Startseite » Gestaltung » Farbe & Inspiration »

Frisch und frech

Farbe & Inspiration
Frisch und frech

Es glitzert und funkelt: Der Wandvorhang ist ein Eyecatcher. Erst auf den zweiten Blick realisiert man, dass es Hunderte von Esslöffeln sind, die zu einem silbrig schimmernden Raumtrenner aneinander gereiht sind. Der ungewöhnliche Vorhang ziert den Sandwichladen Menüfoif in Zürich.

Der Name sagt, wo sich das Lokal befindet: „Foif“ steht für den Züricher Stadtkreis 5 im trendigen Industriequartier. Und der Untertitel „Iklämmti zum Mitneh“ sagt kurz und knapp, was es hier zu kaufen gibt: Alles, was zwischen zwei Brotscheiben eingeklemmt wird – Sandwiches eben.

Früher, da firmierte der nur 30 Quadratmeter große Laden als „Gourmetinseli“. „Statt wie zuvor kulinarische Erwartungen zu wecken, die dann nicht erfüllt werden, macht der neue Name sofort klar, dass es sich um ein Imbisslokal der soliden Art handelt“, erklären Jérôme Gessaga und Christof Hindermann. Die beiden Züricher Innenarchitekten und Designer zeichnen verantwortlich für Neufirmierung, Ladengestaltung, Grafik und das Sortiment des Take-aways. Zur Verfügung stand nur ein kleines Budget, mit dem ein authentischer Auftritt realisiert werden sollte – dies war den beiden Gestaltern jedoch eher Ansporn als Einschränkung.
Wie man sieht, vertragen sich Bodenständigkeit und Unkonventionalität gut. Das große Schaufenster gibt den Blick auf die Stehbar frei, dahinter öffnet sich ein Raum mit Verkaufstheke und Miniküche in ungewöhnlicher Farbgebung. Die Grundfarbe ist ein Olivgrün für Decke, Wände und Theke, von dem sich die pinkfarbene Rückwand abhebt, auf der in großen beigefarbenen Lettern Name und Slogan des Ladens prangen. „Wir haben uns für eine Signalfarbe entschieden, die dennoch gut verträglich mit den angebotenen Speisen ist“. Nicht nur der Löffelvorhang verweist in dem Konzept auf die von Kebab und Hamburgern weit entfernte Esskultur des Lokals.
Drei Bänder aus braunen Serviertabletts bilden die Deckenstruktur – eine Reminiszenz an das Selbstbedienungslokal. Die an Readymades aus der Kunst erinnernden Objekte tragen als zentrales Raumelement zur optischen Senkung der Raumhöhe bei. „Wir mussten lange recherchieren, bis wir endlich diese Tabletts aus Holzimitat fanden“.
Eigens kreierte zartgrüne Leuchten verleihen dem Raum eine zusätzliche zweite Ebene. Auch die „Trompetenleuchten“, wie sie die beiden Designer nennen, bestehen aus günstigen Materialien: Eine umgekehrte Plastikvase aus dem Baumarkt wurde kurzerhand zur transluzenten Lichtquelle, die an Trompetenbäumchen erinnert.
Mit wenigen Mitteln und viel Witz entstand so ein charmantes Ladenlokal. Dies fiel auch der Jury des contractworld.award 2007 auf. „Dieses Projekt stellt eine wohltuende Frechheit dar, da es mit den üblichen Vokabeln der Konsumwelt bricht“, loben die Juroren. „Hier wird kein glamouröser Konsumpalast oder aalglatt gestyltes italienisches Design propagiert, sondern eine Atmosphäre geschaffen, die den Zeitgeist trifft“.
Andrea Eschbach

Innenarchitekten: Designrichtung GmbH
Gessaga & Hindermann, Zürich
Ausführung:
Roger Ribary, Egg (Schweiz)
Standort:
Zürich, Hardstrasse 320
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 5
Ausgabe
5.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de