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Keine Spur von Beamtengrau

Farbe & Inspiration
Keine Spur von Beamtengrau

Die Kantine im städtischen Amtshaus Werd in Zürich bietet innen viel Farbe und geometrische Formen. Außen schmückt sie ein raffiniertes Lamellen-System mit verschiebbaren textilen Membranen.

Andrea Eschbach

Ein Gartenpavillon mitten in der Stadt: Die neue öffentliche Kantine im städtischen Verwaltungszentrum Werd in Zürich ist alles andere als Beamtengrau. Schon von weitem fällt der imposante Glaskubus ins Auge: Grüne Blätter überziehen seine Fassade.
Der zweistöckige Bau soll nach dem Willen des Züricher Hochbau- departements den großen Platz vor dem Verwaltungsgebäude aufwerten und ist dem niedrigeren Turm des Hochhaus-Komplexes quasi untergeschoben. „Die Turmscheibe darüber sollte auch nach dem Einbau nicht mit dem Boden verschmelzen und weiterschweben“, erklärt Yves Schihin, Architekt beim verantwortlichen Büro Burkhalter Sumi.
Das Lokal steht den 650 städtischen Angestellten, aber auch Gästen zur Verfügung. Rund 200 Plätze auf zwei Ebenen bietet das Gebäude. Der über Eck angeordnete Zugang zum Restaurant verweist auf Blockrandbebauungen des 19. Jahrhunderts und kontrastiert den offenen Charakter der Anlage mit Platz, Pavillon und den beiden Hochhausscheiben.
Die Außenfassade prägt Florales: Vor den hohen Fensterfronten sind textile halbtransparente Membranen angebracht. Bedruckt mit dekorativen Pflanzenmotiven – den Blättern der „Pfeiffenwinde“ – dienen sie als Sonnenschutz. Mit den verschiebbaren Lamellen lässt sich der Einfall des Tageslichts steuern. Die übergroßen Bilder – die Höhe eines Blattes entspricht in etwa der Größe eines Menschen – „beranken“ den Sockel des Turmes und sollen mit der Umgebung in einen Dialog treten. „Diese Situation in der sonst eher steinernen Stadt verleiht dem Restaurant den Charakter eines Gartenpavillons“, sagt Schihin.
Ein würfelartiger Windfang zieht den Gast förmlich ins Innere. Dort erwarten ihn leuchtende Farben: Die Konträrfarben Rot und Grün dominieren. Der saftig grüne Boden nimmt die Farbigkeit an der Fassade auf. Treppenaufgang und Galerie sind im Kontrast dazu in einem glänzenden Bordeauxrot gestrichen und scheinbar nur über die runde grüne Säule gehalten. Flache kreisrunde Deckenleuchten sorgen für weißes oder grünliches Licht, das sich tagsüber mit dem grünlich gebrochenen Lichtspiel des Lamellensystems mischt. Die schwarz gestrichenen Säulen, die die Galerie tragen, kontrastieren in ihrer Wuchtigkeit bewusst die Fragilität der Glashülle. Die geschwungene halbrunde Bar teilt und dominiert den Raum. Sie ist aus dunkler Mooreiche – das einzige nicht gestrichene Element im Raum. Hinten begrenzt die Theke das Gehäuse einer kleinen Treppe, die sich zur Galerie hinaufwindet. Das Raumkonzept spielt geschickt mit geometrischen Formen, runde und eckige Elemente harmonieren und kontrastieren miteinander.
Die Tische scheinen mit ihren in der Farbe des Bodens lackierten Beinen aus dem Boden zu wachsen, während die niedrigen roten Loungesessel auf diesem zu schwimmen scheinen. Zum Restaurant hin dient eine matt ockerfarbene Wand als „Leinwand“ für Beamerprojektionen in der Bar. Abends trennt ein dunkelroter Vorhang den ungenutzten Essbereich im Erdgeschoss ab und wird zum stimmigen Hintergrund der Bar. Keine Frage: Der Entwurf von Burkhalter Sumi atmet kein bisschen Kantinenmief.

kompakt
Eine öffentliche Kantine im Verwaltungszentrum Werd in Zürich bekam durch die Fassadengestaltung mit grünen Blättern den Charakter eines Gartenpavillons. Das Raumkonzept spielt geschickt mit geometrischen Formen.
Standort: Werdstrasse 75-79, Zürich
Bauherrschaft: Immobilienbewirtschaftung Stadt Zürich vertreten durch das Amt für Hochbauten
Architekten: Burkhalter Sumi Architekten GmbH, Zürich
Malerarbeiten: Maler Schweizer AG, Zürich
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