Zu allen Zeiten

Heike Eberle

Thomas Liedy kann ein Lied singen von den „Malern zu allen Zeiten“. Beeindruckt, mit funkelnden Augen im braun gebrannten Gesicht, gibt Thomas Liedy einen Kurzabriss über die Entwicklungsgeschichte seines Malerhandwerks. Im Fokus steht der Malermensch von der Urzeit bis heute. Eine lehrreiche Geschichtsstunde, mit der er ein Markenzeichen setzt. Geschickt nutzt er dieses Wissen für einen außergewöhnlichen Anlass: Sein 150-jähriges Firmenjubiläum der Firma Annweiler im Jahr 2008. Mit einem spektakulären Musicalauftritt, wofür er selbst das Drehbuch geschrieben hat, transportiert er seine Geschichte in die Welt.

Diese außergewöhnliche Marketing-Idee kam auf einer Paris-Reise, auf der Thomas Liedy samt Familie 1998 auf kunstvoll bemalte Gerüstnetze stieß, deren Geistesmutter Catherine Feff ist. Das inspirierte ihn, zusammen mit der Gerüstnetz-Enthüllung, hinter der er die unterschiedlichen Arbeitsfelder eines Malers sah, ein eigenes Marketingkonzept zu entwickeln. Für ihn stellt der Höhlenmaler die heutige Steinsanierung dar, der Barockmaler die Illusionsmalerei, die Kaiserzeit der Schablonen- sowie Industriemaler und der Gegenwartsmaler die Betoninstandsetzung sowie Wärmedämmung. Der Zukunftsmaler steht für die umweltbewusste Gebäudereinigung.

Er betont, „jeder, der seine Wurzeln kennt, kann in die Zukunft schauen“, und lebt im wahrsten Sinne des Wortes danach. Trotz eines vollkommen abgeschiedenen Firmenstandortes in Lambrecht bei Neustadt an der Weinstraße, der wahrlich keinen strategischen Wettbewerbsvorteil verspricht, trifft der Besucher auf ein außergewöhnliches Firmen-Interieur. Der illustre Innenhof verbindet viele Malerelemente, eben vom „Maler zu allen Zeiten“.

Liedys Motto: „Etwas, das im Verborgenen liegt, geheimnisvolle Züge trägt, das macht neugierig und zieht an.“ Recht hat er, denn meine Neugierde zieht mich immer wieder zu neuen außergewöhnlichen Geschichten und Stellen. Ich folge Herrn Liedys selbstbewussten Schritten durch das verwinkelte, in seinen Ursprüngen komplett erhaltene Bürogebäude, das sich nach und nach als Museum entpuppt. Der Sammler Liedy kommt zum Vorschein. Der Besucher stößt auf unzählige Vitrinen, die mit unterschiedlichen Sammlerwerten aus der Malergeschichte bestückt sind: Farbtöpfe, Malerhilfsmittel, Zunftbecher und im hintersten Eck seines Schulungsraumes eine Büste, die seinen ältesten Stammkunden Marx aus dem Jahre 1858 abbildet. Thomas Liedys Vorliebe, seinen Vorahnen auf die Schliche zu kommen, lässt sich kaum leugnen.

Der Malermeister und Betriebswirt zugleich ist ein gesellschaftlich verantwortungsvoller Unternehmer, der auf seinen gelernten Malerberuf stolz ist. Diesen ganzen Stolz verkörpert er in der jetzigen Rolle des Obermeisters für die Maler- und Fahrzeuglackierer-innung. Viele ehrenamtliche Stunden gehen für die Innung drauf, um das Malerhandwerk attraktiv zu gestalten. Innerhalb von zwei Jahren seit Amtsantritt hat er die Mitgliederzahl auf das Dreifache erhöht. Ein starker Auftritt!

Nun könnte man als Außenstehender den Eindruck bekommen, bei all diesem nebenberuflichen Engagement, wo bleibt da der eigene Betrieb. Bleibt der etwa auf der Strecke? Wahrlich nicht. Thomas Liedy liebt seinen Beruf und engagiert sich in vollem Maße für sein 1990 übernommenes Unternehmen, dessen Vorgängername „Annweiler“ er voll und ganz respektiert und würdigt. Viele gesammelte Referenzschreiben bestätigen seinen intakten und ordentlich geführten Betrieb, der private, gewerbliche wie öffentliche Kunden betreut. Durch Klasse aus der Masse herauszutreten und auch mal einen „Auftrag aus der Lameng ohne Ausschreibung“ zu bekommen, das beweist die überzeugende Wertarbeit der Firma Annweiler und ja, das wäre fast untergegangen: Er ist Inhaber einer weiteren Firma, der Firma Liedy & Sauer. Vor 16 Jahren hatte er von ein paar unzuverlässigen Gipserkollegen so „die Schnauze voll“, dass er einen Partner suchte und daraus das Duo-Angebot „Malern und Verputzen“ konzipierte.

Bei dem Gang durch das Büro fällt mir das Ordnungssystem auf. 31 Ablagefächer regeln das Zeitmanagement der beiden Unternehmen. „Wenn ein Angebot am 28. Februar zur Abgabe fällig ist, dann wird das Angebot im Ordner 18. Februar deponiert und fristgerecht bearbeitet.“ Mit diesem System fährt Thomas Liedy seit Jahren außerordentlich gut und ist bestens strukturiert. „Seine Kreativität benötige eine stete Ordnung“, so ein weiteres Leitmotto seines vielseitigen und aufgabenträchtigen Jobs.

Und trotz aller Traditionsverbundenheit ist Thomas Liedy ein „Mensch der Gegenwart“, wie er sich selbst bezeichnet. Wenn es schneite, dann ließ er alles liegen und stehen, sagte alle Termine ab und ging mit seinen Kindern Schlitten fahren. Auch wenn das der Vergangenheit angehört, weil seine Kinder mittlerweile erwachsen sind, ist er ein Mann des Augenblicks. Seine Familie ist ihm hoch und heilig, sein höchster Wert und ein wichtiger Ruhepol in dem sehr stressigen Berufsalltag. Mit seiner Frau teilt er die Liebe zur Firma, sie unterstützt ihn voll und ganz bei den Büroarbeiten und stärkt ihm den Rücken. Seine persönlichen Auszeiten nimmt er ohne Wenn und Aber: fünfmal in der Woche widmet er sich seiner Schwimmerei, die ihm Energie und Kraft gibt, um mit neuen Ideen in seine Firma zurückzukehren.

Und auch in der aktuellen Zeit kriegt er wahrlich nicht die Krise, er sieht sich doch als „Maler zu allen Zeiten“. Mit diesem Konzept ist er für alle Zeiten gewappnet. Sein Ziel für die Zukunft ist, seine Position zu verteidigen mit einem eigenen „Konservierungs-programm“: Arbeitsplätze erhalten, junge Menschen ausbilden und weiterhin Marktnischen erkennen und besetzen.

Thomas Liedy ist Inhaber des Malerbetriebs Annweiler sowie Mitinhaber der Firma Liedy & Sauer. Sein Marketingmotto lautet „Maler zu allen Zeiten“. Er bedient private, öffentliche und gewerbliche Kunden und überzeugt

durch sein persönliches Engagement und durch seine intensive Beratung.

Annweiler GmbH Rudolf-Breitscheidstraße 8 67466 Lambrecht Telefon: (06325) 377 Telefax: (06325) 388 info@annweiler-maler.de