„Alt ist man erst, wenn man nicht mehr arbeiten kann.“ Ein Satz, der fast nebenbei fällt, aber eine Art Credo sein könnte für einen 90-Jährigen, der so manchen zwei oder drei Jahrzehnte Jüngeren recht alt aussehen lässt. Hans K. Schlegel feierte kürzlich seinen neunzigsten Geburtstag – zusammen mit allerlei „Wegbegleitern“ aus den unterschiedlichsten Universen des weit verzweigten Schaffens, Malermeister, Künstler, Kollegen aus den Zeiten des Lehrens, Schüler und ehemalige Studenten von der Fachhochschule für Druck.
Hans K. Schlegel ist Künstler, aber einer, der stets im Blick hat, dass Kunst nicht nur um sich selbst kreisen darf, sondern die Menschen mitnehmen muss. Konsequent ist das Wandbild eines seiner wichtigsten Ausdrucksmittel, das unmittelbar in die Öffentlichkeit strahlt. Schlegel, der noch Willy Baumeister persönlich kennenlernte, pendelt stets zwischen freier und angewandter Kunst, arbeitet an der Staffelei genauso wie an der Fassade, interpretiert historische und neue Architektur mit den Mitteln der Farbe, legte Generationen von Malermeistern mehr Bewusstsein für die Farbe ans Herz und brachte später Studenten mit Chemie-Orientierung bei, dass Farbe mehr ist als nur ein Material, das aus den Labors in die Welt gelangt. Umgekehrt vermittelt er Künstlern bis heute, dass es auch auf die technische Umsetzung von Ideen ankommt, soll die Kunst wirken. Ein Universalkünstler in gewisser Weise, von dessen Präsenz, Wissen und Gespür auch der Autor dieser Zeilen profitieren durfte. Es ist die Frage nach der Relevanz, die Schlegel vorantreibt – auch im gerade angebrochenen zehnten Jahrzehnt plant er Ausstellungen, Seminare oder Wanderungen durch den Schwarzwald mit Freunden aus Frankreich. Die Relevanz des Tuns ist eine Art Motor, ein Antrieb, der über den Tag hinaus führt. In diesem Sinne jubelt das Malerblatt mit und wünscht das, was relevant ist: Gesundheit, Schaffenskraft und Ideen. Armin Scharf
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