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Energiespar-Wunder

Technik
Energiespar-Wunder

In Pforzheim wurde ein 1951 errichtetes Mehrfamilienhaus in ein „Niedrigenergiehaus im Bestand“ umgebaut. Die Außenwanddämmung trägt hier einen großen Teil zur Energieeinsparung bei.

Jochen Klumpp, Fema

Die Minderung der Kohlendioxid-Emissionen, die bei der Verbrennung wertvoller fossiler Energieträger bei der Gebäudebeheizung entstehen, ist bereits seit vielen Jahren das erklärte Ziel der Bundesregierung. Alle Vorschriften und Maßnahmen zur Förderung des energiesparenden Bauens können dabei aber immer nur dazu beitragen, die zusätzlichen CO2-Emissionen, die durch die neu hinzu kommenden Gebäude entstehen, auf ein Minimum zu begrenzen. Eine wirkliche Reduktion der Menge an CO2, die jährlich an die Erdatmosphäre abgegeben wird, ist nur durch Einsparungen im Gebäudebestand zu erreichen.
Darauf zielt auch das u.a. vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen unterstützte Modellvorhaben der Deutschen Energieagentur DENA „Niedrigenergiehaus im Bestand“ ab. Innerhalb der zweiten Pilotphase dieses 2003 begonnenen Projektes wurde ein 1951 errichtetes Mehrfamilienhaus in Pforzheim als eines von 110 ausgewählten Bauvorhaben im Zeitraum August bis Dezember 2005 hochwertig energetisch saniert.
Außendämmung spart Energie
Zu einer energetischen Gebäudesanierung gehören in der Regel die Erneuerung der Heiztechnik inklusive der Auswahl ökologisch sinnvoller Energieträger, die Minimierung von Wärmebrücken, das Herstellen einer ausreichenden Luftdichtheit und vor allem die Optimierung des Wärmeschutzes der gesamten Gebäudehülle. Da die Außenwände in den meisten Fällen den größten Anteil der Hüllfläche einnehmen, ist dort das Einsparpotenzial besonders hoch. Der Wärmedurchgang durch die Außenwände trägt vielfach sogar mehr als 50 Prozent zu den gesamten Transmissionswärmeverlusten eines Gebäudes bei. Mit anderen Worten: Ohne eine optimale Dämmung der Außenwände ist eine effiziente energetische Gebäudesanierung überhaupt nicht denkbar.
Am Modellprojekt in Pforzheim kamen 20 Zentimeter dicke graue Fassaden-Dämmplatten auf Basis des Rohstoffs Neopor der WLG 035 zum Einsatz. Damit konnte der Wärmedurchgangskoeffizient der Außenfassade von ehemals U = 1,96 W/(m2K) um mehr als 90 Prozent auf U = 0,16 W/(m2K) reduziert werden. Der so neu hergestellte hohe Wärmeschutz an der Außenfassade hat schließlich dazu geführt, dass der Anteil der Außenwand an den Transmissionswärmeverlusten durch die Gebäudehülle auf 23,8 Prozent, an den gesamten Wärmeverlusten auf 12,2 Prozent verringert werden konnte.
Dämmung bis ins Detail
Nach der Untergrundreinigung wurde zunächst eine Haftbrücke vorgestrichen, die gleichzeitig als Verseifungssperre einer möglichen Unverträglichkeit zwischen dem vorhandenen Altanstrich und dem zementhaltigen, hoch alkalischen Klebemörtel entgegen wirkt. Anschließend wurde die Verklebung und Armierung der Dämmplatten mit Pulverkleber ausgeführt. Aus Brandschutzgründen musste auf Grund der hohen Dämmstoffdicke von 200 Millimeter im Sturzbereich aller Gebäudeöffnungen Brandabschottungen aus nicht brennbaren Mineralwollestreifen eingebaut werden. Dies ist entsprechend der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen bereits ab einer Dämmstoffdicke über 100 Millimeter Polystyrol-Hartschaum vorgeschrieben. Dafür wurden ebenfalls 200 Millimeter dicke, auf der Klebeseite vorbeschichtete Steinlamellen-Dämmplatten eingesetzt. Der sonst bei Dämmplatten aus Neopor mögliche Verzicht auf die Brandabschottung war hier auf Grund der vorhandenen Rollladenkästen nicht realisierbar. Im Sockelbereich wurde mit 200 Millimeter dicken Perimeter-Dämmplatten, die sogar für die Anwendung im erdberührten Bereich zugelassen sind, gedämmt. Auf Grund des vorhandenen Altuntergrundes wurde aus Sicherheitsgründen in der gesamten Fläche eine zusätzliche mechanische Befestigung der Dämmplatten durch konstruktive Verdübelung ausgeführt. Hierzu wurden sechs Spreizdübel pro Quadratmeter vor der Armierung der Dämmplatten gesetzt.
Für den schlagregendichten Anschluss des Systems an Fenster- und Türrahmen wurden Gewebeanputzleisten mit integriertem, selbstklebendem PE-Dichtband verwendet. An andere Bauteile, wie etwa das Dach, wurde mit vorkomprimierten Fugendichtbändern angeschlossen.
Abschließend erfolgten der Voranstrich und die Schlussbeschichtung aus Siliconharzputz mit geschlossener Korn-an-Korn-Struktur in einer Kornstärke von drei Millimetern in den ausgewählten Farbtönen.
Rationelle Ausführung
Bei allen Arbeitsschritten wurde die Logistik und die abgestimmte Silo- und Maschinentechnik des Systemherstellers ausgenutzt.
So wurde für die Verarbeitung des zementhaltigen Pulverklebers zur Verklebung und Armierung der Dämmplatten jeweils eine Container-Mischpumpe eingesetzt, um das Material zu mischen und gleichzeitig dahin zu befördern, wo es benötigt wird.
Auch der Oberputz wurde maschinell verarbeitet. Mit der Container-Förderpumpe wurden über 1.800 Kilogramm des pastösen, verarbeitungsfertigen, in Kleinsilos angelieferten Siliconharzputzes im Spritzverfahren appliziert, anschließend geglättet und abgerieben.
Das ersparte das Schleppen von Säcken und Eimern, das manuelle Auftragen der Materialien, das Entsorgen der Gebinde und sorgte für zügige und reibungslose Abläufe auf der Baustelle.
Kreatives Farbkonzept
In enger Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn, der Pforzheimer Bau und Grund GmbH, und dem Systemlieferanten Fema wurde ein Farbkonzept für das Objekt erstellt.
In den Straßenzug eingebunden, aber dennoch für sich alleine geltend sollte das Gebäude stehen. Die Fassadengestaltung sowie die Farbtöne der festen Bauelemente, wie z.B. Dacheindeckung und Fensterrahmen, mussten ebenfalls so harmonisch aufeinander abgestimmt werden wie die neu angebrachten Balkone. Daher entschied man sich, der Fassade anregend warme und angenehme Farbtöne zu geben. Die große Fassadenfläche wurde in einem Terrakotta-Ton beschichtet, das Treppenhaus wurde in einem kräftigen Oxidrot gehalten und wirkt dennoch – oder gerade dadurch – freundlich und einladend.
Um die Tiefe der Leibungen, die durch die hohe Dämmstoffdicke entstanden ist, optisch zurück zu nehmen, und um den Ausblick von innen heraus freundlich zu gestalten, wurden alle Fensterleibungen in einem hellen Grauton gestaltet.

Objekt im Fokus
Objekt:
Mehrfamilienhaus in der Senefelderstraße 2 in Pforzheim
Auftraggeber:
Pforzheimer Bau & Grund GmbH
Ausführung:
Malerwerkstätten Heinrich Schmid,
Pforzheim
Farbkonzept:
Yvonne Conle, FEMA-Farbstudio
Fachberatung:
Eckhard Knodel, FEMA

Systembeschreibung Fassade
Außendämmung mit FEMA-THERM-Wärmedämm-Verbundsystem Typ ABC
Dämmstoff:
Fassadendämmplatte neowall 035
Dämmstoffdicke:
200 Millimeter
Wärmeleitfähigkeit:
0,035 W/(m2K)
Kleber und Armierung:
Pulverkleber grau
Dübel:
Spreizdübel, 255 Millimeter
Oberputz:
Siliconharzputz MK, Korn 3 mm
Farbtöne:
FEMA 8010, FEMA 8016, FEMA 8295
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