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Distanz kann sehr nahe sein

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Distanz kann sehr nahe sein

In der Ausstellung „Wunden der Welt“ zeigen berühmte Fotografen der Agentur MAGNUM Bilder von Kriegs- und Krisengebieten. „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“, behauptete der Fotograf Robert Capa. „Aber wenn du deine Nase an den Spiegel presst, siehst du das Ganze nicht mehr“, erwiderte sein Kollege Micha Bar-Am. Beide haben Recht. Wie ist das mit Nähe und Distanz? Die Firmenchefs Dr. Carl-Heiner Schmid (Heinrich Schmid) und Prof. Klaus Fischer (Unternehmensgruppe fischer) sahen sich die Bilder an und kamen dabei ins Gespräch mit dem Macher der Ausstellung, Dr. Ulrich Bausch.

Ulrich Bausch: Woran denken Sie, wenn Sie den Begriff „Nähe“ in Bezug zu Ihrem Unternehmen setzen? Carl-Heiner Schmid: Ob Kunde, Mitarbeiter oder Führungskraft – es geht immer um Menschen. Aber Nähe ist für mich etwas anderes als „näher dran“. Nähe ist schwer zu vermitteln und hängt stark von persönlichen Faktoren jedes Einzelnen ab. Was wir dagegen schulen können, ist, nah dran zu sein. Vor Ort auf der Baustelle ist jeder Mitarbeiter verantwortlich dafür, dass wir als Firma wiederkommen dürfen. Denn eine makellos ausgeführte Arbeit ist dafür nicht der einzige Grund. Wenn Sie so wollen, ist das bei uns ein basisdemokratisches Marketing.

Klaus Fischer: Bei uns läuft das ein wenig anders als bei Heinrich Schmid. Der Handwerker geht persönlich auf jeden Kunden zu, spricht direkt mit ihm, arbeitet mit ihm. Wir hingegen haben drei verschiedene Kundengruppen: den Endverbraucher im Baumarkt, den Handwerker und den Handel. Allen dreien müssen wir gerecht werden, zu allen dreien müssen wir Nähe herstellen. Ein Verkäufer muss seine Sinne benutzen, er muss vor allem sehen und hören. Wenn Sie auf jemanden zugehen und ihn an die Wand reden, hat das mit überzeugen nichts zu tun. Ein Verkäufer wird geschult, Produkte zu verkaufen. Dabei müsste er vielmehr lernen, wie man mit Menschen umgeht. Auf das eingehen, was der andere sagt, wenn das einer kann, dann ist er der optimale Verkäufer.
Carl-Heiner Schmid: Ich sehe das auch so. Fischer hat allerdings ganz konkrete Produkte, die er verkaufen kann. Wir hingegen verkaufen Versprechen. Der Kunde erhält de jure einen Wandanstrich, de facto erhält er aber Menschen, die diesen Anstrich ausführen. Es geht dabei immer wieder um Vertrauen. Der Kunde hat in bestimmten Punkten ein Minderwissen. Nutze ich das aus oder nicht? Kann sich der Kunde mir anvertrauen? Wenn das positiv beantwortet wird, habe ich meinen Auftrag, dann bin ich First Choice – erste Wahl.
Ulrich Bausch: Kundenvertrauen? Dafür bedarf es aber doch großer Menschenkenntnis. Lässt sich das überhaupt erlernen? Carl-Heiner Schmid: Ja, wie alles andere auch. Da muss man aber im eigenen Haus anfangen: Wie ein Mitarbeiter auf Kunden zugeht, das hängt auch vom Klima und der Umgangskultur im eigenen Haus ab. Wenn sie ihre Mitarbeiter motivieren und begeistern können, dann haben die auch keine Angst mehr, auf Kunden zuzugehen.
Klaus Fischer: Das Wichtigste ist, dass Sie die Menschen ausbilden und mitnehmen. Das fängt in der Schule, ja sogar im Kindergarten an. Wenn wir Kindern die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten, ihre Stärken in den Vordergrund zu stellen, entwickeln sie sich zu motivierten jungen Menschen. Statt darauf herumzuhacken, wo jemand schlecht ist, sollte man doch besser dessen Stärken ausbauen. Alles was Spaß macht, motiviert, bringt einen weiter. Nur wer lobt, darf auch tadeln, denn wer nur tadelt, erreicht nichts.
Carl-Heiner Schmid: Der Staat ist Produzent von Berufsbildung und die Wirtschaft ist Konsument von Berufsbildung. Solange diese Trennung da ist, wird man es dem Konsumenten nie gut genug machen können. Wir haben uns entschieden, mit der unternehmenseigenen Führungsakademie auch als Produzent von Berufsbildung aufzutreten und siehe da, es funktioniert gut. Die Institution wird sehr gut angenommen. Ich weiß, Bildung ist teuer. Aber wem es zu teuer ist, der soll es bitte mal ohne Bildung versuchen.
Klaus Fischer: Eine wichtige Voraussetzung, um Menschen zu motivieren, ist die Fähigkeit zu führen. Was das Führen betrifft, so wird an den Hochschulen nicht genügend gelehrt, was es tatsächlich bedeutet. Man lernt vielleicht Unternehmensstrategien zu entwickeln. Aber lernt man auch, selbst mit Demut zu arbeiten? Verdienst kommt von dienen. Man muss und soll dem Unternehmen dienen. Wenn man das kann, dann kann man auch Menschen führen. Führungskräfte schauen noch viel zu wenig auf die Stärken ihrer Mitarbeiter. Die werden teilweise eingesetzt, wo sie gar nicht hinpassen. Dann bringt jemand seine Leistung nicht und das führt dann zur Trennung.
Ulrich Bausch: … womit wir wieder beim Thema Nähe und Distanz wären. Carl-Heiner Schmid: Das sind für mich fast dieselben Begriffe. Menschen, die sich nahe sind, können sich zum Beispiel hart kritisieren, ohne dass Distanz entsteht. Distanz bedeutet ja nicht, weit weg zu sein. Nähe bedeutet für mich die kleinste noch notwendige Entfernung zwischen zwei Dingen. So gesehen, kann Distanz manchmal verdammt nahe sein.

PRAXISPLUS
Mitte Mai 2012 veröffentlichte die Unternehmensgruppe Heinrich Schmid ihren Geschäftsbericht – freiwillig, wie jedes Jahr. Neben Zahlen und Fakten finden sich darin auch Reportagen über Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter. Das Malerblatt veröffentlicht in lockerer Folge eine Auswahl dieser Reportagen. Die Onlineversion des Geschäftsberichts ist unter http://geschaeftsbericht-2011.hs-magazin.de abrufbar. Ein gedrucktes Exemplar kann in der Presseabteilung bei Josef Schneider gegen eine Schutzgebühr bestellt werden: j_schneider@heinrich-schmid.de Tel.: (07121) 326-122
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