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Mindestens gleich gut

Betrieb & Markt
Mindestens gleich gut

Die Fleckenbühler – so nennt sich eine Gemeinschaft ehemaliger Drogenabhängiger, die in der Nähe von Marburg einen erstklassigen Malerbetrieb aufbaute.

Ulrich Schweizer

Eine wunderbare Landschaft und ein Bauernhof, wie es nicht mehr viele gibt: das sind die Gedanken, die jedem durch den Kopf gehen, der sich dem Anwesen nähert. Dann das Schild „Fleckenbühl“, freundlich gestaltet und wahrzunehmen quasi als Einladung, der Neugierde nachzugeben und auf den Parkplatz zu fahren. Wer sich darauf einlässt, wer aussteigt und den Innenhof betritt, der findet auf den ersten Blick exakt das Idyll, das aus Kinderbüchern oder aus einem Tourismusprospekt stammen könnte: Fachwerkfassaden, Landmaschinen, eine Hofgaststätte.
Dass es viel Mühe und noch mehr Geduld kostete, seit dem Startjahr 1984 das gesamte Ensemble so herzurichten und die Wirtschaftseinheiten aufzubauen, das glaubt man dem Betriebsleiter Erik Sander sofort, der die drei so genannten „Zweckbetriebe“ mit viel Herzblut vorstellt: den Demeterhof, den Umzugsservice und, ganz wichtig: den Malerbetrieb. Diese Einheiten mit angedockter Töpferei, Metzgerei, Käserei und Backstube müssen und wollen sich den Löwenanteil der benötigten Finanzen am Markt erwirtschaften. Ja und? Jedes andere Unternehmen doch auch? Die Antwort auf solche Fragen gibt der Status einer „gemeinnützigen und mildtätigen GmbH“: der Hof Fleckenbühl hilft ehemaligen Drogensüchtigen, ihren Weg zu finden und ihre Zukunft positiv gestalten zu können.
„Über die Hälfte des Geldes kommt aus den Erträgen der Betriebe“, so Erik Sander. Um das aber mit all den produktiven wie auch mit den weniger produktiven Kräften bewältigen zu können, benötigt man Erfolg am Markt. Und den gibt es nur, wenn die Fleckenbühler entgegen möglicher Vorurteile oder Befürchtungen mindestens die gleiche Qualität liefern wie die anderen Marktteilnehmer, mindestens auch so professionell auftreten wie diese. Wie gesagt: mindestens. Weil genau das den Fleckenbühlern allerbestens gelang, konnten sie sich einen Bekanntheitsgrad und ein Image erarbeiten, wie das bei Betrieben der „freien Wirtschaft“ nicht eben oft zu finden ist. Das funktioniert deshalb gut, weil sich alle Fleckenbühler an drei Regeln zu halten haben: keine Drogen, keine Gewalt, keine Zigaretten. Und weil jeder akzeptiert, dass man tagsüber sozusagen ein „Spiel“ macht: jeder ist freundlich zu den andern. Probleme werden dann abends gelöst.
Richtet man den Fokus auf den Malerservice der Fleckenbühler, führt das automatisch auch hin zum eigenen Umzugsunternehmen. Beide Betriebe sind sozusagen eine „Symbiose“ eingegangen und arbeiten sehr eng zusammen. „Unseren Umzugsservice gab es vor dem Malerbetrieb, doch dann fiel uns schon im Vorgespräch mit den Kunden auf, wie oft bei einem Umzug die Malerarbeiten in der neuen und die Renovierung in der alten Wohnung ein Problem darstellten. Und genau aus dieser Erkenntnis entstand die Idee, selber professionelle Malerarbeiten anzubieten.“ Man beschritt also den Weg, der bei den Fleckenbühlern immer beschritten wurde: es entstand ein Konzept, das diskutiert, verbessert, ausgefeilt und dann konsequent umgesetzt wurde. Der Malerservice wurde etabliert – und vom ersten Tag an wollte man den eigenen hohen Ansprüchen gerecht werden: ein qualifizierter Malermeister wurde gesucht und mit Harald Rhiel auch gefunden. Er hatte eine gute Ausbildung, war jung und flexibel und verfügte über exakt die soziale Kompetenz, die im Umgang mit den Menschen vom Fleckenbühl ideal ist.
Wie in den anderen Fleckenbühler Betrieben herrscht auch bei den Malern eiserne Disziplin: „Die meisten, die zu uns kommen, kennen erst einmal keinen strukturierten Tagesablauf. Ein großer Teil unseres Modells beruht deshalb auf Disziplin und auf Pünktlichkeit. Weil wir das sehr streng handhaben, schaffen leider um die fünfzig Prozent das erste halbe Jahr nicht.“ Erik Sander schaut aber mit Stolz auf diejenigen, die sich selber motivieren und disziplinieren können: „Wer aber diese Hürde gepackt hat, der hält meist langfristig durch und kann sich ein neues Leben aufbauen.“
Bei der Termintreue gilt wiederum die Aussage, dass man hier mindestens so gut sein muss wie alle andern Betriebe am Markt. Wenn der Mieter in die neue Wohnung zieht, dann muss dort alles fertig sein, auf die Stunde sozusagen, damit der Umzugsservice anrollen kann. „Wir bieten den Kunden für die zukünftige Wohnung auch hochwertige und kreative Techniken an.“ Verständlich, dass in der alten Wohnung nur einfache Arbeiten ausgeführt werden, eben „wieder alles frisch machen“. Nicht selten muss alles innerhalb von zwei Tagen ausgeführt werden.
Um sich im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungs-Prozesses stetig zu steigern, ließen sich die Fleckenbühler nach ISO 9001 zertifizieren: „Wir versuchten einfach, aus dem, was wir haben, das Beste herauszuholen“, beschreibt Erik Sander den Weg zum Zertifikat „Qualitätsmanagement“.
Genügt hat das den Fleckenbühlern aber noch nicht. Erik Sander sieht die Steigerung der Qualität als dynamische Sache, die nicht mit einer Urkunde zum Abschluss kommt. „Ich war mit der Software-Situation noch nicht zufrieden. Da musste es Besseres geben. 2005 wurden wir dann auf der Messe FARBE in Köln fündig und statteten uns neu aus.“ Seither gehören die betriebswirtschaftliche Maler-Software, das mobile Erfassungssystem CATSmobil und das BILDaufmaß mitsamt der paintersBOX für die Farbgestaltung von C.A.T.S.-Soft zur Klaviatur, auf der virtuos gespielt wird. „Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, ohne unsere Programme zu arbeiten.“ Weil die Kunden nicht nur schöne und professionelle Malerarbeiten schätzen, sondern mindestens ebenso einen tollen Service und vor allem die Termintreue, haben die Fleckenbühler mit ihrer Software einen Vorsprung. Wegen ihrer Sonderstellung als gemeinnütziges Unternehmen, das nur sieben Prozent Mehrwertsteuer verlangen muss, dürfen die Cölbener nicht mit klassicher Werbung agieren: „Wir sind auf die Mund-zu-Mund-Werbung angewiesen. Dieses Marketing-Instrument möchten wir pflegen. Und das funktioniert nur, wenn Qualität und Service für den Kunden hundertprozentig stimmen.“ Mit solchen Sätzen beeindruckt Erik Sander als Unternehmer und Visionär. Er weiß aber immer auch, worum es auf Hof Fleckenbühl geht: „Jeder, der aufgrund seiner Biografie keine Ausbildung machen durfte, bekommt bei uns die Chance dazu – gerne auch bei unserem Malerservice.“

kompakt
Die Macher einer gemeinnützigen GmbH bauten einen vorbildlichen Malerbetrieb, einen Transportbetrieb und einen Demeterhof auf. Ein Besuch bei den Fleckenbühlern ist wirklich empfehlenswert.
Erik Sander
die Fleckenbühler
Umzüge, Transporte und Malerservice
Fleckenbühl 6
35091 Cölbe
Tel.: (06427) 9221-153/Fax: -50
www.diefleckenbuehler- malerservice.de
C.A.T.S.-Soft GmbH
Eigenroder Straße 1
35075 Gladenbach
Tel.: (06462) 9374-0/Fax: -30
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