der Bauministerkonferenz berichtete er unter anderem über Erkenntnisse aus Brandversuchen, die diese in Auftrag gegeben hat. Dem Ergebnis wollte er zwar nicht vorgreifen, es wurde jedoch deutlich, dass künftig bei WDVS mit Polystyroldämmplatten zwei zusätzliche Brandriegel im Sockelbereich zum Schutz des Systems bei Außenbränden Vorschrift werden könnten.
Nicht ausreichend befolgt wurden die Sicherheitsvorschriften offensichtlich bei einem Brand in der Frankfurter Adickesalle vor rund zweieinhalb Jahren. Packend schilderte der nächste Referent, Branddirektor Andreas Ruhs von der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main, aus erster Hand den Löscheinsatz.
Feuerwehrleute sind gern gesehene Experten, wenn es um vorbeugenden Brandschutz geht. Auch an der Entwicklung eines neuen Leitfadens der Versicherer zum Thema WDVS waren sie beteiligt, so Dr.-Ing. Mingyi Wang vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft. Gemeinsam mit dem Fachverband habe man den Leitfaden initiiert. Dass das Thema Brandschutz und WDVS vom Fachverband ernst genommen wird, davon konnte Ralf Pasker, Leiter Technik, die Anwesenden überzeugen. „Wir beschäftigen uns seit mehr als 20 Jahren mit diesem Thema.“
Das Schlusswort gebührte Rüdiger Lugert, der sich bei allen Anwesenden bedankte. „Sie alle tragen als ein kleines Rädchen dazu bei, die Energiewende herbeizuführen.“

PRAXISPLUS

Mehr Informationen:
Fachverband Wärmedämm- Verbundsysteme e. V.
Fremersbergstraße 33
76530 Baden-Baden
Tel.: (07221) 3009890
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