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Kongress der Fälscher

Der „Salon 2012“, Internationaler Kongress der Dekorationsmaler, fand Ende März in Hamburg statt.
Kongress der Fälscher

Sie haben gefeiert und sich wiedergetroffen bei schönstem Hamburger Wetter, aber vor allem haben sie die große Kunst und Vielfalt in der Dekorationsmalerei präsentiert. 50 der weltweit besten Dekorationsmaler aus über 12 Nationen zeigten vom 22. bis 25. März 2012 im Hamburgmuseum, wie Holz, Marmor oder alte abgeblätterte Türen malerisch entstehen. Alles schien machbar, nichts unmöglich. Knapp 600 Besucher sahen die Ausstellung.

„Die vier Tage waren wie ein Rausch! Wer Lust an der Täuschung hat und sich überraschen lassen wollte, ist dem SALON sofort verfallen“, resümiert Organisatorin Friederike Schulz. Die Ausstellung zeigte die unterschiedlichen Einflüsse der überlieferten Techniken und deren moderne Umsetzung. Innovationen wie die sakralen Fenster aus den Niederlanden lieferten direkte Schnittstellen zur Architektur und zur Gestaltung von Gebäuden: Wer den gemalten Marmor von Gert-Jan Nijsse oder Barre Verkerke live sah, war sich nicht sicher, ob die Oberfläche nun Original oder Fälschung ist. Barre Verkerke präsentierte auf Glas gemalten Onyx-Marmor, den man durch eine von ihm speziell entwickelte Technik als farbiges Fenster nutzen kann.
Doch vorherrschend waren 2012 in Hamburg die klassischen Techniken der Holz- und Marmorimitation und der Trompe-l‘œil-Malerei mit neuartigen Materialien. Der Franzose Olivier Baroux benutzte für seine unterschiedlichen Marmorimitationen partiell irisierende Farben, so dass sich die klassische Umsetzung und die moderne Gestaltungsfreiheit in einem Bild gegenüberstanden. Die Italiener zeigten Trompe-l‘œil-Malerei in Perfektion, ebenso wie die Deutsch-Amerikanerin Annabelle Armstrong oder die Deutsch-Französin Isabelle Arpagian. Die Skandinavier stachen durch ihre besonderen Farbigkeiten und Oberflächen hervor. Beeindruckend waren aber auch die Arbeiten der „Alten Meister“ wie den Imitationen des Engländers Robert Woodland, des Amerikaners Pierre Finkelstein oder des Franzosen Pierre Le Goariguer. Le Goariguer reiste mit drei Gestaltern aus Paris an und präsentierte auch seine Schule „Peintres en Décors“.
Für die Hamburger Malerinnung entstand in Gemeinschaftsarbeit ein Bild von zwei Metern Höhe und fünf Metern Breite. Der Amerikaner Patrick Kirwin und der Holländer Jan Berghuis leiteten das Projekt und malten vier Tage fast ununterbrochen mit zig anderen Teilnehmern ein Bild zum Thema „Hamburg und der Hafen“. Ziel des Projekts: Die Jugendlichen in der Innung für den Beruf zu öffnen.
Organisatorin Friederike Schulz ist vom Sinn des SALONs überzeugt: „Ich glaube, es ist wichtig für Gestalter, Architekten und artverwandte Berufe zu wissen, was möglich ist in der Oberflächengestaltung, damit die Qualität erhalten bleibt, die wir z.B. aus Häusern der 20er- und 30er-Jahre kennen. Nur wer die alten Techniken beherrscht, kann Neues entwickeln – seien es Farbmischungen oder besondere Gestaltungstechniken.“
Friederike Schulz ist seit 1999 Mitglied beim SALON und konnte 13 Jahre später den wichtigsten internationalen Kongress zur Oberflächengestaltung in ihre Heimatstadt Hamburg holen. Sie machte vor fast 20 Jahren eine Malerlehre gemacht und absolvierte ihre Ausbildung an einer Dekorationsmalerschule in Paris mit einem Stipendium der Carl-Duisberg-Gesellschaft. Beim 17. SALON 2012 zeigte sie Ausschnitte ihrer Wandgestaltungen, die wie Tapeten wirken, tatsächlich aber direkt auf die Wand gemalt werden. Zu Irritationen führte eine von ihr gestaltete Bank mit Mahagoni- und Stoffimitation. Die Besucher nahmen sie zunächst nicht als Ausstellungsstück wahr: Zu echt sah der abgewetzte Stoff der Sitzfläche aus. Friederike Schulz arbeitet mit Spraydosen, Schablonen, klassischen Lasuren und Techniken, die sie neu kombiniert.
Im kommenden Jahr treffen sich die Dekorationsmaler in Tokio und 2014 in Los Angeles. Erst 2015 kehrt der SALON nach Europa zurück: Dann wird Italien Austragungsort sein.
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