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Schaum statt Pulver

Brillux WDVS
Schaum statt Pulver

Schneller, rückenschonender und sauberer – so sollen sich Fassaden mithilfe eines Wärmedämm-Verbundsystems, bei dem statt Pulverkleber ein Klebeschaum zum Einsatz kommt, energetisch optimieren lassen. Wie das System verarbeitet wird, wofür es geeignet ist und welche Vorteile es mit sich bringt, lesen Sie hier.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl | Fotos: Brillux

Fixierungswinkel und -nägel – diese beiden Hilfsmittel bringt man spontan nicht mit einem Wärmedämm-Verbundsystem in Verbindung. Beim Dämmsystem „Qju“ von Brillux sind sie jedoch elementare Bestandteile. Und noch etwas ist bei Qju anders: Zur Verklebung der Dämmplatten kommt kein Pulverkleber zum Einsatz, sondern ein Klebeschaum. Dirk Pöhlker, Produktmanager WDVS, beschreibt uns die einzelnen Bestandteile des Systems: „Zunächst einmal wären da die Qju-Dämmplatten. Dank der umlaufenden Nut und Feder und Hinterfräsung ermöglichen sie eine ansatzfreie Verlegung.“ Das sorgt, selbst auf nicht ganz optimalen Untergründen, für eine perfekte, ebene Dämmstoffoberfläche und erspart somit in den meisten Fällen das lästige Planschleifen. Erhältlich sind die Dämmplatten in verschiedenen Ausführungen: als EPS-Platten (wahlweise mit Wärmeleitfähigkeit 0,034, 0,032 oder 0,031 W/(m · K)) oder als PUR-Platte. Die Wärmeleitfähigkeit der PUR-Platte ist abhängig von deren Dicke: unter acht Zentimetern beträgt sie 0,026 W/(m · K), in acht und zehn Zentimetern Dicke 0,025 W/(m · K), ab zwölf Zentimetern 0,024 W/(m · K).

Kleber aus der Dose

„Der Qju-Klebeschaum ist die Lösung, um Dämmplatten unkompliziert und leistungsstark anzubringen. Er ist handlich zu transportieren, kann dank der Qju-Montagepistole fachgerecht dort kleben, wo es notwendig ist, und punktet so mit großer Flexibilität“, fährt Pöhlker fort. Der einkomponentige Polyurethanschaum ist denkbar einfach anzuwenden: Dose schütteln, Montagepistole aufschrauben und schon kann der Kleber aufgesprüht werden. „Eine Dose Qju-Klebeschaum ist in etwa genauso ergiebig wie ein 25-Kilogramm-Sack eines mineralischen Klebemörtels“, erfahren wir von Dirk Pöhlker. Somit lässt sich durch die Verwendung des Klebeschaums ordentlich Muskelkraft einsparen. „Insgesamt werden für die durchschnittliche Fassadenfläche eines Einfamilienhauses (150 Quadratmeter) gut 34 Klebeschaumdosen benötigt – gegenüber 34 Säcken eines mineralischen Klebers. Oder anders ausgedrückt: ca. 35 Kilogramm gegenüber 850 Kilogramm“, rechnet der Produktmanager vor und veranschaulicht das Ergebnis noch etwas: „Das heißt: Es müssen ca. 815 Kilogramm weniger Material auf der Baustelle angerührt und bewegt werden. Darauf verzichtet man doch gerne – vor allem, wenn man sich vorstellt, dass dies dem Gewicht von 15 Waschmaschinen entspricht.“

Schnell, sauber und leise

Doch die körperliche Schonung des Verarbeiters ist nicht alles, womit der Klebeschaum punkten kann. Da kein Klebemörtel angerührt werden muss, lässt sich auch Zeit einsparen. Dirk Pöhlker spricht von etwa 30 Prozent Zeitersparnis. Wie er auf diesen Wert kommt, erklärt er uns: „Nehmen wir doch einmal die durchschnittliche Fassadenfläche (150 Quadratmeter) eines Einfamilienhauses als Beispiel. Gegenüber einem herkömmlichen WDV-System mit einer mineralischen Armierungsmasse lassen sich insgesamt 16 Minuten pro Quadratmeter einsparen. Auf die komplette Fassadenfläche gesehen macht dies eine Zeitersparnis von insgesamt 40 Stunden aus. Ich denke, dies kann sich durchaus sehen lassen.“ Neben den reinen „Anrühr-Zeiten“ sind es vor allem die Rüstzeiten, die eingespart werden können. Kein Wasseranschluss muss verlegt werden, auch Strom wird nicht benötigt. Die Dämmarbeiten können sofort nach Eintreffen auf der Baustelle beginnen. „Da das Anmischen von mineralischen Klebern entfällt, ist die Lärmbelästigung deutlich geringer“, stellt Pöhlker klar. Nicht nur in den heißen Sommermonaten, in denen man gerne die etwas kühleren Morgenstunden für Fassadenarbeiten ausnützt, könnte das ein Pluspunkt sein. „Gerade auch bei einer Fassadensanierung im Bestand ist dies in Zeiten von Home-Office-Tätigkeiten sicherlich ein Aspekt“, sagt der Produktmanager. Und noch einen Vorteil sieht er für den Bauherrn: „Ohne Staub- und Schmutzbelastung sorgt Qju zudem für eine saubere Baustelle, was ebenfalls zur Bauherrenzufriedenheit beiträgt.“ Und was geschieht mit den leeren Klebeschaumdosen? „Die entleerten Klebeschaumdosen werden im Originalkarton mit zwölf leeren Dosen als Rücknahmeeinheit kostenlos im Rahmen des PDR-Recycling-Systems oder in jeder Brillux-Niederlassung angenommen und der Wiederverwertung zugeführt (weitere Infos zum PU-Schaumdosenrecycling: https://bit.ly/44vs8R0). Auch um die Dämmstoffreste auf der Baustelle kümmern wir uns und stellen entsprechende Restsäcke zur Verfügung, in denen der Verschnitt gesammelt werden kann. Wir holen sie dann nach Abschluss der Baustelle ab“, erfahren wir von Dirk Pöhlker.

Uns interessiert noch, für welche Anwendungsfälle das WDVS geeignet ist. „Qju ist eigentlich für alle Objekte geeignet – vom klassischen Einfamilienhaus bis hin zur Hochhausgrenze bis 22 Meter.“ Darüber wird eine Nichtbrennbarkeit gefordert, weshalb Mineralwolle- Dämmplatten eingesetzt werden müssen. Und es gibt eine weitere Grenze: „Die Aufdopplung von bereits gedämmten Fassaden ist mit dem WDV-System Qju zulassungstechnisch nicht abgedeckt, sodass hier konventionelle Systeme sowohl aus Polystyrol oder auch Mineralwolle zum Einsatz kommen“, erklärt Dirk Pöhlker.

Winkel und Nägel als Justierhilfen

Doch was hat es nun mit den eingangs erwähnten Fixierungswinkeln und -nägeln auf sich? „Die Qju-Fixierungswinkel und -nägel ermöglichen eine einfache, exakt lotrechte Justierung der Dämmplatten – ganz ohne lästiges Verrutschen bzw. Abdrücken“, erklärt Pöhlker. Wir wollen von ihm wissen, wie man dabei vorgeht. „Das Anbringen der Dämmplatten mittels der Fixierungswinkel ist mehr als einfach. Die Schutzfolie abziehen, den Winkel in gewünschter Position andrücken und fertig. Abschließend muss die Dämmplatte nur noch mit der Qju-Wasserwaage „Shorty“ ausgelotet und mit dem Qju-Fixierungsnagel ins Lot gestellt und fixiert werden.“ Der Fixierungswinkel aus Kunststoff „verschwindet“ dabei in der Hinterfräsung der Dämmplatten, sodass nichts übersteht. Die zum System gehörende kleine Wasserwaage (30 cm) hat einen Haken – der sich allerdings äußerst positiv auswirkt. Mithilfe dieses Hakens kann die Wasserwaage an der Vorderkante der Dämmplatte eingehängt werden. So bleiben beide Hände frei, um die Platte ins Lot zu bewegen und dann den Kunststoffnagel durch den Winkel in den Dämmstoff zu drücken.

Übrigens: Die Fixierungswinkel können, außer zur Fixierung der Dämmplatten in der Fläche, auch noch für weitere Zwecke eingesetzt werden, wie z. B. für die Abstützung der Dämmplatten im Sturzbereich von Öffnungen, beim Sockelanschluss oder auch seitlich bei Detailausbildungen im Bereich von Fensterbänken.

Armierung nach Wunsch

Nach der vollständigen Durchtrocknung des Klebeschaums (was bereits nach wenigen Stunden, spätestens aber nach einem Tag der Fall ist), können die Platten armiert werden. Hierfür bietet das Qju-System drei verschiedene Produkte an: zwei organische Armierungsmassen und ein Hybrid-Produkt. „Qjusion Organic 3712 ist die konsequente Weiterentwicklung der bisher bei Brillux verfügbaren organischen Armierungsmassen, gegenüber denen sich homogenere Oberflächen erzielen lassen. Der naturweiße Farbton ermöglicht es zudem, bei den meisten Schlussbeschichtungen auf die Putzgrundierung zu verzichten“, lässt uns Dirk Pöhlker wissen. Neben der Masse für den dünnschichtigen klassischen Aufbau hält Brillux ein weiteres organisches Armierungsprodukt vor: „Mit der Stützkorn-Variante Qjusion Organic SK 3726 kann eine Trockenschichtdicke von drei Millimetern erzielt werden – und das in nur einem Arbeitsgang“, erläutert Pöhlker und nennt die Vorteile organischer Armierungsmassen: „Qjusion Organic 3712 und Qjusion Organic SK 3726 sorgen nicht nur für eine hohe Widerstandsfähigkeit. Als Eimerware erhältlich entfällt auch das mühsame Anmischen.“ Die Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen ist bei der dickschichtigen Variante noch höher.

Die jüngste Produktentwicklung
Qjusion Hybrid vereint schließlich die Vorteile aus mineralischen und organischen Armierungsmassen – die sehr gute Durchhärtung und zügige Durchtrocknung auch bei widrigen Wetterbedingungen und die leichte Verarbeitbarkeit und hohe Elastizität und Widerstandsfähigkeit. Der größte Vorteil von Qjusion Hybrid ist für Dirk Pöhlker aber dieser: „Selbst bei großen Temperaturschwankungen ist ein Materialwechsel nicht nötig. Denn die Armierungsmasse lässt sich von einem bis 30 Grad Celsius Luft- und Objekttemperatur verarbeiten und ist bereits nach zwei bis vier Tagen überarbeitbar.“ Qjusion Hybrid besteht aus zwei Komponenten, die miteinander vermischt werden müssen, ist mit Fasern verstärkt, besitzt laut Hersteller eine hohe Füllkraft und durch das enthaltene Stützkorn werde die Schichtdicke gefördert.

Flexibel einsetzbar

Bei der Endbeschichtung/Gestaltung des WDVS kann der Verarbeiter aus einer großen Bandbreite wählen. „Der Gestaltung einer wärmegedämmten Fassade sind mit dem WDV-System Qju nahezu keine Grenzen gesetzt: Nicht nur bei der Wahl einer Farbe, auch bei der Entscheidung für ein Material stehen fast unendliche Möglichkeiten zur Verfügung – egal, ob man sich für einen speziellen Putz, ein besonderes Fassadenprofil, einen intensiven Farbton oder einen Flachverblender entscheidet“, zählt Pöhlker auf.

Ein Verarbeitungsvideo gibt es hier:
bit.ly/3HhsTTF


Foto: Brillux

Die Klebeschaum-Dose wird geschüttelt, dann schraubt man die Montagepistole auf und schon lässt sich der Klebeschaum aufbringen.


Foto: Brillux

Die mit Klebeschaum versehenen Dämmplatten werden in gewünschter Stellung angebracht und ausgerichtet.


Foto: Brillux

Die Klebefolien werden von den Fixierungswinkeln abgezogen und diese auf dem Untergrund im rechten Winkel zur Dämmplatte fest angedrückt.


Foto: Brillux

Mithilfe der Wasserwaage lotet man die Dämmplatte aus und befestigt sie mit einem Fixierungsnagel am Fixierungswinkel.


Dirk Pöhlker, Produktmanager WDVS bei Brillux

Durch den verarbeitungsfertigen Qju-Klebeschaum ist kein mühsames Anrühren erforderlich und zudem wird deutlich weniger Gewicht auf der Baustelle bewegt.

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