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Rissgefahr!

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Rissgefahr!

In den letzten Jahren haben so genannte Stein-Putz-Risse von sich Reden gemacht. Hierbei handelt es sich um Putzrisse auf hoch porosierten Mauerwerken. Als Lösungsansatz wurden so genannte Ultraleichtputze entwickelt, die auf die Eigenschaften des Untergrundes abgestimmt wurden. Was allgemein nicht bekannt ist – diese Leichtunterputze können nicht mit allen Oberputzen beschichtet werden und vermeiden nicht immer Putzrisse.

Werden alle relevanten Putzschäden an Fassaden quantifiziert, so gehört die Rissbildung zu der am häufigsten genannten Schadensart. Hierfür gibt es eine Reihe von Ursachen: neben den hoch wärmedämmenden Baustoffen und der industriellen großformatigen Bauweise müssen Mischuntergründe und Baustoffwechsel sowie verkürzte Bauzeiten genannt werden. Aber auch ein geändertes Reklamationsverhalten der Bauherren und eine verschärfte Rechtssprechung haben dazu geführt, dass heute Risse deutlich weniger akzeptiert werden. Einer der wesentlichen Gründe hierfür ist, dass die technische, optische und rechtliche Bewertung von Rissen häufig stark voneinander abweicht.

Ursache: Untergrund
Die erwähnten Stein-Putz-Risse fallen in die Kategorie der Fugenrisse und damit in die Gruppe der untergrundbedingten Risse. Damit wird eine der wichtigsten Fragen bereits beantwortet – die Ursache. Fugenrisse entstehen in der Regel aus Volumenveränderungen, wie hygrisches und/oder thermisches Quellen und Schwinden sowie durch Verformungen des Untergrundes. Ein Blick auf den Untergrund verdeutlicht das Problem. Durch die Anforderung an die wärmedämmenden Eigenschaften von Mauersteinen haben sich die Steinrohdichten und Steinfestigkeiten in den letzten Jahren deutlich reduziert. Gegenüber herkömmlichen Mauersteinen mit einer Rohdichte von 1,6 bis 2,0 kg/dm³ haben Leichthochlochziegel mittlerweile Rohdichten von ca. 0,8 kg/dm³ erreicht. Neben der hohen Porosität wird dies durch zusätzliche Luftkammern sichergestellt. Dies führte zu einer erheblichen Veränderung der physikalischen Eigenschaften wie Druck- und Querzugfestigkeit sowie der hygrischen Verformung.
Hoch wärmedämmende Mauerwerke, die geklebt wurden und/oder offene oder schlecht vermörtelte Stoßfugen aufweisen, sind kein idealer Untergrund für eine Putzbeschichtung. Durch die unterschiedlichen Materialeigenschaften sowie die geringeren Schichtdicken kommt es im Fugenbereich zu unterschiedlichem Ausdehnungs- und Schwindverhalten. Infolgedessen ist eine Rissbildung im Fugenbereich unvermeidbar! Die Abmaße der Mauersteine bestimmen den Umfang der Bewegungen und des Schadens. Je größer die Abmessungen der Mauersteine sind, desto größer sind die Schwindbewegungen bzw. -spannungen im Fugenbereich.
Um den daraus resultierenden Rissen vorzubeugen, wurden so genannte Ultraleichtputze entwickelt, die sich durch eine sehr geringe Druckfestigkeit auszeichnen. Hatten Leichtputze nach DIN 18 550 Teil 4 noch Druckfestigkeiten von ca. 3,5 N/mm², so liegt diese bei den Ultraleichtputzen bei ca. 2,5 N/mm². Dennoch treten unter bestimmten Voraussetzungen Stein-Putz-Risse auf.
Ultraleichtputze
Die Tatsache, dass mineralische Putzmörtel keine rissüberbrückenden Eigenschaften haben, ist allgemein unbekannt oder sie wird unterschätzt. Werden unbewehrte Putze auf Zug beansprucht, so zeigen sich bereits nach 0,05 mm Bewegung die ersten Risse. Wird im oberen Drittel ein Armierungsgewebe eingelegt, verbessert sich die „Rissüberbrückung“ auf 0,15 mm. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass das Armierungsgewebe eben und glatt eingebettet wird und nicht wellig im Putzmörtel liegt. Alternativ wäre es besser, auf den Unterputz eine zusätzliche Armierungsschicht aus Armierungsmörtel und -gewebe aufzubringen. Gegenüber der äußerst geringen Rissüberbrückung liegt die Rissbreite von Fugenrissen zwischen 0,05 und 0,15 mm. Dies erklärt, weshalb an einigen Mauerwerken Stein-Putz-Risse auftreten, an anderen wiederum nicht, obwohl auf den ersten Blick gleiche Bedingungen vorliegen. Eine Gewebeeinbettung im oberen Drittel ist also eine Möglichkeit die Sicherheit gegen Stein-Putz-Risse zu erhöhen. Daneben wird versucht, der Gefahr einer Rissbildung durch elastische Kunstharz- oder Siliconharzputze vorzubeugen. Es soll an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass nicht alle Leichtunterputze für Kunstharz- oder Siliconharzputze geeignet sind.
Kunst- und Siliconharzputze
Kunstharz- und Siliconharzputze werden vor allem auf Grund ihrer hohen Wasserabweisung bei gleichzeitiger Wasserdampfdiffusion, der uneingeschränkten Farbtonvielfalt und -stabilität sowie letztendlich wegen ihrer hohen Elastizität und Rissüberbrückung eingesetzt. Auf Grund der geringen Festigkeit der Unterputze und der unterschiedlich starken Eigenspannung organisch gebundener Oberputze kann es zu Haftungsproblem kommen. Die Adhäsion zwischen Ober- und Unterputz ist größer als die Kohäsion innerhalb der Unterputzschicht. Wird die systembedingte Zwischenbeschichtung nicht ausgeführt und/oder der Unterputz „verdurstet“ auf Grund starken Winds und/oder Sonneneinstrahlung verstärkt sich dieses Problem.
Aus diesem Grund gibt es nur eine zuverlässige Lösung gegen Risse auf hoch wärmedämmenden Mauerwerken: der Unterputz muss auf das Mauerwerk und der Oberputz auf den Unterputz abgestimmt werden. Infolgedessen ist ein Faserleichtputz deutlich besser für diesen Untergrund geeignet. Dieser kann auf hoch wärmedämmenden Mauerwerken genauso eingesetzt werden wie auf Mischmauerwerken oder bei Baustoffwechseln im Untergrund und kann – im Gegensatz zu den Ultraleichtputzen – mit allen Oberputzen beschichtet werden. Außerdem muss die Trocknungs- und Härtungszeit eingehalten und zwischen Unterputz und Oberputz eine Armierungsschicht mit Systemgewebe aufgebracht werden. Als Oberputz eignen sich ausschließlich Kunstharz- oder Siliconharzputze. Werden diese Bedingungen beachtet, wird das Risiko von Stein-Putz-Rissen auf Null reduziert. Frank Frössel, Sto
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