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Europa, wir kommen

An der Berufsschule „Holz.Farbe.Textil - G sechs“ in Hamburg wird die Durchführung von Auslandsprojekten gelernt.
Europa, wir kommen

Volker Wünkhaus

Die Bildungslandschaft in Deutschland wird durch die verschiedensten Reformen, manchmal in sehr schneller Folge, stark verändert. Die berufsbildenden Schulen tragen diese Reformen natürlich mit. Die „Berufsschule für Holz.Farbe.Textil“, die Gewerbeschule „G sechs“ in Hamburg begann sich frühzeitig europäisch zu positionieren. Dazu hat die „G sechs“ im Jahr 2011 drei Lehrer nach Dänemark, Frankreich und Spanien in dortige Berufsschulen gesendet, um die Ausbildung mit der unsrigen zu vergleichen und um Impulse zu erhalten. Die Lehrer haben in dieser Zeit weitere Aufenthalte, dann mit Lehrlingen, geplant, Kontakte aufgebaut und die Bedingungen sondiert, unter denen dann ein gemeinsames Projekt durchgeführt werden kann. Eine Malergruppe, bestehend aus 14 Lehrlingen, war drei Wochen in Vejle, Dänemark. Sie haben dort an dem jeweiligen Berufsschulunterricht teilgenommen, Projekte durchgeführt und in Betrieben gearbeitet. Die 14 deutschen und zwölf dänischen Lehrlinge mit ihren zwei Lehrern gestalteten für eine Altentagesstätte die vier Jahreszeiten auf je circa sechs Quadratmeter großen Bannern. Während die dänischen Lehrlinge nach Motiven aus Märchen ihres Volksdichters Christian Andersen eine jahreszeitliche Zuordnung vornahmen, gestalteten die Hamburger Lehrlinge die Silhouette Hamburgs, die Skyline mit der Außenalster im Vordergrund, im jahreszeitlichen Verlauf. Es entstand jeweils ein gemeinsames Arbeitsergebnis. Dabei lernten die Auszubildenden den Kundenauftrag der Heimleitung zu erfüllen, Entscheidungen herbeizuführen und zu treffen. Dabei haben die Gruppen ihre jeweilige Fachkompetenz dargestellt und vor allem ihre personalen und sozialen Kompetenzen stark entwickelt. Das deutsche Hörverstehen der dänischen Auszubildenden ist recht gut, das englische Hörverstehen der deutschen Auszubildenden war ebenfalls überraschend gut, das Verständigen auf englisch/deutsch war zunächst mäßig, aber alles zusammen mit dem festen Willen, ein gutes Produkt anzufertigen, schweißte die Gruppen zusammen! Außerdem wurde an unterschiedlichen Arten der Vergoldung gearbeitet. Diese Arbeiten wurden entsprechend dem dänischem Lehrplan unterrichtet und stellten für die deutschen Auszubildenden einen weiteren Blick über den Tellerrand dar, da in Hamburg der Ausbildungsschwerpunkt in der Gestaltung und Instandhaltung liegt (und nicht im Denkmalschutz oder der Kirchenmalerei). Überhaupt begann im Laufe dieser Arbeiten eine rege Diskussion über die verschiedenen Ausbildungsschwerpunkte in den beiden Ländern. So ist zum Beispiel augenscheinlich, dass die Berufsschulzeit in Dänemark jährlich in einem Block von zehn Wochen durchgeführt wird, während in Hamburg vierteljährlich drei Wochen Berufsschulunterricht stattfindet. Von besonderem Interesse waren natürlich die unterschiedlich (hohen) Einkommen, die Lebenshaltungskosten sowie das Leben überhaupt. Außerdem wurden die Prüfungsanforderungen verglichen. In Dänemark kann eine wirklich nicht akzeptable Leistung nämlich auch mit negativen Punkten bewertet werden; was soviel bedeutet wie „Hättest du mal lieber gar nichts gemacht und das Objekt nicht verschandelt“. Dagegen kann man eine Eins aber auch noch mit unwesentlichen Mängeln in der Arbeit erreichen, weil dahinter die Einstellung steht, dass eine handwerkliche Arbeit immer individuell hergestellt wird und deshalb ein Unikat ist.
Die Finanzierung der Projekte erfolgte über das Mobilitätsprojekt Leonardo Da Vinci (Ein EU-Projekt zu Förderung der Mobilität in der Aus- und Weiterbildung) und wurde von der Bildungseinrichtung Arbeit und Leben Hamburg begleitet. In ihren Berichten bestätigten die Auszubildenden den großen Nutzen des Projektes. Zitate wie: „Ich kann jetzt besser auf Leute zugehen, die nicht meine Sprache sprechen“, „In drei Wochen gibt es viele Situationen, wo es zu Konflikten und Verständnisproblemen kommt. Die müssen geklärt werden“ oder „Mir ist meine Ausbildung jetzt noch wichtiger als vorher“, bestätigen, dass die Jugendlichen durch das Projekt verantwortungsvoller, selbstbewusster und vor allem selbstständiger geworden sind.
Berufliche Schule Holz. Farbe. Textil in Hamburg
Tel.: (040) 428860-0/Fax: -152
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