Startseite » Betrieb & Markt »

Erfolgsfaktoren im

Betrieb & Markt
Erfolgsfaktoren im

Teil 7: Arbeitsvorbereitung und Baustellenorganisation

Eberhard Schilling, Akademie für Betriebsmanagement und Meisterschule in Stuttgart

Fragt man erfahrene Malermeister nach den Möglichkeiten, ihre Produktivität zu verbessern, kommt immer wieder die Antwort: bei der Baustellenorganisation. Auch wenn viele Malerbetriebe in den letzten Jahren ihren Fokus verstärkt auf die Baustellenorganisation gerichtet haben, gibt es kaum einen Betrieb, bei dem hier alle Effizienzpotenziale ausgeschöpft sind. Bei jeder Organisation geht es um dauerhafte Regelungen und feste Strukturierung von Abläufen, die dem Chaos entgegenwirken.
Die Notwendigkeit von Organisation in Systemen, lehrt uns bereits die Physik in ihrem Gesetz der Entropie. Dieses Gesetz besagt vereinfacht, dass organisierte Systeme, wenn sie sich selbst überlassen werden, im Verlauf der Zeit an Beständigkeit und Organisation verlieren. Dem Gesetz der Entropie kann nur entgegengewirkt werden, wenn eine ordnende Intelligenz (so Einstein) durch Organisation und Information eingreift.
Damit kommen wir zur Frage: Wann beginnt die Vorbereitung der Baustelle, also das was man gemeinhin als Arbeitsvorbereitung bezeichnet? Antwort: Je früher desto besser.
Nachfolgend sollen einige Aspekte der Arbeitsvorbereitung näher untersucht werden. Als Hilfsmittel der Personaleinsatzplanung existieren in der Praxis verschiedene Systeme. Die Bandbreite reicht von der handschriftlichen Aufzeichnung über Stecktafeln im Büro des Chefs bis hin zu computergestützten Planungen. Diese Hilfsmittel machen aber die Entscheidungen des Unternehmers nicht überflüssig. Bei der Auswahl der Mitarbeiter oder der Teams sind deshalb verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, die zum Teil erhebliche Zielkonflikte verursachen können:
  • Wie viele Mitarbeiter können auf der Baustelle eingesetzt werden?
  • Wie viele Mitarbeiter werden benötigt, um den Termin einzuhalten?
  • Welches Team und welcher Mitarbeiter eignet sich am besten zur Ausführung?
  • Welches Team hat in der Vergangenheit solche Aufgaben bewältigt?
  • Wie viele Mitarbeiter können bei der derzeitigen Kapazitätsauslastung überhaupt eingesetzt werden?
  • Wünscht der Kunde einen bestimmten Mitarbeiter?
  • Wohnt ein Mitarbeiter in der Nähe der Baustelle?
Das Ergebnis dieser Überlegungen zeigt sich im Personaleinsatzplan. Der Planungshorizont sollte einen Zeitraum von etwa ein bis zwei Monaten umfassen. Personaleinsatzpläne müssen möglichst schnell und anschaulich die Information liefern, welche Mitarbeiter für welche Aufträge wie lange vorgesehen sind. Zusätzlich sind Krankheit, Urlaub und andere Fehlzeiten der einzelnen Mitarbeiter einzutragen. Praktischen Nutzen für die Auftrags- und Kapazitätsplanung haben Personaleinsatzpläne vor allem deshalb, weil sie zeigen, zu welchem Zeitpunkt die Mitarbeiter und die Teams wieder für neue Aufträge zur Verfügung stehen.
Die Qualität der Baustellenabwicklung entscheidet sich u. a. auch am Kommunikationsfluss zwischen Führungskraft und Vorarbeiter. Viele Betriebe verwenden daher Checklisten bzw. standardisierte Formulare, um ihre Mitarbeiter mit den notwendigen Informationen zu versorgen.
Maschinen-Einsatzplanung
Durch den hohen Wertschöpfungsanteil der Arbeitsleistung von 70 bis 80 Prozent im Maler- und Lackiererhandwerk gewinnen rationellere Arbeitsweisen aufgrund von Maschinentechnik zunehmend an Bedeutung. Insbesondere auf Großbaustellen werden dadurch erhebliche Rationalisierungseffekte erzielt. Häufig sind jedoch auch schon bei kleineren Flächen durch den Einsatz von entsprechenden Maschinen und Geräten Zeit- und Kostenvorteile festzustellen.
Die Hersteller von Maschinen zur Applikation von Werkstoffen bieten eigene Berechnungen zur Rentabilität ihrer Produkte an. Die angegebenen Zeitvorteile basieren häufig auf sehr optimistischen Annahmen. Außerdem wird manchmal nur der Zeitfaktor zwischen herkömmlichem Auftrag und dem Maschineneinsatz gegenübergestellt. Eine realistische Betrachtung muss alle wesentlichen Kosten enthalten und kann daher den tatsächlichen Nutzen objektiver ermitteln. Die Rentabilitätsberechnung einer Fassadenbeschichtung an einem Beispiel: Die Hersteller von Spritzgeräten haben die Fassadenbeschichtung mittels Airless-Verfahren in der jüngsten Vergangenheit propagiert. Einige Malerbetriebe sind auf diesen Zug aufgesprungen. Die meisten haben positiven Erfahrungen gemacht. Die Berechnung (siehe Tabelle) stellt die herkömmliche Beschichtung mit der Walze und die Beschichtung im Airless-Verfahren gegenüber. Folgende Vergleichsberechnung zeigt die mögliche Kostenersparnis:
Vergleichsberechnung
Angaben zur Vergleichsberechnung:
  • Angaben zum Walzen: Mehrfamilienhausfassade mit 480 m², Körnung 3 mm, Abdeckarbeiten: 12 Stunden, 2 Anstriche mit Silikonharzfarbe, Zeitbedarf: 11,0 Min/m², Materialverbrauch: 0,50 l/m²; Preis: 6,00 Euro/l;
  • Angaben zum Spritzen: Mehrfamilienhausfassade mit 480 m², Körnung 3 mm. Abdeckarbeiten: 16 Stunden. 2 Spritzaufträge mit Silikonharzfarbe, Zeitbedarf inklusive Nachwalzen: 8,0 Min/m² (Es wird mit einer Zeitersparnis von ca. 25 Prozent gerechnet), Materialverbrauch 0,50 l/m²; Preis: 6,00 Euro/l; Zusätzliche Rüstzeiten (Gerät bereitstellen und reinigen): 0,5 Stunden, Maschinenkosten (insbesondere Abschreibung, Wartung, Strom): 2,00 Euro/Stunde.
Ein für den Malerbetrieb besonders relevanter Teilaspekt der Arbeitsvorbereitung ist die Baustellenlogistik. Sie umfasst die Beschaffung, die Lager
haltung, den Transport und die Entsorgung von Material und Geräten. Das Ziel jeder Baustellenlogistik besteht darin, durch genaue Planung, Steuerung und Überwachung des Materialflusses die wirtschaftliche Abwicklung der Aufträge zu gewährleisten. Durch die direkte Lieferung des Materials an den Ort der Verarbeitung (Just-in-time) entstehen für das Unternehmen entscheidende Vorteile:
  • Verringerung des Lagerbestandes
  • Reduzierung der Lager- und Kapitalbindungskosten
  • Geringerer Steuerungs- und Transportaufwand
  • Kurze Lieferzeiten
Logistische Problemlösungen gewinnen an Bedeutung, wenn die benötigte Materialmenge steigt und durch die maschinelle Verarbeitung Rationalisierungseffekte zu erwarten sind. Als klassisches Beispiel gilt die Herstellung von Wärmedämm-Verbundsystemen. Hier werden hohe Materialmengen benötigt und gleichzeitig lassen sich durch die Silotechnik erhebliche Zeitvorteile realisieren.
Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de