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Trophäe mit (Er-)Folgen

Betrieb & Markt
Trophäe mit (Er-)Folgen

Es soll ja Siegerpokale geben, die nur für eines gut sind: im Regal Staub anzusetzen. Andere Erfahrungen haben sechs Malermeister und Farbgestalter gemacht. Sie zählten in den letzten 22 Jahren zu den Gewinnern des Deutschen Fassadenpreises. Mit ihren „Fassaden-Oskars“ haben sie mächtig Staub aufgewirbelt – und viel in eigener Sache bewegt.

Plötzlich steht das Telefon nicht mehr still. Gratulationen kommen sogar „von höchster Stelle aus dem Regierungspräsidium“ – wie bei Stefan Meisel. Die Redaktion der lokalen Tageszeitung will einen Fotografen und einen Redakteur vorbeischicken, um einen Pressebericht „richtig groß aufzuziehen“ – wie bei Torsten Broer. Auf einmal ist man in aller Munde und wird „von Kollegen genauso wie von völlig Unbekannten“ angesprochen – wie Clemens Noreisch berichtet. Den drei Malermeistern ist heute noch anzuhören, wie sie von dem enormen Echo auf die Verleihung des Deutschen Fassadenpreises überrascht worden sind. Doch ist so eine Auszeichnung nur eine kurzfristige Ehre, von der man sich am Ende doch nichts kaufen kann? Oder darf man mit anhaltend positiven Auswirkungen auf die eigene Bekanntheit, Marktposition und die Auftragslage hoffen? Sechs von 314 Preisträgern des Deutschen Fassadenpreises seit 1991 berichten von ihren Erfahrungen.

Für die Akquise richtig gut
Als der Deutsche Fassadenpreis 1991 zum ersten Mal ausgeschrieben wurde, war Erich Leyer mit seinen Fassadengestaltungen dabei – und gewann auf Anhieb einen 1. Preis und eine Anerkennung. Bis 1997 war der Bad Aiblinger Betrieb jährlich unter den Platzierten und hat insgesamt neun Auszeichnungen für Stilfassaden mit nach Hause genommen. Der wirkliche Gewinn kam jedoch mit der konsequenten Veröffentlichung der preisgekrönten Objekte in der Lokalpresse. „Nach jedem Zeitungsbericht hatten wir messbar mehr Anfragen nach Fassadenleistungen“, erinnert sich der Malermeister. Und noch einen Effekt hat er beobachtet: „Die Auszeichnungen haben unser Betriebsimage als Ganzes gesteigert. Die Kompetenz, die uns durch diese Auszeichnung in der Fassadengestaltung zugeschrieben wird, wird auch auf unser Angebot im Innenbereich übertragen.“ Anfangs hatte Erich Leyer nur aus Lust und Laune beim Wettbewerb mitgemacht, dann aber schnell festgestellt: „Für die Kundenakquise ist es richtig gut, Preisträger zu sein.“ Als Fachmann für Stilfassaden hat er beobachtet, dass sich die Farbvorlieben in den letzten 20 Jahren stark verändert haben: „Früher lagen kräftige Farben mit starken Kontrasten im Trend. Heute sieht man solche Konzepte häufiger an Neubauten, während historische Gebäude eher in pastelligen Tönen gestaltet werden.“
Ein echter Glücksgriff
„Vieles wird vergessen, aber so ein Preis wirkt nach“, fasst Clemens Noreisch seine Erfahrungen mit seinen Auszeichnungen beim Deutschen Fassadenpreis zusammen. Und die können sich wahrlich sehen lassen: Von 1992 bis 2009 war der Malermeister aus Frankfurt an der Oder regelmäßig Gast auf dem Siegertreppchen – mit insgesamt acht Prämierungen. „Gerade in den 90er-Jahren, als in den neuen Bundesländern Aufbruchstimmung und großer Bedarf herrschten, haben wir die Fassaden zu unserem Arbeitsschwerpunkt gemacht.“ Da half es dem Betrieb ungemein, sich durch seine Deutschen Fassadenpreise kontinuierlich von der Konkurrenz abzuheben und so im Wettbewerb immer eine Nasenlänge voraus zu sein. „Für mich und meinen Betrieb waren die Auszeichnungen ein Glücksgriff und das absolute i-Tüpfelchen in Sachen wirksamer Werbung“, erinnert sich der Malermeister. Speziell durch die Presseberichte hat der Betrieb einen Auftragsboom von Privatkunden, Bauträgern und etlichen öffentlichen Auftraggebern erlebt. Auch auf seinen Gerüstplanen und seiner Website macht der Betrieb seine Prämierungen sichtbar. Die Auszeichnungen haben sich ebenfalls positiv auf sein Verhältnis zu Planern ausgewirkt: „Seit ich Fassadenpreisträger bin, werde ich von Architekten in jedem Fall als Gestalter ernster genommen als zuvor und viel öfter, speziell bei Denkmalpflege-Objekten, angesprochen.“ Die zurückliegenden Erfolge haben den Malermeister nicht satt gemacht, sondern motivieren ihn fast jährlich zur Wettbewerbseinreichung: „Mir macht es großen Spaß, dabei zu sein. Zumal der überschaubare Aufwand für das Ausfüllen der Einreichungsformulare wirklich minimal ist im Vergleich zum riesigen Effekt, den man bei einer Prämierung erzielt.“
Wie ein Qualitätssiegel
Die Auszeichnung traf Markus Hillegaart „wie ein Ritterschlag“ und äußerlich höchst unvorbereitet. Er und sein Kollege Thomas Strauss waren direkt von einer Baustelle zur Preisverleihung gereist. Weil sie 2003 zum ersten Mal am Deutschen Fassadenpreis teilgenommen hatten, malten sie sich die Chancen auf eine hohe Platzierung für ihre Fassadengestaltung einer Müllverbrennungsanlage in Lauta als gering aus: „Dass wir auf Anhieb einen 1. Preis gewinnen würden, den wir dann im Sweatshirt entgegennahmen, damit hatten wir nicht gerechnet“, freut sich Markus Hillegaart bis heute. 2003 waren Strauss & Hillegaart erst fünf Jahre am Markt und der Fassadenpreis der erste Wettbewerbsgewinn. Beide Inhaber sind leidenschaftliche und heute renommierte Gestalter und Farbhandwerker – ohne jemals eine Ausbildung absolviert zu haben. „Gerade für uns als Autodidakten war der Preis damals eine fantastische, offizielle Bestätigung: Dass wir das, was wir tun, auch nach dem Urteil von ausgewiesenen Fachleuten gut machen“, so Markus Hillegaart. Das Büro für Kunst am Bau profitierte zunächst von dem Bekanntheitsschub, den die Presseberichterstattung auslöste. Parallel und bis heute setzen die Cottbuser den Titel eines Fassadenpreisträgers offensiv ein. „Bei jeder Art von Eigenwerbung, ob das auf der Website, bei Referenzlisten oder in Vorträgen ist, verweisen wir auf unseren Deutschen Fassadenpreis und erwähnen ihn immer wie ein Qualitätssiegel“, sagt Markus Hillegaart. Und das kommt an: „Für Kunden sind Auszeichnungen immer wichtig, weil sie einen unabhängigen Ausweis für besondere Expertise darstellen. Und da spricht der Deutsche Fassadenpreis für sich – und für uns.“
Hoher Jury-Anspruch
„Ich war natürlich sehr stolz auf diese zwei Auszeichnungen im selben Jahr“, berichtet Sven Hoffmann. Für sein Marketing hat er seinen doppelten Gewinn im Fassadenpreisjahr 2004 genutzt und diesen auch entsprechend kommuniziert. Doch es ist spürbar, dass der Malermeister und Farbdesigner noch einen ganz anderen Antrieb für seine fast alljährliche Teilnahme am Wettbewerb hat: „Man merkt, dass sich die Jury nicht von der Menge der am Objekt verarbeiteten Farbe beeindrucken lässt – ein roter Strich an der Fassade allein kann sehr gut und wichtig und 5.000 Quadratmetern farbiger Beschichtung überlegen sein“, beschreibt Sven Hoffmann seinen Eindruck. Gute, mutige Gestaltung ist ihm grundsätzlich ein Anliegen. Davon will er seine Kunden überzeugen und gibt daher gegen die Unsicherheit des Kunden eine „Weiß-zurückstreich-Garantie“, wenn der farbige Entwurf nicht gefallen sollte. „Die musste ich allerdings noch nie einlösen“, schmunzelt Sven Hoffmann. Das Kinderspielhaus in Braunlage, mit dem er 2004 den 1. Preis bekommen hatte, wird übrigens in diesem Jahr von ihm wieder überarbeitet – in genau denselben Farben, die dem Bauherrn bis heute gefallen. Sven Hoffmanns Blick geht derweil nach vorn: „Der Deutsche Fassadenpreis facht in mir jedes Jahr den Ehrgeiz an, schöne Fassaden zu machen. Auch wenn man nicht jedes Jahr gewinnen kann – ich würde gerne wieder Preisträger sein!“
Nicht damit gerechnet
Klappern gehört zum Handwerk. Und zum Wettbewerbsgewinn. Das macht die Preisträger-Erfolgsgeschichte von Torsten Broer klar. Den 3. Preis in der Kategorie Wohn- und Geschäftshäuser im Jahr 2012 nutzte der Malermeister für eine PR- und Werbeoffensive. Das Pressematerial aus PR-Text und Profibildern seines Gewinnerobjekts sorgte für viele Veröffentlichungen in der regionalen Presse. Besonders glücklich ist zudem, dass die ausgezeichnete Fassadengestaltung auf seinem eigenen Wohn- und Geschäftshaus zu sehen ist. Der Fassaden-Oskar kam natürlich ins firmeneigene Schaufenster, auf die Website, in die Fahrzeugbeschriftung und ist sogar Thema eines Unternehmensfilms. Und damit jeder Kunde und Interessent von seiner nachgewiesenen Fassadenkompetenz Kenntnis erlangt, ziert jeden Briefumschlag ein Fassadenpreis-Siegel. Für den erst im Jahr 2000 gegründeten Betrieb hat die Auszeichnung einen spürbaren Marktvorsprung gebracht: „Seit 2012 hat sich unser Auftragsvolumen um 25 Prozent gesteigert. In diesem Jahr führe ich einen Fassadengroßauftrag durch, den ich von einem Neukunden allein aufgrund unseres Fassadenpreises bekommen habe, obwohl wir preislich höher lagen als die Mitbewerber“, gibt Torsten Broer zwei Beispiele. Auch über das Fassadengeschäft hinaus wirkt diese Belebung: „Interessenten, die über uns in der Zeitung gelesen haben, besuchen unsere Ausstellung und lassen sich von uns die Innenräume gestalten“, so der Malermeister. Torsten Broer hatte 2012 zum ersten Mal am Deutschen Fassadenpreis teilgenommen und sich keine großen Hoffnungen auf einen Gewinn gemacht. „Eigentlich dachte ich ja, dass ich dort als Kleinunternehmer gegen die ganzen großen Firmen keine Chancen hätte. Doch dann kam das, womit ich nicht gerechnet hatte.“
Ein unabhängiges Lob
Ein Malerbetrieb, der bereits in der sechsten Generation am selben Standort wirkt, kann eigentlich nicht noch bekannter werden, so meint man. Und so hat es Stefan Meisel total überrascht, wie hoch die Resonanz auf die Verleihung des Deutschen Fassadenpreises im Jahr 2013 war und mit wie vielen Menschen er über dieses Thema frisch ins Gespräch kam. Mit dem 1. Preis in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden hatte die Jury seine Gestaltung eines prägenden Gebäudes der Heidelberger Altstadtsilhouette belohnt. „Diese prominente Stadtansicht ist sicher fünf Mal im Jahr in der Zeitung zu sehen und aus keinem Reiseführer wegzudenken“, beschreibt Stefan Meisel. Seine Auszeichnung sieht er so: „Sie bestätigt eine herausragende gestalterische Arbeit und gibt uns ein unabhängiges Lob, das wir sonst nicht bekommen.“ Gleichzeitig lenkt sie den Blick von ganz normalen Menschen, von möglichen Privatkunden, Architekten und öffentlichen Auftraggebern auf das besondere Können des Betriebs und seine besondere Auffassung von feinem Handwerk. Außer mit Pressearbeit hat Stefan Meisel diese Botschaft mit eigens gedruckten Flyern und auf seiner Website bekannt gemacht und somit die Strahlkraft des Preises noch weiter verstärkt. Es muss eine gute Erfahrung gewesen sein. Denn Stefan Meisel, der ebenfalls gleich mit seiner ersten Wettbewerbsteilnahme einen Volltreffer gelandet hat, wird 2014 wieder eine Arbeit einreichen. Wer einmal die Vorteile einer Teilnahme erkannt hat, der ist immer wieder dabei.

PRAXISPLUS

Neues Jahr, neue Chancen:
Die Ausschreibung läuft
Wer sich mit dem Deutschen Fassadenpreis 2014 ausgezeichnet fühlen darf und damit Wettbewerbsvorsprung gewinnen kann und wie die insgesamt rund 22.000 Euro Preisgelder verteilt werden, steht noch nicht fest. Sicher ist: Einreichungen können noch bis zum 15. Mai 2014 an die Jury geschickt werden. Alle Informationen zu den Wettbewerbskriterien und die Anmeldeunterlagen stehen auf www.fassadenpreis.de bereit. Übrigens wird in diesem Jahr zum ersten Mal auch der Österreichische Fassadenpreis von Brillux ausgeschrieben. Alles dazu finden Sie auf www.fassadenpreis.de.
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