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Die Sache mit dem Q

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Die Sache mit dem Q

Immer häufiger werden die Spachtelqualitätsstufen Q3 und Q4 ausgeschrieben. Doch wie lassen sich diese sicher und rationell herstellen?

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Wenn in einer Ausschreibung heute noch von „streiflichtfrei“ oder „malerfertig“ gesprochen wird, sollten beim Handwerker die Alarmglocken läuten. Denn schon seit Juli 2002 unterteilt das Merkblatt Nr. 2 „Verspachtelung von Gipsplatten – Oberflächengüten“ die Spachtelarbeiten in die vier Qualitätsstufen Q1 bis Q4. Laut einer Umfrage der Knauf Gips KG schreiben jedoch noch nicht einmal 50 Prozent aller Architekten nach Qualitätsstufen aus. Diese Qualitätsstufen sind aber längst nicht mehr so frei interpretierbar, wie es die bislang gängigen Begriffe „malerfertig“ oder „streiflichtfrei“ waren, und es kommt folglich seltener zu Streitigkeiten zwischen Planer, Verarbeiter und Bauherr. Doch selbst wenn in einer Ausschreibung Qualitätstufen genannt sind, sollte der Verarbeiter genau hinsehen. Ist in der Ausschreibung nichts über die Lichtbedingungen im Raum bzw. die Endbeschichtung oder -bekleidung erwähnt, sollte man diese Punkte auf jeden Fall abfragen. Denn nur dann können die Untergründe den Erwartungen entsprechend vorbereitet und folglich Streitigkeiten vermieden werden.
Die Qualitätsstufen
Was sich hinter den einzelnen Qualitätsstufen verbirgt, wird im o.g. Merkblatt 2 ausführlich beschrieben. Kurz zusammengefasst, handelt es sich bei Q1 um eine Grundverspachtelung, bei der lediglich die Stoßfugen der Gipsplatten gefüllt und die sichtbaren Teile der Befestigungsmittel überzogen werden. Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Qualitätsstufe daher nur unter Fliesen oder dickschichtigen Putzen ausreichend ist. Bereits unter strukturierten Beschichtungen oder Wandbelägen sowie unter Putzen mit einer Körnung < 1 mm bedarf es zusätzlich zur Grundspachtelung einer Nachspachtelung um einen stufenlosen Übergang zur Plattenoberfläche zu erzielen. Die Qualitätsstufe Q2 galt lange Zeit als Standardverspachtelung und wird als solche im Merkblatt auch bezeichnet. Da heute aber feinstrukturierte Wandbeläge und matte, nicht strukturierte Anstriche immer beliebter werden und folglich häufiger Anwendung finden, dürfte die Qualitätsstufe Q3 nach und nach zum Standard werden. Q3 sieht zunächst eine Standardverspachtelung nach Q2 vor. Zusätzlich zu dieser muss ein breites Ausspachteln der Fugen sowie ein scharfes Abziehen der restlichen Kartonoberfläche mit Spachtelmaterial zum Porenverschluss vorgenommen werden. Ziel ist, mit der Spachtelmasse Übergänge im Fugenbereich zu beseitigen und gleichzeitig die Saugfähigkeit der Oberfläche zu vereinheitlichen. Für den Verarbeiter entsteht dadurch ein Mehraufwand, der vom Auftraggeber als Zusatzleistung bezahlt werden muss. Leider zeigen Umfragen jedoch, dass sich viele Handwerker diese Leistung immer noch ohne Mehrpreis vom Architekten aufzwingen lassen.
Auch die hochwertigste Verspachtelung gemäß der Qualitätsstufe Q4 gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Die moderne, transparente Architektur mit viel Glas und der Wunsch nach glatten, teilweise auch glänzenden Oberflächenbeschichtungen oder -bekleidungen macht diese Untergrundvorbereitung notwendig. Das Merkblatt Nr. 2 sieht zur Erzielung von Q4 ein vollflächiges Verspachteln oder ein Abstucken der gesamten Oberfläche vor. Eine Oberflächenbehandlung nach dieser Klassifizierung minimiert die Möglichkeit von Abzeichnungen der Plattenoberfläche und der Fugen. Unerwünschte Effekte werden, selbst bei ungünstigen Lichtverhältnissen (z.B. Streiflicht), weitgehend ausgeschlossen.
Spezielle Produkte
Verantwortlich für unerwünschte Effekte sind zum einen Höhenunterschiede, die sich beim Spachteln ergeben. Zum anderen können auch ein unterschiedliches Saugverhalten oder ein Farbkontrast zwischen Platte und Fuge zu Fugenabzeichnungen führen.
Vorrangig für die Bekleidung von Decken wurde eine Gipsplatte mit vierseitig abgeflachter Kante entwickelt. Diese Platten, die selbstverständlich auch bei hohen Anforderungen an die Oberflächenqualität in der Vertikalen eingesetzt werden können, kann man bei der Deckenmontage auf Kreuzfuge verlegen. Der bisher erforderliche Versatz im Bereich der Stirnkanten entfällt. Dies vereinfacht zum einen die Ausrichtung der Unterkonstruktion, zum anderen lassen sich die Fugen rationeller verspachteln. Weil ein Fugendeckstreifen eingelegt werden kann, ist ein breites Ausspachteln unnötig.
Um den Farbkontrast zwischen Platte und Spachtelmasse möglichst gering zu halten, ist seit kurzem eine Spachtelmasse auf dem Markt, die farblich dem Karton der Gipsplatte angepasst ist. Statt in „sauberem“ Weiß, präsentiert sich diese in „Kartongrau“. Doch die andere Farbigkeit ist nicht das einzige Merkmal, das die neue Spachtelmasse von den herkömmlichen unterscheidet. Sie weist im abgebundenen Zustand außerdem ein reduziertes Saugverhalten auf. Die Gefahr, dass sich die Fuge abzeichnet, ist dank der Spachtelmasse gering.
Wurde eine herkömmliche Fugenspachtelmasse eingesetzt, können Farbkontrast und Saugverhalten mithilfe einer hochgefüllten, weiß pigmentierten Grundierung ausgeglichen werden. Ein weiterer Vorteil dieser Grundierung ist, dass sie gegen Wasser aus der Beschichtung absperrt und dadurch keine Quell- und Schwindprozesse im Untergrund mehr ausgelöst werden.
Rationelle Verarbeitung
Müssen größere Flächen in Q3 oder Q4 ausgeführt werden, ist eine rationelle Applikation wichtig. Mit einer verarbeitungsfertigen, pastösen Spachtelmasse, die mit einem Airlessgerät aufgespritzt wird, lassen sich schnell die gewünschten Oberflächen herstellen. Das Spritzbild ist hier äußerst fein und gleichmäßig. Etwas reduzierter in der Leistung und etwas gröber im Spritzbild erweist sich der maschinelle Auftrag mithilfe von Schneckenpumpen. Dennoch ist diese Applikationsmethode immer noch schneller und gleichmäßiger als der Auftrag von Hand.
Prüfen und informieren
Wer Spachtelarbeiten auf Gipsplatten ausführt, sollte sich nicht nur die Ausschreibung, sondern auch die räumlichen Gegebenheiten sehr genau ansehen. Außerdem empfiehlt es sich, Informationen über vorgesehene Wandgestaltungen und Lichtverhältnisse einzuholen. Die Qualitätsstufen Q3 und Q4 müssen gezielt ausgeschrieben sein, damit der höhere Aufwand später auch vergütet wird. Werden außerdem rationelle Applikationstechniken und zuverlässige Materialien eingesetzt, lässt sich mit Spachtelarbeiten auf Gipsplatten nach wie vor Geld verdienen.
Die im Text beschriebenen Spezialprodukte werden von Knauf Gips angeboten. Die verarbeitungsfertige, pastöse Spachtelmasse „Readygips“ besitzt eine hohe Geschmeidig- keit und lässt sich gut schleifen. Die grau ein- gefärbte Spachtelmasse „Trias“ ist nicht nur farblich dem Karton angepasst, sondern weist auch ein reduziertes Saugverhalten auf. Mit dem „Spezialgrund“ von Knauf lassen sich Farbkontraste und Saugverhalten auch beim Einsatz herkömmlicher Spachtelmassen egalisieren. Die „4AK-Platte“ von Knauf besitzt auf vier Seiten eine abgeflachte Kante. Weitere Informationen zu den beschriebenen Produkten erhalten Sie bei Knauf Gips Tel.: (09323) 31-0/Fax: -277 www.knauf.de
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