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Vom 7. bis 9. Oktober 2004 fand die Betriebswirtschaftliche Arbeitstagung in Bamberg statt.

Zum Weltkulturerbe gehört Bamberg inzwischen – eine wunderbare Umgebung, um produktiv tagen zu können. Das dachte auch die Gesellschaft für Betriebswirtschaft und führte dort ihre diesjährige Betriebswirtschaftliche Arbeitstagung durch. Das Team des Instituts für Betriebsberatung, Isabel Birk, Martin Germroth und Wolfgang Krauß hatte eine plakative Überschrift gefunden: (H)offen und Bang(k)en – Märkte, Zahlen und Moneten.

Begrüßt wurden die Teilnehmer von Hans Theodor Bicking. Er würdigte Bamberg als ein Dorado der Malerzunft: über 2000 denkmalgeschützte Gebäude, die auf das Malerhandwerk angewiesen sind. Hans Theodor Bicking moderierte auch die gesamte Arbeitstagung.
OM Gerhard Riedhammer, Bamberg, ging bei seiner Begrüßung auf die Situation des Malerhandwerks ein, auf die harten Bandagen seitens der Banken. Er zitierte aber auch einen Bankenboss von der HypoVereinsbank, der kürzlich zugegeben habe, dass die Banken in den letzten Jahren massive Fehler gemacht hätten.
Organisation auf Zuschnitt
Erster Referent war Dr. Carl-Heiner Schmid, der von Hans Theodor Bicking als „bekannte, aber auch sehr kontroverse Persönlichkeit“ vorgestellt wurde. Sein Thema: „Offene Märkte: Europa ändert sich – wir ändern uns mit.“ Mit einem Augenzwinkern stieg er in sein Referat ein: „Glauben Sie mir nicht alles – probieren Sie’s einfach aus.“ Der kantige Chef des größten Malerbetriebs Europas schenkte noch schnell all denen kräftig ein, die sich aufs schwarz Sehen eingeschossen haben: „Vor allem die Jungen müssen die jetzigen Zeiten als die besten sehen – sie haben keine anderen.“ Mit Blick über den großen Teich stellte er fest, dass gegenüber uns verhalten agierenden Deutschen die USA den großen Vorteil hätten, dass sie immer handeln und nicht alles aussitzen würden. Mit Malervokabeln beschrieb Dr. Carl-Heiner Schmid das Szenario beim Handwerk: „Der Verlust der eigenen Wettbewerbsfähigkeit wird zugetüncht.“
Jedem empfahl er, sich im Ausland umzusehen: „Im Ausland lernen Sie viel schneller.“ Die wirkliche Konkurrenz würde immer ganz in geografischer Nähe sitzen. Deshalb sei es empfehlenswert, zumindest eine Abteilung fit für das (östliche) Ausland zu machen. Für die ganz Ängstlichen hatte er einen Tipp: „Wenn Sie die Osterweiterung schreckt, pflegen Sie Ihren Schrecken oder werden Sie aktiv.“ Alle Schritte sollten allerdings professionell in Angriff genommen werden: „Bitte keine Organisation auf Zuruf, sondern auf Zuschnitt.“ Dringend empfahl er, die Einsprachigkeit abzulegen, sich um Fremdsprachen zu kümmern: „Waren folgen den Kostenstrukturen. Produziert wird dort, wo’s am Billigsten ist. Dienstleistungen folgen den Sprachkulturen.“ Am Schluss erinnerte er daran, worum’s immer gehen muss – ums Geld Verdienen: „Wir müssen schauen, dass die Spiele mehr zu unseren Gunsten ausgehen, mindestens 2 : 1, also zwei Baustellen mit Gewinn, eine mit Verlust.“
Leistungen bündeln
Nächster Referent war Roland Schreyeck, Rechtsanwalt bei Heinrich Schmid. Er sprach über die Chancen aus der Deregulierung der Handwerksordnung. Allgemein sieht er eine nicht gerade ideale Situation im Bauhandwerk: „Wir reden oft über Regeln und Spielregeln, die wir kennen müssten, die aber kaum einer kennt.“ Roland Schreyeck sieht den Meisterbrief nach wie vor als „Führerschein“ für einen Handwerksbetrieb, der aber durch den „internationalen Führerschein“ ersetzt werden müsse. Für den Referenten ist eines im Hinblick auf strategisches und internationales Vorgehen der Unternehmer ganz klar: „Nationale Schranken und internationale Kunden passen nicht mehr zusammen.“
Auf dem nationalen Markt gibt es seit der Novellierung der Handwerksordnung die Chance, über das ureigene Gewerk hinauszuschauen. Entsprechend biete es sich natürlich an, eine Leistungsbündelung vorzunehmen und mit Leistungspaketen anzutreten: Leistungen aus einer Hand, Ausführung artverwandter Tätigkeiten, Entwicklung des Unternehmens vom Maler- zum Innenausbaubetrieb. Man könne jetzt Pakete zu Boden, Wand, Decke schnüren. Am Ende seines Vortrags bot er den Teilnehmern an, den HS-Pool mit spezialisierten Anwälten zu nutzen.
Michael Brendel vom Malerbetrieb Kaminski & Brendel gab Tipps zum Umgang mit offenen Zahlen. Was kann ein Betrieb tun, um seine Kosten zu beherrschen? Er empfahl, im Zweifelsfall besser mit ganz einfachen Excel-Tabellen zu arbeiten, bevor gar nichts für die Transparenz getan werde.
Peter Haas von der GMOH in Rodgau erläuterte sein Modell zur optimalen Baustellensteuerung, die Leistungen in Arbeits-pakete zusammenzufassen. So erreiche man schon Massensicherheit vor Ausführungsbeginn und könne besser Bauablauf, Terminplanung und Kapazitätspläne abstimmen. Das Wichtigste sei aber eins: „Dass es getan wird!“
Individuell abstimmen
Dirk Sander von der Sander + Partner GmbH widmete sich der Zeiterfassung. Das sei wichtiger denn je, und es gebe sehr gute Hilfsmittel dafür. „Zettelsysteme“ seien nicht zeitnah, und man könne auf automatisierte Alternativen zurückgreifen. Von Induktionsverfahren über Hand-held-PCs bis hin zur Erfassung über Handy auf den Baustellen stellte er alles kurz vor. Sein Fazit: eine exakte Analyse ist immer notwendig. Alles müsse auf Größe und Organisation eines Betriebes abgestimmt sein.
Erziehungsmaßnahmen
Einen Erfahrungsbericht aus seinem Malerbetrieb gab Uwe Walter ab. Er beantwortete die Frage, wie ein Mitarbeiter dazu gebracht werden kann, das zu erfassen, was er gerade gemacht hat. Teilweise sei das nicht ganz einfach, und die Mitarbeiter würden „bocken“: „Als „Erziehungsmaßnahme“ habe ich das auch schon so gemacht, dass jeder Mitarbeiter, der die Zeiten und Tätigkeiten nicht erfasste, kein Geld bekam.“ Das sei aber nur einmal vorgekommen, und seither würde jeder Mitarbeiter alles pünktlich abliefern.
Keine Illusionen
Geradezu als „Illusions-Killer“ trat Bankbetriebswirt Wolfgang Bader auf. Er erläuterte die negativen Konsequenzen, die Basel II für alle Banken und auch für die Kunden der Banken hat: „Sie müssen schauen, dass die Liquidität immer stimmt.“ Bezüglich der Kreditwürdigkeit und des Kreditrahmens sei heute selbst mit Immobilien nur bedingt etwas zu machen: „Immobilien, sogar ganz neue, werden zum Tiefststand bewertet. Maschinen und Fahrzeuge können Sie ganz vergessen.“
Mit dieser wenig Mut machenden Aussage endete die Arbeitstagung. Chancen, aber auch mögliche Probleme und Risiken wurden den Unternehmern in Bamberg aufgezeigt.
Ulrich Schweizer
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