Die Geschichte des Salons begann vor fast 30 Jahren in einem kleinen Ort in Frankreich. 1996 trafen sich in der Schule des Malers Yannik Guegan in Quimiac ein paar Dekorationsmaler aus verschiedenen Ländern, um sich auszutauschen und einem kleinen Publikum vor Ort ihre Arbeiten zu präsentieren. Im Vordergrund standen der Erhalt und das Weitertragen historischer Techniken wie der Holz- und Marmorimitation oder der Kunst des Trompe-l`œil. Diese Zusammenkunft war für die TeilnehmerInnen so inspirierend, dass zwei von ihnen – der Niederländer Jan Berghuis und der US-Amerikaner Patrick Kirwin – sich entschlossen, dieses Format weiterzuführen und ein Manifest zu erarbeiten, welches die Kriterien zur Teilnahme festhält, verbunden mit dem Hinweis, dass die jeweiligen Ausrichter uneigennützig handeln müssen. Keine Werbung, keine Messestände stehen im Fokus, sondern das gemeinsame Präsentieren der Handwerkskunst an sich. Die darauffolgenden Treffen in Utrecht und danach in Alexandria firmierten zum ersten Mal unter dem Namen „Salon“. Mit dem Sprung über den Ozean 1998 kamen ganz neue Einflüsse hinzu, die die europäischen Traditionen und den amerikanischen Freigeist zusammenbrachten. Immer zwei Jahre in Folge findet der Salon seitdem in Europa statt und in jedem dritten Jahr in den USA. Durch die lange Tradition des Dekorationsmalerhandwerks in England, Frankreich, Italien, den Benelux-Staaten oder auch den skandinavischen Ländern sind die unterschiedlichen Einflüsse in der Ausführung der Techniken sichtbar.
Dekorationsmalerei in Deutschland
In Deutschland gab es bis in die 1950-er/60-erJahre noch herausragende Handwerker in dem Bereich der Dekorationsmalerei. Durch die Abschaffung des eigenständigen Berufsbildes in den 1950er-Jahren und die Veränderung des Malerberufs durch industrielle Einflüsse gingen die Techniken immer mehr verloren. Einige wenige ältere MalerInnen haben ihr Wissen teilweise noch an die jüngere Generation weitergegeben, aber durch das geringe Interesse am Markt kam die Dekorationsmalerei kaum noch zum Einsatz. Das kann natürlich nicht für ganz Deutschland pauschalisiert werden, da z. B. in Bayern durch die traditionelle Lüftlmalerei und auch den Beruf des/der KirchenmalerIn einige der Techniken stets aufrecht erhalten wurden. Die Königsdisziplinen, wie Holz- und Marmorimitation, mit um 1900 herausragenden Schulen im deutschsprachigen Raum (z. B. in Wien, Hamburg, Nürnberg oder Düsseldorf) gingen aber zu großen Teilen in einen langen Dornröschenschlaf. In den 1980-er-Jahre kam es zu einer Kehrtwende. Der Restaurator im Handwerk wurde eingeführt, um die Lücke zu schließen, die seit der Abschaffung des Dekorationsmalerberufs entstanden war. Es kamen Reprints historischer Werke auf den Markt, wie die Wiener Schule von Oldenbruch oder die Holz- und Marmormalerei von Hebing, sowie viele weitere Fachbücher aus der Zeit um 1900. Nach dem Mauerfall wurde auch das Werk von Kurt Schönburg aus der ehemaligen DDR neu aufgelegt. Die Rückbesinnung auf die eigene Tradition im Handwerk fand zu dieser Zeit im Buchhandel viel Raum und damit einhergehend folgte auch das Interesse in den Betrieben und auf dem Markt.
Die Kunst live erleben in Hamburg
Viele originale Rezepte und Ausgaben alter Bücher findet man heute in den Ateliers der Mitglieder der Salon-Gruppe. Hier wird deutlich, wie stark die Einflüsse der historischen Kunstfertigkeiten noch heute für die Nachwelt sind. Neben der Herstellung von Farben und der Nutzung spezieller Werkzeuge sind gerade die Entwürfe mit den Beschreibungen sowohl in der Restaurierung als auch in der heutigen Gestaltung von Räumen wichtige Zeitdokumente für Konzepte von damals, heute und in der Zukunft.
Bilder und Malerei sind sprachbarrierefrei und das verbindet auch die DekorationsmalerInnen auf der ganzen Welt. Durch das Internet und die Möglichkeit der globalen Vernetzung kommen die historischen Techniken auf internationaler Ebene zur Anwendung, werden verändert, neu gedacht oder miteinander kombiniert. Auf dem Salon ist dies live mitzuerleben. An den vier Ausstellungstagen entsteht zudem ein gemeinsam gestaltetes Wandbild, das am Ende an eine Institution der Stadt übergeben wird. Durch das Malen vor Ort, das Zeigen der eigenen Kunstfertigkeiten, den Austausch unter KollegInnen und auch mit dem Publikum wird das Handwerk äußerst lebendig präsentiert. Vom 16. bis 19. Mai 2024 findet der Salon im Museum der Arbeit in Hamburg statt. Eine gute Möglichkeit, ganz nah dran zu sein an dieser Kunst, Kontakte zu knüpfen und neues „Altes“ dazuzulernen.
Weitere Informationen zum Salon:
www.salon-hamburg-2024.de