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Anregungen geben

Betrieb & Markt
Anregungen geben

Mit dem Wettbewerb „Lichtblick“ bekam Marmorit viel Aufmerksamkeit in der Branche. Fragen hierzu und zum Markt allgemein beantworteten Geschäftsführer Friedrich Wilhelm Paul und der Wettbewerb-Verantwortliche Gerhard Eiche.

Herr Paul, Herr Eiche, Marmorit hat sich in den letzten 20 Jahren als erfolgreicher Pionier am Markt gezeigt. In Ihrem Haus scheint man ein gutes „Bauchgefühl“ für zukünftige Entwicklungen zu haben. Wie ist Ihre Prognose fürs kommende Jahr?

Friedrich Wilhelm Paul: Nach wie vor ist es leider so, dass im Augenblick keiner wirklich Licht am Ende des Tunnels sieht. Also, zu glauben, es würde nächstes Jahr plötzlich besser, ich glaube, davon sind wir noch weit entfernt. Meiner Meinung nach wird überhaupt nichts besser. Von selbst kommt nichts mehr. Wir werden nicht mehr als 250 000 Wohnungen bauen, absolute Obergrenze, weil wir sie nicht brauchen.
Gerhard Eiche: Die Entwicklung zeigt, dass wir uns was einfallen lassen müssen, wenn wir unserem Handwerk eine Chance bieten wollen, gesund zu überleben.
Der Wettbewerbsdruck auf dem deutschen Markt wird durch die Handwerker, die aus dem Osten hierher kommen, noch brutaler werden. Gibt es trotzdem für die Branche einen Hoffnungsschimmer?
F. W. Paul: Ja, wir müssen dem Handwerker unbedingt die Chance bieten, sich zu qualifizieren, anderes anzubieten, von dem die neu Dazukommenden erst einmal die Finger weglassen. Für unsere Kunden bauten wir ja hier in Bollschweil bei Freiburg, in Altbach bei Esslingen, in Pfungstadt und in Castrop-Rauxel ein Fassadium, in dem Handwerker ihren Kunden und den Architekten zeigen können, was an der Fassade gestalterisch alles möglich ist.
G. Eiche: Die Fassadien sind inzwischen auch so bekannt, dass wir nun die Handwerksmeister auch davon überzeugen können, sich diese anzuschauen. Die Zeit dazu ist jetzt reif.
F.W. Paul: Wenn man etwas Neues schaffen will, muss man ja Anregungen geben – nicht Vorgaben, die einzuhalten sind, sondern Anregungen, die Kreativität ankicken.
Oft hat man noch das Gefühl, dass sich die Unternehmer im Handwerk nicht über Strategien Gedanken machen, sondern am liebsten immer auf der Baustelle sind. Oder sehe ich das zu einseitig?
F.W. Paul: Nein, das ist leider genau so. Wir hatten hier kürzlich 70 Meisterfrauen im Haus. Denen habe ich gesagt: bindet eure Männer an, der Weg auf das Gerüst ist eine Flucht vor unternehmerischer Verantwortung. Ich habe auch gleich Beifall gekriegt. Nein, jetzt ohne Scherz: die Unternehmer müssen an die potenziellen Kunden ran, müssen auch verkaufen. Und der Handwerksmeister soll von uns den entscheidenden Impuls bekommen, dass er auch Spaß hat am Verkaufen, dass er merkt, dass das geht.
G. Eiche: Und die Fassadien sind, wie damals konzipiert, aktive Verkaufshilfen für die Handwerker geworden. Und wir haben jetzt ja auch zusätzlich noch einen Joker für die Stuckateure und Maler…
Sie meinen den Wettbewerb „Lichtblick“?
G. Eiche: Ja, genau, wir wollen damit die kleine, feine, handwerkliche Leistung hervorheben und den Teilnehmern die Möglichkeit bieten, sich zu profilieren.
F.W. Paul: Wir haben vor 20 Jahren schon einen Wettbewerb geschaffen und waren damit die Ersten der Branche. Und jetzt wurde sozusagen zum „Jubiläum“ ein weiterer interessanter Wettbewerb ins Leben gerufen (siehe auch Kasten „Lichtblick“). Wir hoffen und wir sind ganz zuversichtlich, dass die Teilnehmer Input und neue Ideen bringen.
Der Wettbewerb ist für Handwerker und Architekten. Gehen da dann die Maler und die Stuckateure nicht ein Stück weit unter?
F.W. Paul: Nein, weil wir gesagt haben, in erster Linie geht es um unsere Handwerker, um unsere Fachunternehmer, die wir mit dem Konzept und mit dem Wettbewerb ansprechen wollen, um sie aus ihren gewohnten, tradierten Vorgehensweisen etwas herauszuholen und sie dazu zu bewegen, sich mit dem Thema Gestaltung zu beschäftigen, sich damit auseinanderzusetzen.
G. Eiche: Und wir legen halt auf den Fachunternehmer ganz besonderen Wert, weil wir da natürlich das entscheidende Potenzial sehen, um einen entsprechenden Markt zu entwickeln. Denn er ist ja der Handwerksmeister, der Umsetzer. Er gestaltet die Leistung. Und deshalb muss er animiert werden, die Dinge so rüber und an die Wand zu bringen, dass der Bauherr mit dem Ergebnis zufrieden ist.
Prämiert werden bei Ihrem Wettbewerb ja gestalterisch anspruchsvolle Detaillösungen im Bereich von Fenstern und Türen. Das ist eine Herausforderung für den guten Handwerker. Wie stehen die Architekten dazu?
G. Eiche: Einzelne Architekten haben die Sorge, dass an einer „verratzten Hütte“, sage ich mal, ein wunderschöner Eingang prämiert wird. Aber das wäre doch trotzdem nicht tragisch – solange die „Hütte“ dadurch aufgewertet wird…
F.W. Paul: Ein Architekt würde das auch akzeptieren müssen, wenn solche Einreichungen kämen und wenn allgemein die Handwerker zukünftig in Gestaltungsdingen eine eigene Meinung haben. Wir wollen natürlich auch mit dem Wettbewerb dazu beitragen, dem Handwerker ein bisschen Geschmacks- und Stilsicherheit zu geben. So, dass der Bauherr am Schluss seine Freude hat und sagt: gelungen!
Glauben Sie, der Bauherr ist auch ausgerechnet in Sachen Fassade so sensibel, wie das nach Ihrem Konzept sein müsste? Kommen da nicht andere Bereiche des Baus vorher?
F.W. Paul: Mit jedem Fassadium, mit unserem Wettbewerb und mit all den andern Aktivitäten wollen wir auch eine neue Werthaltigkeit des Themas Oberfläche bringen. Putz war früher rau, abweisend, grob. Heute ist das anders. Produkte, die besondere Wertschätzungen haben, bieten immer auch einen fast sinnlichen Touch. Man mag sie. Und das will ich auf der Oberfläche rüberbringen. Das kennt der Maler ja schon von seiner Tradition her. Aber die Stuckateure sind hier schwer am aufholen.
Weil Sie, Herr Paul, schon viele Jahre ein Vordenker auch für die gesamte Branche waren, wurden bei Marmorit auch ordentlich Ideen geklaut, um das mal salopp auszudrücken. Wie leben Sie damit.
F.W. Paul: Also, es ist immer schön, wenn man von sich behaupten kann, der Meistbeklaute zu sein. Unser Glück ist, dass wir einfach so viele Ansätze und so viel Kreativität im Unternehmen selbst haben, dass wir mit eigener Mannschaft ein Konzept groß machen können. Dass sich andere beim einen oder andern bedienen, damit müssen wir dann leben.
Herr Paul, Herr Eiche, herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Ulrich Schweizer
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